Rosenheim – Für die Vorbereitungen der UNICEF-Kartenverkaufsaktion im Kaufhaus Karstadt hatte Waltraud Weber wie jedes Jahr im Pfarramt der Evangelisch-Lutherischen Kirche Rosenheim um einen Raum zur Besprechung gebeten und auch eine Zusage bekommen – allerdings mit dem Hinweis der Sekretärin, dass der Raum heuer das Doppelte koste: 40 statt 20 Euro. Dieser Preis sei nicht verhandelbar, habe es geheißen.
Bei der Abholung des Schlüssels traf Weber auf Pfarrer Dr. Bernd Rother und sprach ihn auf die Verdoppelung der Mietkosten an – „mit dem Hinweis, dass mehr als 25 Mitarbeiterinnen über drei Wochen acht Stunden täglich ehrenamtlich für das größte Kinderhilfswerk der Welt im Dienst sind und dass das Kaufhaus Karstadt für diesen Zeitraum Standplatz, Mobiliar, Strom usw. zum Nulltarif zur Verfügung stellt“. Die UNICEF-Helferin bat Rother deshalb, der Gruppe mit dem Preis doch noch entgegenzukommen und erhielt nach eigenen Angaben zur Antwort: „Keinen Cent“. Das findet Waltraud Weber „schockierend und blamabel für eine kirchliche Einrichtung – ein Armutszeugnis für die evangelische Kirche Rosenheim.“
Pfarrer Rother bedauert die Empörung. Er stellt grundsätzlich fest: „Wir begrüßen es, dass die UNICEF-Gruppe über Jahre hinweg bei uns zu Gast war, wenn es um die Vorbereitungen für den Kartenverkauf ging.“ Er schätze die Arbeit des Kinderhilfswerkes sehr, „ich teile die Inhalte vollständig“.
Doch ein Entgegenkommen bei der Raummiete sei nicht möglich. Bereits vor drei Jahren habe die Kirchengemeinde die Gebührenverordnung überarbeitet. Seitdem gelte eine Pauschale von 40 Euro für einen Aufenthalt von bis zu einem halben Tag. Einen Nachlass könne das Pfarramt nicht gewähren, denn alle Einrichtungen, die sich einmieten würden, müssten gleichbehandelt werden. Schließlich kämen fast immer Anfragen von wohltätigen oder gemeinnützen Vereinen und Organisationen. Die neuen Mietkonditionen seien UNICEF auch mitgeteilt worden. Sie seien eine Folge von erhöhten Kosten für Strom, Wasser, Instandhaltung und Handwerkerleistungen.
„Die erfreuliche Nachricht ist, dass uns für nächstes Jahr ein Raum im Katholischen Stadtpfarramt Rosenheim zur Verfügung steht, selbstverständlich für UNICEF unentgeltlich“, sagt Weber.
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