Palling – Die Wucht muss brutal gewesen sein. Die linke Seite des roten BMW ist völlig zerstört, das Dach des Autos ist zerfetzt, von der Windschutzscheibe ist kaum mehr etwas zu erkennen. Es sind Bilder, die die Einsatzkräfte wohl nicht so schnell vergessen werden. Selbst erfahrene Feuerwehrmänner nicht. „Es war kein schöner Anblick für die, die das anschauen mussten“, sagt Alexander Huber, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Palling, am Tag danach.
Am Mittwochabend wurden er und seine Kameraden zu einem schweren Verkehrsunfall gerufen. Gegen 19 Uhr war ein 18-jähriger Traunreuter mit seinem BMW auf der Staatsstraße 2093 zwischen Altenmarkt und Palling unterwegs. Bei ihm im Auto saßen zwei weitere junge Männer – 18 und 19 Jahre alt. Wie die Polizei Traunreut später mitteilen wird, passierte kurz vor Palling – im Bereich der Abzweigung zur Kreisstraße TS26 – die Tragödie.
Der Fahranfänger kam in einer Linkskurve nach rechts von der Straße ab, das Auto wurde über eine Leitplanke mehrere Meter durch die Luft geschleudert, kippte auf die rechte Seite und prallte frontal gegen einen Baum. Dort blieb das Wrack zwischen zwei Bäumen liegen. Der Aufprall war so heftig, dass das Dach des BMW abgetrennt wurde. Dabei erlitt der 18-Jährige so schwere Verletzungen, dass er noch an der Unfallstelle verstarb. Vermutlich war der junge Mann unmittelbar nach dem Aufschlag tot, sagt Alexander Huber. Der Kommandant und seine Kollegen hätten den 18-Jährigen – nach Rücksprache mit der Polizei – nach ihrem Eintreffen aus dem Auto geholt. „Wir haben uns neben der Straßensperrung und Verkehrsleitung um die Bergung des Fahrers gekümmert“, sagt Huber. Obwohl das Dach nicht mehr an seiner Stelle war, hätten die Feuerwehrmänner dennoch schweres Gerät gebraucht. „Das Fahrzeug war so verbeult, dass wir eine Seitenöffnung benötigten, um vernünftig hinzukommen“, berichtet der Kommandant. Die beiden anderen jungen Männer konnten sich schon kurz nach dem Unfall selbst befreien und den Notruf absetzen. Sie kamen mit mittelschweren Verletzungen ins Krankenhaus.
Warum der 18-jährige Traunreuter von der Fahrbahn abgekommen ist, dazu hat die Polizei inzwischen einen klaren Verdacht. „Der Fahrer ist mit überhöhter Geschwindigkeit in die Kurve gefahren“, sagt ein Sprecher der Traunreuter Polizei auf OVB-Anfrage. Wie schnell der junge Mann unterwegs war, könne er allerdings noch nicht beantworten. Das müssten jetzt die Ermittlungen und das technische und unfallanalytische Gutachten eines Sachverständigen zeigen, das die Staatsanwaltschaft Traunstein noch am Abend in Auftrag gegeben hat.
Ein Unfallschwerpunkt sei die Strecke zwischen Altenmarkt und Palling nicht, betont der Polizist. Das kann auch Christof Grundner, Kreisbrandrat für den Landkreis Traunstein, bestätigen. „Es ist jetzt nicht so, dass die Feuerwehr Palling an der Stelle vier- oder fünf- mal im Jahr draußen ist, das ist statistisch nicht erkennbar“, sagt der Feuerwehrmann.
Die Kurve sei auch nicht besonders gefährlich, sagt Grundner, der die Strecke selbst täglich fährt. An der Stelle ist ihm zufolge auch Tempo 100 erlaubt. „Ein wenig tückisch kann aber sein, dass die Straße in der Kurve ein bisschen weghängt und es im Winter da extrem kalt ist, sodass wir hier oft gefrierende Nässe haben“, berichtet der Kreisbrandrat. Dass das eine Rolle für den Unfall gespielt hat, hätten die bisherigen Ermittlungen der Polizei nicht ergeben. „Es war ein wenig neblig und die Sicht war etwas eingeschränkt, aber Glätte ist uns nicht bekannt“, sagt der Sprecher der Traunreuter Polizei mit.
Wie der Polizist weiter mitteilt, musste die Strecke nach dem Unfall für rund vier Stunden gesperrt werden. Außerdem waren zwei Kriseninterventionsteams vor Ort, um unter anderem die Angehörigen an der Unfallstelle zu betreuen. Allerdings hätten nicht nur sie die psychologische Unterstützung angeboten bekommen, sondern auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr.
Dafür sei ein eigenes Helferinterventionsteam des Kreisfeuerwehrverbands im Einsatz gewesen. „Das ist nicht bei jedem Verkehrsunfall üblich“, sagt Kreisbrandrat Christof Grundner. Das passiere nur dann, wenn es sich um schlimmere Situationen handelt oder auch unerfahrene Kameraden im Einsatz sind, die mit solchen Bildern noch nicht konfrontiert waren. In solchen Fällen könnten sich die Einsatzkräfte auch Tage danach noch ärztliche Hilfe holen.
Der Unfall am Mittwochabend wird den Einsatzkräften wohl so oder so im Gedächtnis bleiben. „Das kann schon belastend sein. Der eine steckt so etwas leichter weg, ein anderer hingegen weniger“, sagt Alexander Huber von der Pallinger Feuerwehr. Denn eines macht der Kommandant deutlich: „Das war kein alltäglicher Einsatz.“