Bauer verunglückt bei Hofaufbau tödlich

von Redaktion

Die erste Adventskerze wird in Hundham zum Symbol der Trauer. Am Samstagmorgen ist ein 50-Jähriger beim Wiederaufbau seines erst im Sommer abgebrannten Bauernhofs bei einem tragischen Arbeitsunfall ums Leben gekommen. Die für denselben Tag geplante Dorfweihnacht wurde abgesagt. Der ganze Ort steht unter Schock.

Hundham – Eigentlich gibt es in Hundham am Samstagmorgen nur einen Ort, an dem gearbeitet wird: den Aufbau der Dorfweihnacht am Feuerwehrhaus. Jeder, der eine Hand frei hat, packt an. Doch plötzlich lassen die Helfer alles liegen und stehen, rennen los. Zu einer anderen Baustelle, keine 200 Meter entfernt.

Dort hat ein 50-Jähriger am Wiederaufbau seines im Sommer bis auf die Grundmauern abgebrannten Hofs gearbeitet. Als wäre der Großbrand nicht Schicksal genug gewesen, passierte an diesem Morgen ein tragisches Unglück: Der bei der Feuerwehr und in vielen Vereinen engagierte Hundhamer verstarb nach einem Arbeitsunfall trotz des schnellen Eintreffens von Ersthelfern und Rettungskräften noch auf der Baustelle.

Hundham
in Schockstarre

Ein Drama, das den Ort in Trauer und Schockstarre versetzt hat. Die bereits aufgebauten Buden der Dorfweihnacht blieben leer, doch die Menschen kamen trotzdem. Manche zum Reden, manche zum Beten, manche zum stillen Gedenken – und alle in tiefer Betroffenheit.

Noch am Samstagvormittag informiert die Gemeinde Fischbachau die Öffentlichkeit über die Absage des Christkindlmarkts wegen eines „tragischen Unfalls innerhalb der Feuerwehrfamilie“. Letztere postet in den sozialen Medien ein Bild mit einer Kerze. Nicht – wie geplant – als Einladung zur Dorfweihnacht vor dem ersten Advent, sondern als Zeichen der Anteilnahme am Tod eines Kameraden.

Was in Hundham durch den großen Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft bereits kurz nach dem Unglück jeder weiß, bestätigt das Polizeipräsidium Oberbayern Süd am Sonntagvormittag in einer Pressemitteilung. Am Samstagmorgen um kurz nach 8 Uhr habe der 50-jährige Hundhamer nach bisherigen Erkenntnissen auf seiner privaten Baustelle mit einem Kran Ziegelpaletten verladen wollen, als die schwere Last aus mehreren Metern Höhe von der Gabel fiel und ihn traf. Neben Rettungsdienst und Notarzt eilte auch die Polizei zum Unfallort. Doch trotz sofortiger Reanimationsmaßnahmen habe man dem Verunglückten nicht mehr helfen können.

Beamte des Kriminaldauerdienstes (KDD) aus Rosenheim hätten die Ermittlungen übernommen. Der Unfallort, der Kran und zugehörige Bedienelemente seien für weitere Untersuchungen gesichert worden. Hinweise auf die Beteiligung Dritter oder technische Mängel lägen bis dato nicht vor. Für die Hundhamer sind solche Details nur eine Randnotiz. Bei ihnen überwiegt die Fassungslosigkeit über das Schicksal des 50-Jährigen und seiner Familie. Er sei sein „Lebtag lang“ bei der Feuerwehr aktiv gewesen, habe sich in vielfältiger Weise im Dorf eingebracht, berichtet Feuerwehrvereinsvorsitzender Martin Stahl. Ob beim Maibaumaufstellen, bei den Goaßlschnalzern, im Leonhardikomitee oder in der Wegegemeinschaft: „Er war überall geschätzt und beliebt“, sagt Stahl. Auch wenn man bei der Feuerwehr viele Unfälle miterlebe: „Einen seiner eigenen Kameraden zu verlieren, ist das Schlimmste.“ Umso wichtiger sei die Anwesenheit des Kriseninterventionsteams (KIT) gewesen, das nicht nur die Familie des Verunglückten, sondern auch die Feuerwehrleute und andere Ersthelfer betreut habe. Als letzte Ehrerweisung hätten die Kameraden Spalier gestanden, als der verstorbene 50-Jährige von der Baustelle getragen wurde.

Der noch im Aufbau befindliche Markt sei umgehend zum Treffpunkt der Trauernden geworden, berichtet Hannes Hieke von der Dorfgemeinschaft. Mit der Verpflegung der Menschen durch das bereits eingekaufte und vorbereitete Essen und Trinken habe man zumindest etwas tun können, um den Schock besser zu verarbeiten. Auch beim Abbau hätten mehr als 100 Leute mitgeholfen. „Sie hatten Zeit, weil sie ja eh alle zur Dorfweihnacht kommen wollten“, erzählt Hieke. Die Absage der mühevoll geplanten Nachfolgeveranstaltung für den zuletzt vor drei Jahren abgehaltenen Hundhamer Christkindlmarkt sei bitter, aber angesichts der tragischen Umstände sofort beschlossene Sache gewesen.

„Einfach nur
fassungslos“

Das sieht auch Fischbachaus Bürgermeister Stefan Deingruber so. Er selbst sei „einfach nur fassungslos“, wie viel die Hundhamer Familie aushalten müsse. Erst habe sie ihr gesamtes Hab und Gut bei einem Großbrand verloren. Nach schneller Genehmigung des Wiederaufbaus habe sie wieder Hoffnung schöpfen können – und nun ein weiteres furchtbares Schicksal erlitten. Wie sich das anfühlen muss, sagt der Bürgermeister, „kann man sich nicht mal ansatzweise vorstellen“.

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