Rosenheim – „Es gibt noch einiges zu tun“, deutete Klimaschutzmanager Björn Freitag bei der Vorstellung des Energie-, Klima- und Umweltschutzberichtes 2017 von Stadt und Stadtwerken an, dass es noch ein weiter Weg ist bis zur Erreichung der Ziele des Klimaschutzkonzeptes. Die Gründe dafür, dass es in den nächsten sieben Jahren nicht gelingen wird, die CO2-Emissionen wie beschlossen um mindestens 40 Prozent zu senken, sind komplex. Ein bedeutender Punkt: Die Bevölkerungsentwicklung. Laut Prognosen des Landesamts für Statistik wird die Stadt bis zum Jahr 2035 voraussichtlich um weitere 2559 Personen auf insgesamt 65800 Menschen anwachsen. Mehr Einwohner – mehr Strom- und Wärmebedarf, mehr Mobilität – mehr Emissionen.
Anhand von unterschiedlichen Berechnungsarten lassen sich Prognosen für das Jahr 2025 entwickeln – und Szenarien für den bestmöglichen und schlechtesten Fall. Eines steht bei allen Modellrechnungen fest: Die bisherigen Bemühungen werden nicht ausreichen, um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen. Vermutlich wird es nur gelingen, die Emissionen bis 2025 um maximal 29 statt mindestens 40 Prozent zu senken.
Datenbasis für die Reduzierung ist das Jahr 2010. Damals wurden 438684 Tonnen Kohlendioxid produziert. Sie sollen – laut Klimaschutzkonzept – eigentlich auf 263 210 Tonnen reduziert werden. Zum Vergleich: Die Bundesrepublik hatte sich vorgenommen, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent, bis 2030 sogar um 55 Prozent zu senken.
Immer weniger Ölheizungen
Tatsache ist: In Rosenheim sind die Kohlendioxidemissionen im Jahr 2016 gegenüber 2015 um 0,9 Prozent gestiegen – von 402500 auf 406100 Tonnen. Der Anstieg vollzog sich vor allem in den Bereichen Wärme und Verkehr – eine Folge der Tatsache, dass rund 1400 Personen zugezogen sind.
Auch der Gesamtenergiebedarf von Rosenheim ist deshalb gestiegen: Er lag 2016 mit rund 1171 GWh (GWh: Energieeinheit Gigawattstunde) um etwa 1,7 Prozent höher als im Vorjahr.
Auf gutem Weg ist die Stadt laut Klimaschutzbericht 2017 bei der Stromerzeugung: Der Bedarf wurde 2016 zu 50 Prozent von den Stadtwerken selbst gedeckt. 2015 lag der Fremdbezug noch bei 52,8 Prozent. Über dem Bundesdurchschnitt liegt der Anteil regenerativer Energieerzeuger: bei 43,8 Prozent (Bundesmix: 31,7 Prozent). Bezogen auf die Gesamtstrommenge in Rosenheim beträgt der regenerative Anteil 22,1 Prozent. Spitzenreiter ist hier die Biomasse (14,2 Prozent), vor der Fotovoltaik (3,7 Prozent) und der Wasserkraft (3,7 Prozent). Klimaschutzmanager Freitag kommt zum Ergebnis: „Prinzipiell hat die Stadt Rosenheim ein großes Potenzial beim Ausbau der Fotovoltaikanlagen.“
Als positiv vermerkt der Klimaschutzbericht den Trend weg vom Öl hin zu Erdgas und zur Fernwärme. Der Anteil der Ölheizungen sank von 19 Prozent in 2015 auf 17,6 Prozent. Dagegen legten die Gasheizungen von 45,8 auf 46,9 Prozent und die Fernwärmeanlagen von 25,6 auf 26,3 Prozent zu. Die Bemühungen der Stadtwerke zeigen hier Wirkung.
Der Anteil regenerativer Wärmeerzeugung in Rosenheim liegt bei 21 Prozent – ein „hervorragender Wert“ gegenüber Kommunen gleicher Größe, wo er in der Regel nur zehn Prozent beträgt, heißt es im Bericht weiter.
Die Bilanz fällt auch angesichts der Tatsache, dass Klimaschutzziele nur schwer berechnet werden können, gemischt aus. Es ist viel getan worden, reicht aber nicht aus. Die Stadt will über die Stadtwerke die Fernwärme weiter ausbauen. Sie setzt auf die Kraft-Wärme-Koppelung sowie auf die verstärkte Nutzung von Biomasse für die Strom- und Wärmeerzeugung.
Projekte wie der energieautarke Busbahnhof oder die CO2-neutrale Klimatisierung von Lokschuppen, Rathaus, Archiv und Galerie sollen helfen, dem Ziel wenigstens bis 2025 so nah wie möglich zu kommen. Einen Sprung könnten die Stadtwerke mit der Weiterentwicklung des Holzvergasers vollziehen.