Rosenheim – Der Fasching in der Kastenau hat eine lange Geschichte. Im Jahr 1964 wurde der erste Faschingszug organisiert. Seitdem feiert der Stadtteil die närrische Zeit mit eigener Garde, eigenem Prinzenpaar und eigenen Faschingsbällen. Für das Prinzenpaar gibt es seit einigen Jahren sogar eine standesgemäße „Kutsche“ mit großer, silberner Krone auf dem Dach, dank des Kastenauer Autohauses Bernegger, das zu den Sponsoren zählt.
Insgesamt hält sich die Zahl der finanziellen Unterstützer bei der Kastenauer Garde aber stark in Grenzen. Eigeninitiative ist darum gefragt. „Wir kaufen, nähen, basteln selber und bringen uns auch das Tanzen selbst bei“, erzählt Tamara Seidl.
Sie fungiert nicht nur als Hofmarschall, sondern ist auch noch für die Organisation hinter den Kulissen zuständig. Ein halbes Jahr Vorbereitung ist im Schnitt nötig, bis neues Motto und Prinzenpaar gefunden sind, das Showprogramm steht, die Kostüme genäht und die Termine abgestimmt sind. „In der Regel fangen wir aber immer eher etwas zu spät an. Dementsprechend kann es auch mal hektisch werden. Aber am Schluss hat bisher immer alles genau auf den Punkt gepasst“, schmunzelt Tamara Seidl. So soll es auch heuer wieder sein und deshalb laufen die Proben aktuell auf vollen Touren.
Regiert wird die närrische Zeit in der Kastenau von Prinzessin Anna und Prinz Florian. Anna Franz und Florian Dodl sind 20 Jahre alt und auch im realen Leben ein Paar. Vor zwei Jahren haben sie sich bei der Kastenauer Garde kennengelernt. Anna ist ein echtes Faschingskind. „Schon meine Eltern haben sich in der Faschingszeit kennen und lieben gelernt“, erzählt die Prinzessin. Die närrische Zeit ist, das zeigt die Kastenau, Flirtzeit.
Die Prinzessin hat schon einige Tanzkurse absolviert, Florian musste das Tanzen aber erst lernen. Mittlerweile klappen Walzer und Cha-Cha-Cha aber auch bei ihm schon sehr gut. Dafür haben die beiden hart trainiert. „Ohne Disziplin geht es eben auch bei dieser Aufgabe nicht“, weiß Florian, der derzeit eine Ausbildung zum Nutzfahrzeug-Mechatroniker absolviert.
Für eine gute Show nehmen Prinz und Prinzessin sogar kleinere Blessuren in Kauf. „Vor einigen Tagen bin ich bei einer Hebefigur abgerutscht. Jetzt habe ich eine Beule am Kopf und Florian tut der Rücken weh“, erzählt Anna, die eine Berufsfachschule für Physiotherapie besucht.
Attraktive Herren und zauberhafte Elfen im Wunderland Kastenau
Beide sind sportlich, mögen im Winter gerne Ski- und Schlittschuhfahren. Doch darauf verzichten sie in diesem Jahr bis zum Ende des Faschings: „Wir wollen unseren Einsatz ja auf keinen Fall gefährden“.
Rund 20 Auftritte stehen in diesem Jahr bei der Faschingsgilde Kastenau auf dem Programm. Einen Marsch gibt es nicht, dafür ein Showprogramm, in dem die AH (Alten Herren) eine wichtige Rolle spielen. Die acht Garde-Mitglieder mischen von Anfang an beim Kastenauer Fasching mit, dennoch bezeichnen sie sich selbst lieber als „Attraktive Herren“.
Das diesjährige Motto lautet „Zauberhaftes Wunderland“. Darauf ist alles im rund 20-minütigen Show-Programm abgestimmt: Prinz und Prinzessin tanzen als Elfenpaar über die Bühne, die acht Gardemädchen sind liebliche Feen, die sieben tanzenden Elferräte glücksbringende Kobolde und die AH entführen die Zuschauer schließlich in „Alices Wunderland“.
Schwer bei der Suche nach einem passenden Motto hat sich die Kastenauer Faschingsgarde bisher noch nie getan. „Wir haben sogar immer verschiedene Themen im Hinterkopf“, so Tamara Seidl. Miteinander stimme man dann darüber ab, was zum Team und zum Jahr passt: „Ganz wichtig ist es, dass sich das Prinzenpaar mit dem Motto identifizieren kann. Sonst kann man es gleich vergessen.“
Am morgigen Freitag, 19. Januar, erfolgt für Prinzessin Anna und Prinz Florin beim Pfarrfasching im Pfarrheim Kastenau die Inthronisation. „So kurz davor ist die Nervosität jetzt schon sehr hoch“, stellen beide fest. Doch sie freuen sich darauf, endlich vor großem Publikum tanzen zu dürfen.
Weitere Höhepunkte in ihrer Regentschaft sind der Kinderfasching im Pfarrheim Kastenau am Samstag, 27. Januar, und das Faschingstreiben im Pfarrheim am Samstag, 10. Februar. Ihr größter Auftritt steht ihnen beim Faschingsendspurt am Dienstag, 13. Februar, auf dem Max-Josefs-Platz bevor: „Davor sind wir sicherlich noch viel nervöser“, ist das Prinzenpaar überzeugt.
Jetzt wollen sie aber erst einmal ihre Regentschaft in vollen Zügen genießen. Über eins freuen sie sich besonders: In der Kastenau verschwinden Prinz und Prinzessin nach Amtsende nicht in den Hintergrund, sondern dürfen weiter aktiv bei den Auftritten der Garde mitwirken, darum steht für Anna und Florian fest: „Wir bleiben dem Kastenau Fasching treu.“