Eigentlich bin ich an diesem Tag nur ins Pfarrbüro gefahren, um effizient zu arbeiten. Eine größere Anzahl Dokumente musste dringend gedruckt werden. Nebenbei sollte noch eine Reihe Mails hinausgehen. Dann ging auf einmal nichts mehr. Durch ein Missgeschick auf der Baustelle nebenan waren Internet- und Telefonverbindung plötzlich lahmgelegt. Arbeiten am Handy wäre noch möglich gewesen – irgendwie. Aber doch sehr eingeschränkt und mühsam. So beschließe ich, in die Stadt zu gehen. Beim Überqueren des Christkindlmarkts treffe ich eine Familie, die ich vor Kurzem auf einem schweren Weg begleitet hatte. Am Mittertor ergibt sich ein längeres Gespräch mit einer Frau, die vor Jahren in meiner Trauergruppe war und die mir von ihrem Weg zurück ins Leben erzählt. Die menschlich tiefste Begegnung aber wartete im Drogeriemarkt. Zwischen den Regalen kommt ein Mann auf mich zu, der offensichtlich etwas auf dem Herzen hat. Eine schwere Erkrankung fordert ihn existenziell heraus.
Sie stellt sein Leben gerade völlig infrage. Eigentlich ist der Drogeriemarkt kein Ort für ein Seelsorgegespräch. Aber es ergibt sich eines. Sogar ein sehr langes und berührendes. Es hätte im Pfarrhaus nicht stattgefunden, denn der Mann wäre dort nicht vorbeigekommen. Nach einer Stunde komme ich nachdenklich ins Pfarrhaus zurück. Zwar habe ich fast nichts eingekauft, bin dafür aber menschlich reich beschenkt worden. Nun weiß ich auch, warum der Himmel an diesem Vormittag das Internet gekappt hatte. In der Stadt war in der Begegnung mit den Menschen viel Wichtigeres zu tun.