Klepper-Museum soll wieder Fahrt aufnehmen

von Redaktion

Zwei Versammlungen des gleichnamigen Vereins ergeben neue Perspektiven für Erhalt und Betrieb

Rosenheim – Es ist seit Längerem geschlossen, das Klepper-Museum im Rosenheimer Klepperpark. Seit Oktober traf sich nun zweimal der Verein, der das Museum verantwortet. Bei der Jahreshauptversammlung eröffneten sich erfreuliche neue Perspektiven, die kürzlich bei einer außerordentlichen Versammlung konkretisiert wurden: Hans Klepper, Enkel des Gründers Johann Klepper (1868 bis 1949), wurde einstimmig als Vorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit gewählt. Klepper erklärte, er fühle sich seiner Familientradition verpflichtet, dieses Museum zu erhalten und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.

Großbrand im
Produktionsgebäude

Sigrid Friedrichs, Vereinsvorsitzende des Museumsvereins, war bis zum Verkauf der Klepper-Faltbootwerft AG 2020 an das Hamburger Unternehmen Klepper Lifestyle GmbH als Verwaltungsangestellte des Unternehmens tätig. Nach einem Großbrand 1995 im damaligen Produktionsgebäude war 2001 gegenüber im letzten historisch unveränderten ersten Stockwerk der Werke das Museum neu aufgebaut worden. Friedrichs hatte dort ihr Büro und den Schlüssel für die nebenan befindliche Sammlung.

Die umfangreiche Ausstellung der Produkte des einstmals größten Rosenheimer Arbeitgebers umfasst vom sagenumwobenen Kleppermantel über die Zelte bis zum Wohnzeltanhänger „Piroschka“ rund 60 Faltboote, darunter auch Exemplare konkurrierender Hersteller. Es gibt dort auch eine Spezialbibliothek, historische Flusswanderkarten sowie zahlreiche Schautafeln historischer Dokumente. Nach der aus privaten Gründen erfolgten Übersiedlung von Friedrichs nach Baden-Württemberg musste mangels Personal der Zugang geschlossen werden; die Ausstellung konnte seitdem nicht mehr besucht werden.

Ein erstes Gespräch über die Zukunft des Museums hatte im Februar zwischen Ursula Isbruch, der stellvertretenden Vorsitzenden des Museumsvereins, und Andrea Krammer, der Leiterin des städtischen Museums der Stadt Rosenheim, stattgefunden. Seitens der Stadt wurde grundsätzliches Interesse am Erhalt der Sammlung betont. Dabei wurden auch Brandschutzprobleme thematisiert.

Im Juni war bei einem Treffen der Vorsitzenden Friedrichs mit dem Kulturreferenten der Stadt, Wolfgang Hauck, und Museumsleiterin Krammer über die Übergabe der Sammlung als Schenkung an die Stadt gesprochen worden. Dazu hätte es die Zustimmung des Vereins sowie andererseits des Stadtrates gebraucht. Vom Verein wären dazu zahlreiche Vorgaben zu erfüllen gewesen. Eine Fortführung des Museums am bisherigen Standort war zu diesem Zeitpunkt für den Verein auf Dauer weder wirtschaftlich noch organisatorisch möglich. Seitens der Stadt sei es möglich, so die Konzeption, die Sammlung einem geplanten neuen Sammlungszentrum in Sonderführungen oder Sonderausstellungen zugänglich zu machen.

Bei der Jahreshauptversammlung Ende Oktober unter Leitung von Sigrid Friedrichs wurde als Gast Matthias Baubkus, der Eigentümer und Vermieter des Klepperparks, begrüßt. Anwesend war auch Oliver Bungers, Präsident des Bayerischen Kanuverbandes. Die finanzielle Lage des Vereins, der aktuell 21 Mitglieder zählt, zeigte sich zu diesem Zeitpunkt laut Dr. Felix Isbruch, Vertreter und Sohn der Zweiten Vorsitzenden und Kassenwartin, als nach wie vor besorgniserregend, da die Ausgaben für Miete und Versicherungen weiterhin die Einnahmen deutlich überstiegen.

Nach der einstimmigen Entlastung der Vorstandschaft sorgte die Aussage von Vermieter Baubkus, dass es hinsichtlich des Brandschutzes keinerlei Probleme gebe, für Erleichterung. Er erklärte, dass nach einer Begehung mit seinem Architekten, dieser dargelegt habe, es handele sich hierbei nicht um ein öffentlich zugängliches Museum, sondern um einen Ausstellungsraum ohne besondere Auflagen. Es seien zudem die zwei vorgeschriebenen Fluchtwege vorhanden: Neben dem großen Treppenhaus gebe es eine Fluchtmöglichkeit über die großen Fenster der Gebäuderückwand.

Räume werden
kostenlos bereitgestellt

Da hier eine Fahrstraße verläuft, könne von dort aus die Feuerwehr aufleitern. Außerdem betonte Baubkus sein Interesse, auch aus historischen Gründen das Museum im Klepperpark zu erhalten und die Räume dem Verein nunmehr kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das gelte bereits rückwirkend für das laufende Jahr.

Hans Klepper will sich um finanzielle Unterstützung bemühen und stehe auch für das Amt für Öffentlichkeitsarbeit im Vorstand zur Verfügung. Um die finanzielle Lage zu verbessern, wurde vorgeschlagen, den jährlichen Mitgliedsbeitrag von 51 Euro auf 100 Euro zu erhöhen. Um dieses und mehr zu beschließen, legte die Versammlung fest, dazu kurzfristig eine außerordentliche Versammlung anzuberaumen, die nun unter Versammlungsleitung von Schriftführer Thomas Blume in Vertretung der Vorsitzenden beschlussfähig zusammenkam. Dabei wurde einstimmig Hans Klepper als Vorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit gewählt; ebenso einstimmig wurde auch die Beitragserhöhung auf 100 Euro beschlossen.

Hans Klepper hatte zur Sitzung verschiedene Materialien und Werkzeuge seines Großvaters mitgebracht, darunter auch eine Schere, mit der Johann Klepper die besonders massiven Stoffe zugeschnitten hatte. Auf ihr sind sogar die Daten der „Dienstzeit“ dieses Spezialwerkzeugs eingraviert. Das frisch gewählte Vorstandsmitglied schlug dazu vor, eine eigene Vitrine zu Person und Wirken seines innovativen Vorfahren zu gestalten. Geplant ist, zur Sommersaison das Museum wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. hh

Klepper-Faltboote – die Weltmarke aus Rosenheim

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