Rosenheim – Christoph Fleischmann hatte an diesem Nachmittag die längste Anreise. Der Bereichsleiter Tarif und Vertrieb beim Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) kam extra aus München, um gemeinsam mit Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März und Landrat Otto Lederer über die Änderungen zum Fahrplanwechsel in Stadt und Landkreis Rosenheim zu informieren.
„Trotz angespannter Haushaltslage konnten wir das Angebot nicht nur sichern, sondern werden es auch weiter ausbauen“, sagte Lederer gleich zu Beginn. Das liege unter anderem daran, dass der MVV weiter wächst. So gehören im kommenden Jahr auch die Landkreise Garmisch-Partenkirchen, Mühldorf und Landshut sowie die kreisfreie Stadt Landshut zum Verbund dazu.
Auch Mühldorf
tritt dem MVV bei
Interessant ist für den Landrat vor allem der Beitritt von Mühldorf. Er erinnerte daran, dass es im Landkreis Rosenheim Arbeitnehmer im niedrigen vierstelligen Bereich gibt, die nach Mühldorf zum Arbeiten pendeln – oder in Mühldorf wohnen und zum Arbeiten in den Landkreis Rosenheim fahren müssen. „Durch den einheitlichen Fahrplan und Fahrpreis erhoffen wir uns natürlich schon, dass wir den ein oder anderen dazu bewegen können, aufs Auto zu verzichten und mit dem ÖPNV zu reisen“, sagte Lederer.
Neben der Verbunderweiterung gebe es mit dem neuen „Alpenbus“ auch ein deutliches Mehrangebot. „Es gibt drei neue Express-Buslinien, die an 365 Tagen im Jahr von früh bis spät fahren“, erklärte der Landrat. Bisher habe es beispielsweise kaum Möglichkeiten gegeben, von Rosenheim nach Miesbach zu fahren. Stattdessen habe man oft den Zug nach München nehmen müssen, um von dort irgendwie nach Miesbach oder Bad Tölz weiterzufahren. Mit dem „Alpenbus“ soll sich genau das ändern. „Pendler und Touristen können jetzt für vergleichsweise wenig Geld diese Buslinie nutzen“, so Lederer. Verbunden werden Murnau, Penzberg, Bad Heilbrunn, Bad Tölz, Gmund, Agatharied, Miesbach, Au bei Bad Aibling, Bad Feilnbach und Rosenheim.
Zusätzlich gibt es mehr Angebote rund um den Chiemsee – beispielsweise von und nach Prien. Besser erschlossen wird in Zukunft auch Brannenburg. So ist die Wendelstein-Zahnradbahn künftig sowohl aus Brannenburg als auch aus Nußdorf erreichbar. „Die Wendelstein-Zahnradbahn ist ein Touristenmagnet. Mit dem Angebot wollen wir dafür sorgen, dass die Gäste nicht unbedingt mit dem Auto kommen, sondern vielleicht mit dem ÖPNV anreisen“, sagte Lederer.
Neben den zahlreichen Neuerungen wird es auch einige Anpassungen geben. Heißt: Einige Fahrten werden gestrichen oder werden nur noch sporadisch angeboten. „Das liegt an der geringen Nachfrage, in Zusammenhang mit neuen Konzepten oder hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit“, erklärte der Landrat. Betroffen davon sind etwa die Linie 348 von Rosenheim nach Au bei Bad Aibling. Einzelne Fahrten – insbesondere an Samstagen – werden gestrichen. „Das ist aber nicht tragisch, da der Alpenbus einiges davon auffangen wird“, meinte Lederer. Auch die Linie 347 von Kiefersfelden nach Raubling wird vor allem samstags weniger fahren. Hier kann stattdessen auf den Zug gesetzt werden. „Das ist ein und dieselbe Fahrkarte“, erinnerte Lederer.
Ihm war es auch wichtig, aufzuzeigen, dass nur die Angebote eingestampft werden, die derzeit kaum genutzt werden. „Das, was neu hinzukommt, ist deutlich mehr, als das, was wegfällt“, sagte er. Insgesamt sei das Angebot dem Bedarf entsprechend weiterentwickelt worden. Ein Beispiel dafür: Die Fahrradmitnahme auf der Strecke von Rosenheim nach Mühldorf oder von Prien nach Aschau soll künftig kostenlos sein.
Des Weiteren sollen die digitalen Fahrgastinformationen weiter ausgebaut werden. So soll es unter anderem im Rosenheimer Stadtgebiet, aber auch an ausgewählten Stationen im Landkreis Rosenheim künftig digitale Anzeigen mit Echtzeit-Informationen geben. Geplant sind – Stand jetzt – die Orte Prien, Bad Endorf, Aschau, Bad Feilnbach, Vogtareuth, Stephanskirchen und Wasserburg.
Zahlreiche Neuheiten hatte auch Oberbürgermeister Andreas März zu verkünden. „Busfahren ist durch den MVV-Beitritt deutlich einfacher und wesentlich bequemer geworden“, sagte er. Ziel sei es jetzt, das Angebot noch weiter zu verbessern. Auch März nannte den neuen „Alpenbus“ eine „Bereicherung“ – vor allem für die Bewohner in Pang und rund um den Aicherpark.
Geplant sei, die Fahrzeiten auf einigen Linien noch weiter anzupassen. „Das sind teilweise bloß ein paar Minuten, aber dadurch gibt es mehr Zeit zum Umsteigen“, erklärte März. Hinzu kommt, dass die Nachtlinien dadurch stabiler und pünktlicher unterwegs sind. „Gleichzeitig wurden auf einzelnen Kursen die Anschlüsse in der Stadtmitte und am Bahnhof optimiert“, sagte Tobias Weiß, Geschäftsführer der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft.
Komplett neue Abfahrzeiten erhalten die Linien 403, 407 und 413. Durch die Verlegung der Abfahrtszeiten konnte einerseits der 15-Minuten-Takt auf der Kufsteiner Straße beibehalten werden und andererseits die Anschlüsse zu den Zügen verbessert werden. Die Linien 421 und 422 verkehren mit dem neuen Fahrplan wieder um 30 Minuten zueinander versetzt und ermöglichen dadurch wieder einen 30-Minuten-Takt für Aising, Pang und Schwaig.
Gute Nachrichten gibt es auch für die Rosenheimer Schüler. Auf der Linie 401 werden auf ausgewählten, stark ausgelasteten Kursen künftig Gelenkbusse eingesetzt. Zusätzlich wird für Schüler eine Fahrt um 13 Uhr ab der Hochschule eingeführt, die schnellstmöglich zum Bahnhof und anschließend in die Stadtmitte fährt.
Auf den Linien 402, 407 und 411 werden am Abend zusätzliche Fahrten eingerichtet, um die Umstellung auf die Nachtlinien angenehmer zu gestalten. Wieder unterwegs ist auch der Frühkurs der Linie 422, welcher auch die Züge erreicht, die um 5 Uhr vom Rosenheimer Bahnhof losfahren. Aufgrund zahlreicher Anfragen werden zudem die Stadtbuslinien 403 und 413 die Haltestelle am Happinger Feuerwehrhaus wieder bedienen.
Neben Bayern-WLAN in allen Bussen soll zukünftig auch gewährleistet werden, dass Busse am Bahnhof warten, für den Fall, dass Züge verspätet ankommen sollten. Läuft alles nach Plan, können Reisende im kommenden Jahr auch bargeldlos in den Stadtbussen bezahlen. „Ich freue mich sehr, dass Rosenheim an dem Pilotprojekt teilnimmt“, sagte Christoph Fleischmann vom MVV. So soll es künftig die Möglichkeit geben, beim Ein- und Aussteigen die EC- oder Kreditkarte zu zücken. Nach der Reise wird der entsprechende Betrag direkt vom Konto abgebucht. „Wir versprechen uns sehr viel davon“, sagte Fleischmann.
Stadt steckt drei Millionen
Euro in Infrastruktur
Und auch Andreas März sprudelte nur so von neuen Ideen. Geplant sei, in den kommenden Jahren insgesamt drei Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um die gesamte Infrastruktur zu verbessern. „Wir reden von Echtzeitanlagen, Sitzgelegenheiten und einem Witterungsschutz für die Haltestellen“, sagte er. „Innerhalb von drei Jahren soll das abgeschlossen sein. Es ist sehr ambitioniert, aber schauen wir mal“, fügte er hinzu. Außerdem habe die Stadt den MVV mit einer Überplanung des kompletten Liniennetzes beauftragt. Hier soll herausgefiltert werden, wo es möglicherweise zusätzliche Linien braucht und welche vielleicht nicht angenommen werden.
„Ich bin der Überzeugung, dass wir auf einem sehr guten Weg sind“, ergänzte der Oberbürgermeister. Fleischmann ergänzte, dass sich ab dem 1. Januar zwar die Preise im MVV erhöhen werden, es dafür aber zahlreiche Schmankerl gebe. So könnten alleinerziehende Eltern ihre Kinder beispielsweise in Zukunft kostenlos mit ihrer Tageskarte mitnehmen. Zudem wird es beispielsweise für Rosenheim das City-Ticket geben – eine Ergänzung zur Bahn-Fahrkarte, die eine kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ermöglicht.