Neulich flatterte mir ein Prospekt ins Haus. Er warb in Großbuchstaben für einen „Renault Tag“. Aha, dachte ich als ehemaliger Fahrer eines R 5 und R 16, jetzt gibt es also einen neuen Renault mit dem Namen „Tag“. Falsch: Die Grafik-Texter meinten einen „Renault-Tag“. Im Frühsommer las ich auf einer „Speisen und Getränkekarte“ für ein Fest als Überschrift über den kulinarischen Angeboten: „Peter und Paul Feuer“. So, dachte ich, die Gebrüder Feuer sind hier also die „Caterer“ der Veranstaltung. Weit gefehlt: Es ging um den Anlass, nämlich um das Peter-und-Paul-Feuer.
Leider ist im täglichen Leben derzeit überall zu bemerken, dass das Weglassen des oder der notwendigen Bindestriche bei zusammengefügten Wörtern wohl Mode geworden ist. In geschätzten zwei Drittel der Fälle wird der dort gebotene Bindestrich schlicht negiert, kann aber deswegen eine Sinnentstellung nach sich ziehen. Nur weil die Werbegrafiker auf die englische Sprache schielen, in der Bindestriche anders benutzt werden als bei uns, wird dieser bei uns eindeutige Rechtschreibfehler immer häufiger.
Aber auch die Engländer benutzen den Bindestrich korrekt bei mehrgliedrigen Namen, was in der Fachsprache der Schriftsetzer „Durchkoppeln“ genannt wird. So stammt der Dramatiker William Shakespeare aus dem Ort Stratford-upon-Avon. Selbst in der verunglückten deutschen Rechtschreibreform gilt nach wie vor bei Begriffs-Zusammensetzungen die Anwendung des Bindestrichs, auch wenn Shakespeare ein Stück mit dem Titel „Wie es euch gefällt“ geschrieben hat.