Aus dem Gerichtssaal

Sozialstunden für Eishockey-Chaoten

von Redaktion

Kassler Fans attackiert und „abgezogen“ – Wegen Raub und Landfriedensbruch verurteilt

Rosenheim – Das Jugendschöffengericht Rosenheim hat drei Mitglieder der Inntal-Crew-Rosenheim wegen Raub und Landfriedensbruch jeweils zu einer Geldstrafe von 500 Euro und zu 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Die jungen Männer im Alter zwischen 18 und 20 Jahren hatten mit einer Gruppe weiterer Anhänger der Rosenheimer Starbulls mitgereiste Fans der Kassel Huskies angegriffen und Banner und Fan-Schals gewaltsam entwendet.

Mit Fankultur und Sportsgeist hatte die Aktion einiger Starbulls-Anhänger am 5. Februar in der Rosenheimer Innenstadt nun gar nichts zu tun. Nach der Partie zwischen dem Rosenheimer Eishockey-Club und den Kassel Huskies kam es zu gewalttätigen Übergriffen von mehreren Randalierern.

Darunter waren auch ein 20-jähriger Bad Aiblinger, ein gleichaltriger Bad Feilnbacher und ein 18-jähriger Edlinger. Die polizeilichen Erkenntnisse ergaben, dass sie jedoch nicht zu den Tonangebern gehörten. Als Teil der Gruppe haben sie sich dennoch strafbar gemacht.

Von Seiten des Vereins wurde gegen sie bereits ein dauerhaftes Stadionverbot verhängt. Nun mussten sich die drei jungen Männer vor dem Jugendschöffengericht wegen Raub in Tateinheit mit Landfriedensbruch verantworten. Besonders schwer wog, dass sie sich als Teil einer Gruppe in einer die Öffentlichkeit gefährdenden Weise mit vereinten Kräften an Gewalttätigkeiten gegen Menschen einer anderen Gruppe beteiligt hatten.

Angeklagte bedauern ihr Verhalten und entschuldigen sich

Die drei Angeklagten waren als Mitglieder der Inntal-Crew Rosenheim regelmäßig im Stadion. Im Vorfeld des Spiels gegen die Kassel Huskies wurde in einer internen Whatsapp-Gruppe bereits einige Tage vorher vorgeschlagen, der Kasseler Fandelegation aus dem Zug die alkoholischen Getränke zu entwenden. Am Tattag hatte ein anderweitig Verfolgter im Laufe des Tages siebenmal im Chat dazu aufgefordert: „Bitte zieht die Kassler hart ab“.

Gegen 19 Uhr versammelte sich dann eine Gruppe von etwa 15 Personen, darunter auch die drei Angeklagten, um die etwa 600 Kassler Fans körperlich zu attackieren und ihnen Fanutensilien abzunehmen, die eine besondere Bedeutung haben. Dazu hatte ein anderweitig Verfolgter zwei Kassler Fans mit der Faust gegen den Kopf geschlagen und versucht, ihnen ihr Banner zu entreißen. Währenddessen gelang es einem unbekannten Täter, einem weiteren Kassler Fan den Fahnensack vom Rücken zu reißen. Während ihn ein weiterer unbekannter Täter in den Schwitzkasten nahm, entwendeten weitere Täter ein Banner im Wert von etwa 60 Euro.

Sichtlich geläutert von dem Verfahren, räumten die Angeklagten, die bisher noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren und einen geradlinigen Lebensweg vorzuweisen hatten, die Tatvorwürfe umfassend ein. Sie bedauerten ihr Verhalten und entschuldigten sich bei den Geschädigten.

Auch aus Sicht des Rosenheimer Jugendschöffengerichts hatten die Angeklagten einen guten Eindruck hinterlassen, der darauf hoffen lasse, dass es zu keinen weiteren Straftaten kommen werde. Es habe sich um eine jugendtypische Tat gehandelt und in der Gruppendynamik habe sich die Situation wohl hochgeschaukelt, fand Richterin Verena Köstner in der Urteilsbegründung.

Dennoch handle es sich bei Landfriedensbruch um einen schwerwiegenden Straftatbestand. Die Zahlung der Geldbuße an die Jugendabteilung des Kassler Eishockey-Vereins und die Sozialstunden sollen als erzieherische Maßnahme nachhaltig in Erinnerung bleiben, hieß es in der Begründung. Dem Urteil vorangegangen war ein Rechtsgespräch, in dem die Beweislage und das mögliche Strafmaß erörtert wurden und eine Verständigung zustande kam. ca

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