Rosenheim – Die Rosenheimer Grünen haben sich bei ihrer öffentlichen Ortsversammlung dem Thema Flächenfraß gewidmet. Martin Knobel, Landtagskandidat für den Stimmkreis Rosenheim-West und Vorsitzender der Stadt-Grünen, warnte vor der Zerstörung der bayerischen Landschaften durch ungezügelten Bauwahn und stellte das Volksbegehren zu dessen Eindämmung vor.
Die bayerischen Grünen haben gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der ÖDP ein Volksbegehren initiiert, mit dem Ziel, den Flächenneuverbrauch in Bayern auf fünf Hektar pro Tag zu begrenzen. Bisher falle jeden Tag mehr als die doppelte Fläche dem Bagger zum Opfer, so Knobel.
Eine Negativfolge, die Knobel besonders hervorhebt, ist der sogenannte „Donut-Effekt“. Dieser beschreibt das Phänomen, dass sich Gewerbe zusehends an den Stadt- und Gemeinderändern ansiedelt, wodurch die Ortskerne immer mehr entvölkern. Zudem werde für jede Besorgung das Auto benötigt: „Fußläufiges Einkaufen war einmal. Bäcker, Metzger und kleinere Läden in Innenstadtlage haben das Nachsehen.“
Besondere Kritik übt Knobel an der kürzlich erfolgten Umschreibung des Landesentwicklungsprogramms und der damit verbundenen Aufweichung des Anbindegebots. Nun sei es für die Kommunen noch einfacher, Gewerbegebiete zu bauen, selbst ohne direkte Anbindung an das Stadtgebiet.
Franz Lukas, Vorsitzender der Stadtratsfraktion, bestätigte die bayerische Situation für das Stadtgebiet und kritisiert Projekte wie das geplante Nahversorgungszentrum bei Westerndorf St. Peter, die Gewerbegebiete „Am Oberfeld“ oder in Brucklach.
Die grüne Stadtratsfraktion möchte aber nicht als ideologischer Blockierer gelten. So könne man etwa die Bebauung der BayWa-Wiese durchaus befürworten, vor allem weil durch die Stadt Wohnungen geschaffen werden.
Die im Volksbegehren geforderte Grenze von maximal fünf Hektar pro Tag orientiert sich an der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung, die eine bundesweite Deckelung von 30 Hektar täglich vorsieht. Die bayerische Zahl entspricht dem Vorschlag der Kommission für Bodenschutz beim Umweltbundesamt. Eine Gefahr für das Wohnraumangebot sehen die Grünen nicht. Würde nur die Hälfte für den Bau von Wohnungen genutzt, könnten jährlich weit über 100000 Wohnungen in Bayern entstehen. re