Wasserburg – Es hätte eigentlich eine nette Aktion werden sollen, wie Steffi König, Sprecherin von „wasserburg.bunt“, erzählt. Wie viele Vereine, Organisationen oder auch Unternehmen hat auch das parteiübergreifende Bündnis einen Christbaum für die Christbaum-Allee dekoriert. Der Baum, aufgestellt in der Färbergasse/Ecke Salzsenderzeile, steht seit vergangenem Donnerstag und ist getreu dem Namen des Bündnisses mit bunten Pompons geschmückt. Weithin sichtbar zieren außerdem Aufhänger mit dem Logo der Organisation die Tanne.
Als besonderes Schmankerl hatte das Bündnis blanke Holzsterne hingehängt, mit bunten Eddings daneben. „Unsere Unterstützer und auch andere Interessierte sollten die Sterne bunt oder mit ihren Logos bemalen können. Das war die Idee“, erklärt König.
Doch stattdessen wurden die Sterne missbraucht. Zwei Mitglieder hätten am Freitagmittag entdeckt, dass die Anhänger mit verfassungswidrigen, rechtsextremen und auch rassistischen Hetzparolen beschmiert worden seien. Darunter hätten sich auch mehrere Hakenkreuze und das N-Wort befunden, so König. Wahrscheinlich sei diese Tat zwischen 12 und 14 Uhr passiert. Inzwischen seien die Anhänger sichergestellt und zur Spurensicherung an die Polizei übergeben worden. Das Bündnis habe zudem Anzeige gegen unbekannt erstattet, was die Polizei Wasserburg auf Anfrage auch bestätigt. Der materielle Schaden liege zwar lediglich bei etwa fünf Euro, „aber darum geht es nicht“, so König. Solche Schmierereien seien verfassungswidrig und kein Kavaliersdelikt oder „Dumme-Jungen-Streich“, sondern eine Straftat. „Wir möchten ein Zeichen setzen, um Nachahmungen zu vermeiden“, betont König. Zum einen, weil sich „wasserburg.bunt“ sicher sei, dass die Schmierereien ein gezielter Angriff auf das Bündnis selbst waren. Dieses hatte sich 2017 laut eigenen Angaben zusammengeschlossen, um parteiübergreifend sowie mit Vereinen und Verbänden ein Zeichen für Toleranz und Demokratie zu setzen und Gesicht zu zeigen – für Menschlichkeit und ein friedliches Miteinander in Wasserburg. Bislang hatte das Bündnis eine solche Attacke zwar noch nie erlebt. „Aber es ist auch das erste Mal, dass wir in dieser Form öffentlich auftreten“, so König. Daher sei es für sie „sehr eindeutig“, dass das Aufbringen dieser Symbole auch eine Attacke auf die Werte und das Bündnis selbst gewesen sei. Außerdem möchte König auch die Christbaum-Allee selbst vor solchen Taten schützen.
Zumal sie schon gehört habe, dass zwischenzeitlich bereits ein Baum gestohlen worden sei. „Es ist eine so schöne Aktion. Kann man so was nicht einfach lassen?“, fragt König. Als Konsequenz hat das Bündnis die Eddings abgenommen, König bittet alle Besucher der Christbaum-Allee, die „Augen offenzuhalten.“
Sophia Huber