Ab jetzt in der Champions League

von Redaktion

In der Münchner Residenz wurde gestern die UNESCO- Welterbe-Urkunde für die Märchenschlösser König Ludwigs II., inklusive Herrenchiemsee, offiziell übergeben. Was die Auszeichnung für die Einheimischen bedeutet und welche Fragen für die touristische Zukunft der Region sie aufwirft.

München/Chiemsee – Nach dem Festakt hieß es im prächtigen Kaisersaal der Münchner Residenz Anstehen für die versammelte Politik-Prominenz aus der Chiemsee-Region. Jeder wollte sich mindestens einmal mit der auf einem holzfarbenen Stativ aufgestellten UNESCO-Welterbe-Urkunde ablichten lassen. „Das Welterbe-Komitee hat aufgenommen: Die Schlösser von König Ludwig II. in Bayern: Neuschwanstein, Linderhof, Schachen und Herrenchiemsee auf die Welterbe-Liste“, stand dort geschrieben.

Söder schwärmt vom
„Bavarian Way of Life“

Als Datum auf dem Dokument war der 16. Juli vermerkt, an dem in der Region nach dem Bekanntwerden der UNESCO-Entscheidung von Paris schon einmal gefeiert worden war.

Am gestrigen Montag wurde die Urkunde nun von Florian Hahn, Staatsminister im Auswärtigen Amt, im Namen der UNESCO und der Bundesrepublik Deutschland ganz offiziell an Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder übergeben. „Ludwig II. war ein Träumer, der Bayern zum Traumland und Sehnsuchtsort gemacht hat. Die Schlösser fügen sich in die Traumkulisse ein“, erklärte der Landesvater in seiner Festrede. Söder schwärmte vom „Bavarian Way of Life“, der auch eine Mischung zwischen „Monarchie und Anarchie“ sei.

Ein wenig unkonventionell ging es dann nach dem einstündigen Festakt samt wohltönender Blasmusik auch beim Kampf um ein Foto mit der UNESCO-Welterbe-Urkunde zu. Schließlich, nachdem die ganz wichtigen Schnappschüsse mit Markus Söder geschossen waren, versammelten sich die wichtigsten „Fans“ von Schloss Herrenchiemsee auf der Bühne.

Der Rosenheimer Bundestagsabgeordnete Daniel Artmann lächelte genauso in die Kamera wie Inselbürgermeister Armin Krämmer oder Landrat Otto Lederer. „Damit geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Dass Herrenchiemsee nun zum Weltkulturerbe gehört, ist eine Würdigung – aber zugleich auch ein Auftrag für die Zukunft. Wir müssen dieses Kleinod noch erlebbarer machen“, sagte Lederer dem OVB. Es sei jetzt wichtig, Qualität und nachhaltigen Tourismus in der Chiemsee-Region zu fördern.

Hoffnung auf mehr
Touristen – und mehr Geld

Auf positive Effekte hofft auch Priens Bürgermeister Andreas Friedrich. „Im Vergleich zu den Besucherzahlen von Neuschwanstein oder Linderhof führt Herrenchiemsee noch ein Schattendasein. Wir haben jetzt etwa 340.000 Besucher – das waren schon mal fast doppelt so viele“, so Friedrich: „Wir hoffen, dass sich die Zahlen stabilisieren und werden deshalb auch als Gemeinde in die Werbung gehen.“ Schließlich, so hatte das Bayerns Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume in seiner Rede wunderschön formuliert, „haben wir uns nun für die Champions League der Denkmäler der Welt qualifiziert“. Bedeutet das aber neben hoffentlich mehr Touristen aus aller Welt und Millionen-Mehreinnahmen auch Probleme für die Herreninsel mitten im Chiemsee?

„Natürlich ist der UNESCO- Status Auszeichnung, Ehre und bringt hoffentlich auch mehr Geld in die Kassen. Aber wir haben aus Sicht der Einheimischen auch immer Angst vor noch mehr Touristen auf der Insel“, kommentierte Insel-Bürgermeister Armin Krämmer im Gespräch mit dem OVB. Momentan gäbe es jedoch keine Probleme, der Ansturm halte sich auch nach dem Bekanntwerden des UNESCO-Siegels für Herrenchiemsee (noch) in Grenzen.

Einer der Väter der UNESCO-Entscheidung für Bayerns Märchenschlösser samt Herrenchiemsee saß beim Festakt am Montag nur in der dritten Reihe hinter all den Ministern und anderen wichtigen Politikern der Stunde: Klaus Stöttner.

Am 10. Mai 2007 hatte der damalige bayerische Landtagsabgeordnete für Rosenheim als Federführer gemeinsam mit dem Traunsteiner Stimmkreisabgeordneten Alois Glück, dem heutigen bayerischen Innenminister Joachim Herrmann, Ludwig Spaenle sowie zwei Vertreterinnen aus dem Allgäu im Bayerischen Landtag den Antrag gestellt, König Ludwigs Schlösser als UNESCO-Weltkulturerbe vorzuschlagen. 

Nach 18 Jahren
erfüllt sich ein Traum

„Alles hat in einem Café in Prien – ich glaube, es war das Neuer am See – angefangen. Ich war damals noch ein jüngerer Landtagsabgeordneter und saß mit dem damaligen Priener Bürgermeister Lorenz Kollmannsberger und Dr. Werner Schnappauf, damals bayerischer Umweltminister, zusammen“, erzählte Stöttner einmal im Gespräch. Das Trio trank einen Kaffee und war sich einig, dass die bayerischen Königsschlösser von Märchenkönig Ludwig II. doch eigentlich zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören müssten. Nach 18 Jahren hat sich nun dieser Traum erfüllt.

„Natürlich ist das ein toller Tag für mich – aber vor allem für die ganze Region“, sagte Stöttner, der Präsident des Verbands von Tourismus Oberbayern ist. Man müsse jetzt – ganz im Sinne von Märchenkönig Ludwig II. – bei der Vermarktung von Schloss Herrenchiemsee „Lederhose und Laptop, Tradition und Zukunft“ zusammenbringen. Dann verabschiedete sich Stöttner zum anschließenden Staatsempfang mit Häppchen und Getränken, natürlich war da sein Foto mit der UNESCO-Welterbe-Urkunde auf dem Handy längst verewigt.

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