Mühldorf/Altötting/Rosenheim – Am gestrigen Dienstag gab es in den Landkreisen Mühldorf und Altötting die dritte groß angelegte Kinderporno-Razzia des Jahres 2025. In den frühen Morgenstunden klingelten 25 Polizistinnen und Polizisten in den Landkreisen an 15 Haustüren, um die Wohnungen zu durchsuchen. Der Verdacht: Besitz und Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten. Ziel waren Männer im Alter zwischen 17 und 67 Jahren. Das teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in einer Pressemitteilung mit.
Monatelange
Ermittlungen
Die Beamten vollzogen die von der Staatsanwaltschaft Traunstein beim Ermittlungsrichter erwirkten Durchsuchungsbeschlüsse. „Das war das Ergebnis von wochen- und monatelangen Ermittlungen“, erklärt Polizeisprecher Daniel Katz auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Die weiteren Ermittlungen müssten jetzt ergeben, ob es zwischen den Beschuldigten Verbindungen gibt, ob sie zu einem Netz gehören oder Einzeltäter sind. Durchsucht wurden Objekte in Mühldorf, Neuötting, Töging, Feichten an der Alz, Emmerting, Winhöring, Marktl, Waldkraiburg, Burghausen, Burgkirchen, Unterreit und Haag, zählt Polizeisprecher Katz auf.
Die Ermittler stellten „umfangreiches Beweismaterial in Form von elektronischen Geräten, Mobiltelefonen und Speichermedien sicher, die nun aufwendig von IT-Forensikern ausgelesen und ausgewertet werden müssen“, schreibt Katz in seiner Pressemitteilung. Das kann dauern. „Das sind große Datenmengen“, sagt Katz.
Nach den Vernehmungen konnten alle Beschuldigten wieder nach Hause gehen, erklärt Katz. „Es gab keine freiheitsentziehenden Maßnahmen.“ Auch gab es keinen Antrag für einen neuen Haftbefehl, teilt Oberstaatsanwalt Dr. Rainer Vietze, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Traunstein, auf Anfrage mit. Sofortige Verhaftungen seien bei solchen Durchsuchungen „eher die Ausnahme“, schreibt Vietze, „da in der Regel zunächst die bei der Durchsuchung gesicherten elektronischen Datenträger ausgewertet werden müssen. Dies nimmt häufig sehr viel Zeit in Anspruch.“
Die weiteren Ermittlungen liegen jetzt bei der Kriminalpolizei Mühldorf unter Leitung der Staatsanwaltschaft Traunstein.
Bereits im April und im September gab es ähnliche groß angelegte Razzien in den Landkreisen Mühldorf und Altötting. Am 24. September durchsuchte die Polizei neun Objekte bei Männern zwischen 16 und 46 Jahren aus Burghausen, Altötting, Garching, Waldkraiburg, Neumarkt-St. Veit und Obertaufkirchen. Am 2. April waren 15 Beschuldigte im Alter zwischen 14 und 65 Jahren das Ziel.
Solche „konzertierten Durchsuchungsaktionen“ wurden 2024 und 2025 regelmäßig durchgeführt, schreibt Oberstaatsanwalt Vietze.
Zusätzlich gebe es auch an anderen Tagen Durchsuchungen. Die Zahl der Durchsuchungen werde statistisch nicht erfasst.
„Die Landkreise Mühldorf und Altötting sind nicht anders betroffen als andere Regionen“, erklärt Polizeisprecher Katz auf Nachfrage, seien kein besonderer Hotspot. Kinderpornografie sei ein „überregionales Phänomen“, dem die Polizei in allen Bereichen besondere Aufmerksamkeit widme.
Nach Polizeiangaben stieg die Anzahl der Straftaten im Zusammenhang mit der Verbreitung pornografischer Inhalte und speziell der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte meist stetig an. Von 2023 auf 2024 gingen die Zahlen von 697 Fällen auf 911 Fälle hoch: ein Plus von 30,7 Prozent.
„Um die Verbreitung von Kinderpornografie weiterhin konsequent zu bekämpfen, unternehmen Polizei und Justiz deshalb seit Jahren erhebliche Anstrengungen“, schreibt Polizeisprecher Katz in der Pressemitteilung. So habe das Polizeipräsidium Oberbayern Süd bei den drei Kriminalpolizeiinspektionen und der Kriminalpolizeistation Mühldorf eigene „Arbeitsgruppen Kinderpornografie“ eingerichtet.
Diese beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit allen Delikten im Zusammenhang mit dem Besitz und der Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie. Sie arbeiten eng mit den Staatsanwaltschaften und der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg zusammen, bei der bereits seit Oktober 2020 das Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet (ZKI) angesiedelt ist. Bei der Staatsanwaltschaft Traunstein sind eine Staatsanwältin als Gruppenleiterin und vier Staatsanwältinnen speziell für die Verfolgung kinder- und jugendpornografischer Straftaten zuständig.
Im Internet
nicht anonym
Die Staatsanwaltschaft und die Polizei bewerten das vorläufige Ergebnis der konzertierten Aktion als Erfolg im Kampf gegen Kinder- und Jugendpornografie. „Durch die Aktion wurde den Tatverdächtigen deutlich aufgezeigt, dass sie sich in der vermeintlichen Anonymität des Internets nicht sicher fühlen dürfen“, schreibt Polizeisprecher Katz.
Da hinter jedem Fall von Kinder- und Jugendpornografie Opfer und Schicksale stehen, würden Polizei und Justiz auch in Zukunft mit allen zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln daran arbeiten, den Straftätern das Handwerk zu legen.