Oberaudorf – „Die traurige Nachricht gleich am Anfang. Zu Weihnachten werde ich nicht am Hocheck in Oberaudorf Höhenmeter sammeln“, gab „Mr. Weltrekord“ Christian Flühr gegenüber unserem Reporter bekannt. Grund dafür ist Schneemangel. „Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“
Hintergrund ist der Plan, seinen 15. Skiweltrekord aufzustellen. In 250 Tagen will der Extremsportler 3,2 Millionen Höhenmeter auf verschiedensten Skipisten zwischen dem Allgäu und Armenien sammeln. Seit dem 10. November sammelt er dazu bereits Höhenmeter am Sudelfeld. „Ich fahre täglich über 60-mal mit dem Lift nach oben und mit Power nach unten“, rechnet Flühr vor. Die ersten 500.000 Höhenmeter sind bereits geschafft. „Es läuft hier am Sudelfeld richtig gut.“
Transparente Überwachung
und treue Begleiter
Damit alles mit rechten Dingen zugeht, werden alle Bewegungen streng und transparent registriert. Dazu hat er für alle Interessierten eine App entwickelt. Jeder kann ihn auf seinem Live-Ticker auf seiner Webseite verfolgen.
Helfer braucht es dazu natürlich auch: „Mich begleiten immer Freunde und Kontrolleure, insgesamt 40 Personen.“
Seine besondere Hilfe ist dabei der Skibegleiter Josef Waller aus Niederaudorf, in der Region besser bekannt als der Kaindlwirt. Mit ihm zusammen hat er auch die Idee für diesen Skiweltrekordversuch entwickelt. „Seit Jahren ist er einer meiner treuesten Begleiter und ein Freund.“
Waller ist auch derjenige, der aufpasst, dass alles gefahrlos funktioniert: „Schnelle Abfahrten gibt es nur, wenn die Piste rund um den Christian frei ist.“ Dann zeigt Flühr auch, warum er der „Bond auf Brettern“ genannt wird. Aus „gut unterrichteten Kreisen“ haben wir erfahren, dass da schon mal dreistellige Stundenkilometer erreicht werden.
Einen der Gründe sieht Christian Flühr in seinem Gewicht. Wie die meisten Skirennläufer hat er nicht die Figur eines Langlaufsportlers: „Je mehr Gewicht, umso schneller zieht es einen den Berg runter“, scherzt er.
Viel Zeit verbringt er im Sessellift, schließlich muss er jeden Tag doppelt so viele Fahrten absolvieren wie ein fleißiger Tagesskifahrer. Neben ihm sitzen dabei nicht nur seine offiziellen Begleiter, sondern auch viele Skigäste. Da macht er so manche Bekanntschaft, was dem kontaktfreudigen „Mr. Weltrekord“ sehr entgegenkommt. „Jeder Tag, an dem ich nicht mindestens drei neue und nette Menschen kennenlerne, ist ein verlorener Tag“, verrät er. Da wundert es nicht, dass während des Gesprächs mit unserem Reporter ein ständiges „Hallo“ und „Servus“ nicht ausgehen. Man kennt ihn inzwischen in der Skifahrerszene bestens. Und am Ende eines jeden Tages ist jeder Skifahrer mindestens einmal mit ihm im Lift gesessen.
Harte Routine und
wichtige Unterstützung
So entspannt, wie es sich anhört, ist es allerdings in der täglichen Routine nicht. Um sein Soll an Höhenmetern zu schaffen, muss er morgens der Erste am Lift sein („Das frühe Aufstehen macht mir nicht wirklich Spaß“) und fährt als Letzter über den Hang: „Das geht an die Kondition und in die Gelenke.“
Da traf es sich gut, dass ihn am Pressetag seine Physiotherapeutin Sandra Gutheil besuchte, zusammen mit ihrem Vater Dr. Eberhard Gutheil, dem mehrfachen WM-Skifahrer der Ärzte. Später kamen noch die Eltern von „Mr. Weltrekord“ hinzu, und man kehrte zu einem zünftigen Mittagessen in der Alm ein. Augenzwinkernd meinte Flühr: „In den letzten Tagen lief es besonders gut. Da habe ich mir ein Zeitpolster rausgefahren.“