Rosenheim – Leader – dieser Begriff ist im Landkreis kein ganz unbekannter mehr. Denn nicht wenige Gemeinden haben schon von diesem europäischen Förderprogramm profitiert. Nämlich immer dann, wenn es um Projekte ging, die mithelfen, den ländlichen Raum zu stärken und dabei über die eigentlichen Gemeindegrenzen hinausreichen.
Blaahaus, Wetterstollen
und andere Projekte
Bei der Leader-Arbeitsgemeinschaft Mangfalltal-Inntal, zu der 22 Gemeinden gehören, von Bad Aibling bis Stephanskirchen, zählen zu den in letzter Zeit verwirklichten Großprojekten etwa der Deisenrieder Wetterstollen oder die Sanierung des Blaahauses in Kiefersfelden. Auch die Gemeinde Rohrdorf gehört zu den Nutznießern: Dass das Achentaler Heimathaus seit 2019 einen Anbau hat, der für vielfältige Vereinsaktivitäten genutzt wird, ist nicht zuletzt Leader-Fördermitteln in Höhe von gut 160.000 Euro zu verdanken.
Den Antrag auf Förderung hat damals Simon Hausstetter ausgefüllt, der jetzt, als Bürgermeister Rohrdorfs, zum zweiten Mal zum Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft gewählt wurde. Er ist sozusagen ein Überzeugungstäter, der aus eigenem Erleben weiß, wie hilfreich Leader ist. Aber auch, dass vor jeder Förderungsbewilligung doch ein erheblicher Arbeitsaufwand steht: Der bürokratische Aufwand, der zu leisten ist, mag auch innerhalb der Arbeitsgemeinschaft manchem wie der bekannte riesengroße Berg aus Brei vorkommen, durch den man sich durchkämpfen muss, um ins Schlaraffenland zu kommen.
Die Bürokratie war deshalb auch auf der jüngsten Mitgliederversammlung der Leader-Arbeitsgemeinschaft (LAG) ein Thema, bei der vor allem aus zwei Gemeinden deutliche Kritik kam: aus Raubling und aus Flintsbach. Der Raublinger Bürgermeister Olaf Kalsperger kritisierte etwa das Leader-Verhalten, das seine Gemeinde beim Projekt der neuen TSV-Turnhalle erlebt habe. Da sei vorab Förderung in Aussicht gestellt worden, deren Höhe von 500.000 Euro hinterher wegen eines Formfehlers bei der Antragstellung gekürzt worden sei. Die damit fehlenden Euro seien somit zu Lasten des Gemeindesäckels gegangen. Ein Vorwurf, der von Stefan Lederwascher, Bürgermeister in Flintsbach, bekräftigt wurde: Die Anträge würden in der Regel von einfachen ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern erstellt, nicht von „Fach-Bürokraten. Deshalb sei etwas mehr „Kulanz“ bei der Bearbeitung der Anträge angemessen, wie er fand.
Auch Simon Hausstetter als Vorsitzender der LAG wie auch Gwendolin Dettweiler, die Managerin der LAG, sahen den Raublinger Fall als unglücklich an. Und auch die Tatsache, dass die LAG hier trotz aller Bemühungen auf den höheren Bewilligungsebenen nichts habe ausrichten können. Unter dem Strich bleibe Leader aber eine großartige Förderungsmöglichkeit. Und dass bei den Förderungssummen – es sind schließlich nicht selten mehrere hunderttausend Euro – eine gewisse Bürokratie verbunden sei, sei am Ende verständlich: Schließlich handele es sich auch bei EU-Mitteln um Steuergelder.
Besonders hingewiesen wurde aber auch bei dieser Sitzung wieder auf die Tatsache, dass es bei Leader auch durchaus einfacher gehe: immer dann, wenn für kleinere Projekte maximal 3.000 Euro benötigt werden. Dann ist der Antrag beinahe formlos zu stellen, die Förderung aber gerade für Vereine nahezu ideal, bei denen gute Projekte oft schon an geringen Summen scheitern.
Zehn neue Vorhaben
in der Umsetzung
Unterm Strich zeigte sich der Großteil der Vertreter aus den 22 Gemeinden deshalb von den Möglichkeiten, die diese europäische Projektförderung bietet, rundum überzeugt. Schließlich seien derzeit zehn neue Vorhaben in der Umsetzung begriffen, deren Förderung bereits bewilligt ist. Darunter mehrere Großprojekte wie der Umbau des Pruttinger Sportheimes oder der Anbau der Bergrettungswache in Oberaudorf. Zusätzlich befinden sich weitere Vorhaben im Antragsverfahren, etwa die Kieferer Krippenwerkstatt, die Außenkletterwand an der Kletterhalle „Basislager“ in Bad Aibling sowie die Errichtung einer Calisthenics-Anlage – gewissermaßen einem inklusiven Trimm-dich-Parcours – in Rohrdorf.