„Und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“ Mit diesen Worten endet das Weihnachtsevangelium, das ich heute Abend in der Christmette vortragen darf. Worte, die mich jedes Jahr neu berühren. In den Tagen vor Weihnachten habe ich diese Verse bereits bei der Überbringung der Kommunion in den Häusern der Kranken immer wieder vorgelesen. Mehrmals täglich. Eine alte Dame unterbricht mich dabei und meint: „Dann sind wir wohl nicht in seiner Gnade. Weil wir ja keinen Frieden haben!“ Dieser Satz geht mir noch lange nach. In einer anderen Übersetzung heißt der letzte Vers der Weihnachtsbotschaft übrigens: „Und auf Erden ist Frieden – bei den Menschen, die guten Willens sind.“ Wenn ich darüber nachdenke, eine noch tiefere Aussage: Braucht es zu einem echten Frieden nicht auch die eigene Bereitschaft dazu? Tatsächlich kann doch erst dann die Gnade überhaupt wirksam werden.
Am letzten Kindergartentag vor den Ferien überrascht mich dazu ein Krippenspiel unserer Vorschulkinder. Am Ende kommen sie alle als Tiere verkleidet zur Krippe. Nun sitzt die kleine Katze friedlich neben der Maus, der große Hund neben der Katze und der Käfer angstfrei neben dem Storch. Alle sind heute „guten Willens“. Zumindest an der Krippe ist Friede. Wo das Heilige auf der Welt ist, tritt alles andere in den Hintergrund. Das offene und bereite Herz dafür würde ich so vielen zerstrittenen Menschen und verfeindeten Völkern am heutigen Heiligabend gerne wünschen. Guter Wille und Gottes Gnade zusammen können auch dort ein neuer Anfang sein.