Rennfeuer-Festival in Kolbermoor

Rennfeuer: Die Funken spritzen

von Redaktion

Die Feuer lodern, Funken spritzen – es ist Leben eingezogen beim Rennfeuer-Festival auf dem Sportgelände am Rothbachl. Zwölf Teams aus sieben Nationen haben dort ihre Rennöfen nach altem Handwerk errichtet und zeigen noch bis Sonntag, wie Jahrtausende lang aus Eisenerz das begehrte Metall Eisen gewonnen wurde.

Kolbermoor – Seit Tagen liefen auf dem Sportgelände am Rothbachl hinter dem Aldi-Lebensmittelmarkt die Vorbereitungen für das Rennfeuer-Symposium, das erstmals in Kolbermoor ausgerichtet wird. Die Besonderheit: Es wird ein uraltes Handwerk demonstriert, nämlich wie aus Erz Eisen gewonnen wird.

Auftakt des Rennfeuer-Symposiums war Mittwochabend mit einem Empfang im Rathaus. Dort zeigte sich Bürgermeister Peter Kloo hoch erfreut, dass es gelungen ist, diese sehr besondere internationale Veranstaltung in die Mangfallstadt zu holen. Er bewertete die Vergabe nach Kolbermoor als ein deutliches Zeichen dafür, welchen Ruf und welche Anerkennung sich die Stadt in der Welt der Schmiede in den zurückliegenden Jahren erworben hat. Kloo, gleichzeitig Präsident des Rings der Europäischen Schmiedestädte, freute sich zudem, dass mit dem Symposium und damit dem Zusammentreffen von so vielen Nationen wieder ein Stück europäische Verständigung gelungen sei.

Als Vertreter der Organisatoren, des in Kolbermoor angesiedelten Fördervereins Europäisches Zentrum für zeitgemäße Metallgestaltung, ansonsten Ausrichter der Schmiede-Biennale, führten Christian Poitsch und Metallgestalter Peter Elgaß in die Veranstaltung ein. Poitsch rief zudem die Gäste dazu auf, Botschafter für die Veranstalter zu sein und dafür zu werben – „denn es ist schwer erklärbar, was hier passiert, man muss es einfach erleben. Und dann ist es wirklich faszinierend“, so Poitsch. „Die Leute, die bereits da waren, sind gefangen.“

Schmiede-Experte Elgaß stellte sodann die zwölf beteiligten Teams aus sieben Nationen vor, die teils aus Hobby und Leidenschaft sich mit dem Thema Rennfeuer beschäftigen, andere vertreten ein Freilichtmuseum, wieder andere werden von einer niederländischen Stahlfirma unterstützt und die Vertreter aus Luxemburg beschäftigen sich gar wissenschaftlich auf dem Gebiet, nehmen Messungen und Untersuchungen vor.

Team baute über Nacht einen Ofen

Vor Ort in Kolbermoor sind: das Team Oberburg aus der Schweiz, das Team Eisenzeit aus Luxemburg/Deutschland, Team Tannert/Berghammer aus Deutschland, Equipe de Frane de Metallurgie Ancienne (EFMA) aus Frankreich, Team Grube Fortuna aus Deutschland, Team Sachsenhof Greven aus Deutschland, Team Germanisches Museum Elsarn aus Österreich, Team Furnace Fortune Styria aus Österreich, Team Laanbroek/Tijhuis „Tata Steel“ aus den Niederlanden, das WestSide-Team aus Frankreich, Team „412 BC Iron Makers“ aus den Niederlanden und das Team Haps, ebenfalls aus den Niederlanden.

Nach dem offiziellen Empfang ging es sodann aufs Gelände – und so konnten die Gäste hautnah das Jahrtausende alte Procedere der Eisengewinnung miterleben. Denn: Ein Team aus Frankreich war bereits am Vortag angereist, hatte flugs seinen Rennofen aus Ziegeln und Lehm gebaut, ihn über Nacht ausgebrannt und den Mittwoch über genutzt, um darin das Kohle-Eisenerz-Gemisch zu erhitzen – womit in den Abendstunden schon die erste „Ernte“ miterlebt werden konnte: Sie stachen ihren Ofen fachmännisch an, wodurch die Schlacke, also das „schlechte Material“, abfließt. Im Ofen zurück bleibt der gewonnene Eisen-Brocken („Luppe“), angesichts der Hitze von bis zu 1300 Grad Celsius glühend heiß, der wiederum entnommen und umgehend behandelt wird: Kohlereste und überflüssiges Material werden abgeschlagen, dann wird das Eisen mit dem Hammer verdichtet – und je nach Verwendung zu Blöcken geformt oder zu einem „Doppelspitz“, um diesen dann weiterzuverarbeiten.

„Im Prinzip handelt es sich bei der Veranstaltung um die Vorstufe zu unserer Schmiede-Biennale“, freut sich darüber Peter Elgaß. „Man kann live miterleben, wie früher Eisen gewonnen wurde.“

Nicht ganz so zufrieden mit dem Ergebnis von Mittwochabend war indes das Team aus Frankreich – das gewonnene Eisen habe nicht ihren Qualitätsansprüchen von einem „richtig guten Eisen“ entsprochen, wie Christian Poitsch verriet – ein Umstand, den natürlich keiner der Zuschauer bemerkt hat.

Und dennoch: Die französischen Teilnehmer wollen nun eruieren, was die Gründe für die suboptimale Qualität sind – und die können vielfältig sein: „Das kann abhängig sein vom Eisenerz, aber auch, wie viel Kalk der für den Ofen verwendete Lehm enthält, die Eisengewinnung ist eine Wissenschaft für sich“, erklärt dazu Organisator Poitsch. Möglicherweise hatte der kalkhaltige Lehm aus der Region Auswirkungen auf den Gewinnungsprozess. „Deshalb ist es jedes Mal spannend, wenn der Ofen geöffnet wird, ob alle Faktoren gepasst haben und das Eisen von guter Qualität ist“, so Poitsch.

Kolbermoorer Seeton wird verarbeitet

Denn das Kolbermoorer Festival bietet eine weitere Besonderheit: Angeboten wird nicht nur zugekaufter Lehm, der aus Pulver angerührt wird, sondern auch original Kolbermoorer Seeton – der im Bereich Teufelsgraben ausgebaggert wurde. Ein Team aus den Niederlanden hat sich bereits rangewagt – und einen Rennofen rein aus Kolbermoorer Seeton errichtet. Es bleibt nun abzuwarten, welche Qualität das daraus gewonnene Eisen mit sich bringt.

Das Rennfeuer-Festival auf dem Gelände am Rothbachl dauert noch bis Sonntag an. Zuschauer sind heute, Freitag, und morgen, Samstag, jeweils von 10 bis 22 Uhr willkommen; Eintritt frei. Sonntag schließt das Festival mit einem Frühschoppen von 9 bis 12 Uhr. Für Verpflegung ist gesorgt; auch ein Kinderprogramm wird angeboten.

Artikel 4 von 11