Rosenheim – Das erste Repair-Café wurde im Jahr 2009 von der Journalistin Martine Postma in Amsterdam gegründet. Ihre Idee verbreitete sich in Windeseile. Heute gibt es weltweit bereits rund 1400 Repair-Cafés und ein Ende dieser Bewegung ist noch lange nicht in Sicht.
Das Repair-Café in Rosenheim entstand vor drei Jahren auf Initiative des Gesellschaftlichen Forums, an dem Kolping, Stadtteilkirche Rosenheim-Inn, KAB und Bildungswerk Rosenheim beteiligt sind. Jeden ersten Donnerstag im Monat öffnet es von 17 bis 19.30 Uhr im Bürgerhaus „Miteinander“ in der Lessingstraße seine Türen. Das Team besteht aktuell aus rund 30 ehrenamtlichen Fachkräften. Sie wollen mit ihrem Engagement weder Einzelhandel noch Reparatur-Profis Konkurrenz machen, sondern verstehen sich vielmehr als Hilfe zur Selbsthilfe.
„Repair-Cafés sind eine sehr gute Sache“, meint Jakob Maier. Sein erster „Patient“ beim jüngsten Treffen ist ein defekter Computer. „Das Laufwerk funktioniert nicht mehr“, informiert sein Besitzer. Der Fehler ist schnell gefunden. Zwei CDs stecken in dem schmalen Schlitz fest. „Da ist natürlich klar, dass nichts mehr geht“, erklärt der Profi. So einfach verläuft die Fehlersuche nicht immer. Doch Jakob Maier liebt die Herausforderung: „Man lernt auch selbst immer wieder etwas dazu.“
Die Organisatoren führen genau Buch darüber, was alles angeliefert wird und was schließlich tatsächlich repariert werden kann. Elektrische Geräte stehen bei der Statistik ganz oben. „Staubsauger, Toaster, Kaffeemaschinen sehen wir sehr oft“, erzählen die beiden Gründungsmitglieder Georg Schmid und Werner Schrottenloher. Aktuell stellen die beiden eine Zunahme von Laptops, Smartphones und Tablets fest. Fehler zu beheben, ist bei diesen komplizierten Gerätschaften fast ein Ding der Unmöglichkeit, doch darum geht es den Besitzern in den meisten Fällen auch überhaupt nicht: „Sie haben sich diese Dinge im Internet gekauft und haben dann mit der Handhabung Probleme“, so die Erfahrung von Georg Schmid.
Schmunzeln mussten die Organisatoren, als jüngst sogar ein Nasenhaartrimmer gebracht wurde. Ähnlich kurios waren auch die defekte LED-Weihnachtskugel oder der antike Bleistiftanspitzer.
Schirmreparatur per Kugelschreibermine
Die ehrenamtlichen Reparateure tun ihr Bestes, um zu helfen, auch wenn dafür manchmal neben fachlichem Können auch viel Kreativität gefragt ist, wie beispielsweise jüngst bei einem Regenschirm mit einer gebrochenen Strebe. Der Bruch wurde schließlich mit einer Kugelschreibermine geschient. Die Besitzerin war glücklich. Sie erinnert sich beim Öffnen des Schirms mit den großen, knallgelben Rosen immer an einen wunderschönen Urlaub in Italien.
Doch auch diejenigen, die schließlich die Diagnose „nicht mehr zu reparieren“ erhalten, reagieren in den meisten Fällen mit Erleichterung. „Oftmals liegen defekte Geräte lange Zeit zu Hause herum, weil man denkt, dass man sie vielleicht eines Tages doch noch reparieren kann. Bei uns erhalten diese Menschen Gewissheit. Das tut auch gut“, so Werner Schrottenloher.
Repariert werden im Repair-Café aber nicht nur elektrische Gerätschaften. Die Bandbreite ist groß und reicht von Kleidung über Bücher bis hin zu Schmuck und Dekorationsartikel. Nebenbei genießen die Gäste die entspannte Atmosphäre. Fachsimpeln gehört dazu und wer will, kann sich die Wartezeit bei Kaffee und Kuchen verkürzen. So war das auch bei der Geburtstagsfeier: Da stand statt langer Reden ebenfalls die Lust am Reparieren im Mittelpunkt.