Die Jahre fließen dahin, die Welt dreht sich, alles ändert sich. Ist das wirklich so? Beim Blick in alte Zeitungsbände (Siehe nächste Seite) könnte man meinen, die Zeit sei stehen geblieben. Da geht der damalige CSU-Fraktionsvorsitzende Adolf Dinglreiter vor 25 Jahren davon aus, dass ab dem Sommer – also Sommer 1993! – auf der Loretowiese Parkscheinautomaten stehen werden und die Stadt ein hübsches Sümmchen von den Pendlern, die sie vor allem nutzen, kassieren kann. Ist es so gekommen? Weit gefehlt. Aber das Thema taucht zuverlässig alle paar Jahre auf wie Nessie im schottischen Loch Ness und verliert sich dann irgendwo im Nirgendwo.
Die Rosenheimer Feuerwehr beklagt vor 50 Jahren, sie sei bei einem Brandeinsatz angepöbelt worden, Zuschauer seien gegen einzelne Feuerwehrleute sogar handgreiflich geworden. Das ähnelt fatal Berichten über Helfer, die sich aktuell im Einsatz behindert und bedroht fühlen. Und es wird vor 25 Jahren heftig über die Zulauftrasse zum Brenner diskutiert. Also alles wie gehabt.
Aber es lohnt sich auch ein Blick über den lokalen Tellerrand hinaus, etwa nach Bamberg. Da stand vor 50 Jahren ein Oberstudienrat vor Gericht, der seine Frau getötet hatte. Als Sachverständiger trat ein Professor von der Universitätsnervenklinik Würzburg auf. Dieser bezeichnete den Angeklagten als einen Mann, der unter dem Pantoffel gestanden sei und gegenüber seiner „hemmungslosen Frau“ auf tragische Weise versagt habe. Hätte er wenigstens einmal auf den Tisch gehauen oder seine Frau gar geschlagen, stünde er nun nicht vor Gericht.
So stand es in der Zeitung. Das ist nicht erfunden und kein Witz. Noch vor 50 Jahren durfte ein Gutachter ungeniert vor einem deutschen Gericht behaupten, ein Mann hätte seine Frau besser erst einmal geschlagen, um sie nicht töten zu müssen. Nicht, weil er sie getötet, sondern weil er sie nicht geschlagen hat, kommt der Sachverständige zu dem Urteil, der Angeklagte habe „auf tragische Weise“ versagt.
Da gruselt es einem. Doch, die Welt hat sich verändert. Gott sei Dank.