Rosenheimer Leibspeise veranstaltet wieder ein Weihnachtsessen für Bedürftige:

Gemeinsam – nicht einsam

von Redaktion

Bedürftigkeit hat viele Gesichter. Peter Kaiser, Leiter des Vereins „Rosenheimer Leibspeise“, verschließt niemandem die Tür. Seit 15 Jahren veranstaltet er mit seinem ehrenamtlichen Team ein Weihnachtsessen im Pfarrzentrum Heilig Blut – für alle, die auf der Suche sind nach Wärme, Nahrung, Trost und Herzlichkeit.

Rosenheim – Eine Frau, gezeichnet vom Leben, alleine, frierend, ohne Zuhause, legt sich an Weihnachten 2016 in einer Rosenheimer Hauspassage zum Schlafen auf den harten Boden. Als Decke dient ihr lediglich eine Zeitung. Beim Zudecken stößt sie zufällig auf die Ankündigung des alljährlichen Weihnachtsessens der „Rosenheimer Leibspeise“ und macht sich auf den Weg. Peter Kaiser hat schon viele derart berührende Geschichten erlebt. Für ihn sind sie Bestätigung dafür, das Richtige zu tun und Ansporn zum Weitermachen. Der Pastor ist sich sicher: „Gott hat mich für diese Aufgabe bestimmt“.

Im Jahr 2002 begann die Geschichte der „Rosenheimer Leibspeise“. Zuerst gab es alle 14 Tage eine Suppenküche für bedürftige Menschen aus der Stadt. Ein Jahr später veranstaltete der Pastor dann zum ersten Mal das Weihnachtsessen am Heiligen Abend. „Es war gleich eine große Runde“, erinnert er sich. Zusätzlich lädt der Verein jeden Monat einmal an einem Samstag zu einem gemeinsamen Mittagessen im Pfarrzentrum Heilig Blut ein. Der nächste Termin ist der 20. Januar.

Die Lebensmittel bezieht Peter Kaiser bei vielen Sponsoren in und um Rosenheim. Reste landen nicht auf dem Müll, sondern werden von dem Pastor zu einem Bauernhof in der Nähe von Rosenheim gebracht. „Die Schafe kennen mich mittlerweile schon ganz genau. Sie blöken aufgeregt, wenn sie mich und meinen Transporter sehen, weil sie wissen, dass sie dann wieder was Leckeres zum Fressen bekommen“, so Peter Kaiser.

Er freut sich, dass von der Arbeit seines Vereins gleich drei Seiten profitieren: „Bedürftige Menschen, Geschäfte, die sonst nicht wüssten, was sie mit Lebensmittel machen sollen, die sich nicht mehr verkaufen lassen, und letztendlich auch die Tiere.“

Menschen eine Herberge bieten

Im Jahr 2016 hat die „Rosenheimer Leibspeise“ bei den Essensausgaben in der Leiblstraße 16 und im Pfarrzentrum Heilig Blut 12500 Lebensmittel-Portionen verteilt, heuer waren es schon über 15000 Portionen. Für Peter Kaiser ein klares Zeichen dafür, dass es immer mehr bedürftige Menschen gibt. Er betrachtet es als Selbstverständlichkeit, ihnen zu helfen. „Ich handle aus Nächstenliebe heraus“, erklärt er. Der Begriff „Nächstenliebe“ bedeute für ihn dann eben auch nicht, an Weihnachten gemütlich bei sich zu Hause auf dem Sofa zu sitzen und die Weihnachtsgeschichte mit der Herbergssuche nur zu hören, sondern auch an diesem Tag aktiv auf seine „Nächsten“ zuzugehen und ihnen eine Herberge zu bieten.

Zusammen mit seiner Frau Kornelia wird Peter Kaiser darum auch heuer wieder am Weihnachtstag früh auf den Beinen sein und kochen. Das Ehepaar rechnet mit rund 100 Besuchern, die sich ab 17 Uhr im Pfarrzentrum Heilig Blut einfinden. Zuerst gibt es für sie Kaffee und Kuchen, ab 19 Uhr dann ein Festessen. Auf dem Programm stehen außerdem Predigt und gemütliches Beisammensein. Gemeinsam werden Weihnachtslieder gesungen und es gibt sogar eine kleine Bescherung. Auf Wunsch bringt Peter Kaiser die Besucher am Schluss sogar nach Hause, auch wenn er dabei schon so manche Überraschung erlebt hat: „Im vergangenen Jahr ging es für mich sogar noch auf den Wendelstein hinauf“.

Manche kommen jedes Jahr

Wie immer werden sich auch heuer wieder die unterschiedlichsten Menschen zum Weihnachtsessen der „Rosenheimer Leibspeise“ treffen. Sie kommen schon lange nicht mehr nur aus der Stadt, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden, alte Menschen ebenso wie junge Familien. Manche erscheinen jedes Jahr wieder, manche aber auch nur ein einziges Mal. Peter Kaiser schließt niemanden aus: „Einmal kam ein junger Mann noch zu später Stunde zu uns, weil er sich ganz fürchterlich mit seiner Lebensgefährtin gestritten hatte. Er verließ die gemeinsame Wohnung und wusste dann nicht mehr weiter. So landete er schließlich bei uns, um doch noch etwas Harmonie zu spüren.“

Das soziale Engagement von Peter Kaiser und seinem Team hat sich schon längst in Rosenheim herumgesprochen. „Heute kommen auch viele Sponsoren und Spender von sich aus auf uns zu“, freut sich der Pastor. Dringend gesucht werden derzeit weitere ehrenamtliche Helfer und Fahrer, die die Arbeit von Peter Kaiser und seinem Team unterstützen. Wer Interesse hat, kann sich mit dem Pastor unter Telefon 0172 / 852 60 34 in Verbindung setzen.

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