Sachranger Hof soll unter den Hammer

von Redaktion

Die Befürchtungen der Sachranger haben sich bestätigt. Es wird so schnell keine Logenplätze in ihrem Bergsteigerdorf geben. Der einstige Sachranger Hof soll unter den Hammer kommen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Kann die Zwangsversteigerung noch abgewendet werden?

Aschau – Seit vier Jahren ärgern sich die Sachranger über den Schandfleck direkt am Ortseingang ihres Bergsteigerdorfes. Nach dem Verkauf des Sachranger Hofes im Jahr 2021 verfiel die Immobilie. Dabei wurden ab 2022 Pläne geschmiedet, und jeder war glücklich, dass der beliebte Gasthof wiederbelebt werden sollte. „Der Sachranger Hof war jahrzehntelang der zentrale Anlaufpunkt für Geselligkeit und Begegnung zwischen Bürgern und Gästen“, beschreibt Herbert Reiter, Leiter der Tourist-Info Aschau und Sachrang. „Seit seinem Wegfall fehlt dem Dorf ein Stück gelebter Gastfreundschaft, ein Ort, der Gemeinschaft, Kultur und Genuss vereint.“

Geplant waren
50 Apartments

Also trieb die Gemeinde die Bauleitplanung für das Gelände voran, das die Projektgesellschaft Springwater Invest Sachrang GmbH & Co. KG gekauft hatte. Geplant waren zuerst 50 Apartments mit rund 100 Betten und Wellnessbereich sowie ein Restaurant und Biergarten. Der Baubeginn war für 2023 vorgesehen. Im Juli 2023 gab die Gemeinde dem Bauantrag ihr Einvernehmen. Im Mai 2024 lag die Baugenehmigung des Landratsamtes Rosenheim vor. „Ein hochwertiges und vielfältiges Bettenangebot ist für uns von besonderer Bedeutung“, betont Herbert Reiter. Gerade in Sachrang fehlten solche Kapazitäten. Ohne ein ortsnahes, nachhaltig geführtes Haus müssten die Gäste auspendeln. Das erhöhe nicht nur den Verkehr, sondern mindere auch die Aufenthaltsqualität und schwäche den Wander- und Radtourismus. „Ein revitalisierter Gasthof würde die Dorfstruktur sowie den sanften und nachhaltigen Tourismus in Sachrang stärken“, betont Reiter.

Im Rahmen des Projektes „Logenplatz Sachrang“ sollten alpine Lodges entstehen – mit „optimierter Infrastruktur“, mit „digitalem Concierge und Host-Gastgeber“, wie das Projekt 2024 auf der Homepage der Springwater Group beschrieben wurde. Auch ein Restaurant mit regionalen Spezialitäten war geplant. Im Oktober 2024 informierte die Springwater Group, dass „für den Start des Projekts noch verschiedene Marktteilnehmer für die Realisierung qualifiziert und im Nachgang Angebote und Verfügbarkeit geprüft werden“ müssten. Doch über Jahre bewegte sich in Sachrang nichts. Im Ort wuchs die Angst, dass der Sachranger Hof eine Investruine werden könnte. Doch der Investor bemühte sich weiter um die Realisierung des Projektes. Im Dezember 2024 informierte Jürgen Böhmler, geschäftsführender Gesellschafter der Springwater Group, auf OVB-Anfrage, dass für den Logenplatz in Sachrang noch „wirtschaftliche und finanzielle Punkte und das Betreiberkonzept für den touristischen Betrieb“ geklärt werden müssten.

Ein Jahr später schafft die Ankündigung des Amtsgerichts Rosenheim nun Klarheit darüber, dass im Wege der Zwangsvollstreckung Grundstücke und Immobilien an der Dorfstraße 3 in Sachrang öffentlich versteigert werden. Am 12. März 2026 kommen im Kurhaus Bad Aibling ab 9 Uhr insgesamt 3.688 Quadratmeter Gebäude- und Freiflächen unter den Hammer. Der Verkehrswert des Baugrundstücks „mit zu liquidierenden Gebäuden“ wird mit insgesamt 589.000 Euro angegeben.

Mit dieser Information kommt nun auch an die Öffentlichkeit, welche Rädchen sich im vergangenen Jahr im Hintergrund drehten. Im Mai 2024 hatte der Investor in Aschau angefragt, ob die Gemeinde damit einverstanden sei, wenn das Projekt über eine Eigentümergemeinschaft finanziert werden würde. Das wurde abgelehnt. Zu groß war die Sorge, dass in Sachrang kein Hotel, sondern teure Zweitwohnsitze entstehen würden. „Wir haben der Gemeinde verschiedene Möglichkeiten angeboten, aber alle Vorschläge wurden abgelehnt“, berichtet Jürgen Böhmler von schwierigen Verhandlungen und von Misstrauen: „Uns wurde immer unterstellt, dass wir in Sachrang Zweitwohnsitze errichten wollen.“

Zudem werde es zunehmend schwerer, Kredite aufzunehmen, kritisiert Böhmler und ist damit nicht allein. Nach Informationen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bewerten etwa 30 Prozent der mittelständischen Unternehmen die Maßstäbe der Finanzinstitute als „streng“ und das Bankverhalten in Kreditverhandlungen als „restriktiv“. In Deutschland gehe nichts mehr, sagt Böhmler. Fast jede Finanzierung scheitere. Deshalb ist auch das Ende des Projektes in Sachrang für ihn ein „Bankthema“. Dort sei die Entscheidung gefallen, das Projekt nicht weiterzuführen.

Mitte des Jahres 2025 erfuhr die Gemeindeverwaltung von der Wertermittlung der Liegenschaften des einstigen Sachranger Hofes. Nun ist es abgeschlossen. Ein Sachverständiger hat Immobilien und Grundstücke bewertet. Der Termin für die Zwangsvollstreckung steht fest. Das gesamte Objekt besteht aus fünf Flurstücken, von denen jedes einzeln erworben werden kann. Das größte Flurstück 115 ist mit 2.044 Quadratmetern direkt an der Dorfstraße 3 und wird mit einem Verkehrswert von 275.000 Euro bewertet. Das Flurstück 116/1 wird als Weg an der Dorfstraße beschrieben und umfasst eine Fläche von 251 Quadratmetern. Verkehrswert: 9.000 Euro. Noch kleiner ist das Flurstück 115/3 mit 146 Quadratmetern und einem angesetzten Wert von 7.000 Euro. Mit 290.000 Euro kommen auch das Flurstück 116 mit Gebäude- und Freiflächen von 1.015 Quadratmetern sowie das Flurstück 134/110 mit 232 Quadratmetern für 8.000 Euro unter den Hammer. Das Gebäude sei wirtschaftlich verbraucht, heißt es in der Beschreibung zur Zwangsversteigerung. Es werde als Liquidationsobjekt bewertet, das für einen Neubau freigemacht werden soll.

Die vier weiteren Grundstücke seien unbebaut und als Teil eines „Sondergebiets für Fremdenbeherbergung“ ausgewiesen.

Die Springwater Group will den Logenplatz in Sachrang noch nicht aufgeben. „Wir arbeiten für das Projekt intensiv an einer tragfähigen Gesamtlösung“, kündigt Böhmler an. „Wir erwarten, dass diese zeitnah vorliegen wird. Geplant sei die Ablösung des Kredites bei der Bank, die die Zwangsvollstreckung betreibt. Dadurch soll verhindert werden, dass das Grundstück zwangsversteigert wird. „Der für März angesetzte Termin verliert voraussichtlich seine Grundlage“, so Böhmler. Die Realisierung des Projekts sei weiterhin geplant und solle nach dem Winter starten. „Hintergrund der aktuellen Situation ist die außergewöhnlich schwierige Marktphase im Immobiliensektor, die in den vergangenen Jahren zahlreiche Projektentwicklungen vor Herausforderungen gestellt hat“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter der Springwater Group und versichert: „Alle Beteiligten arbeiten an einer stabilen und nachhaltigen Struktur, um das Projekt wie vorgesehen umzusetzen.“ Die Hoffnung bleibt, dass wieder ein Gastronomie- und Beherbergungsbetrieb entsteht. „Davon würde der Ort in jeder Hinsicht profitieren – wirtschaftlich, touristisch und gesellschaftlich“, betont Herbert Reiter. „Der Sachranger Hof fehlt – als Herzstück und Wertschöpfungsmotor im Gemeindeteil Sachrang.“

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