Deutschlands Streitatlas 2017

Rosenheimer sind sich ziemlich grün

von Redaktion

Berlin streitet am meisten und Jüngere zunehmend mehr. Männer sind mehr auf Krawall aus als Frauen. Der Ärger im Verkehr nimmt deutlich zu. Diese und mehr Informationen kann man dem Streitatlas 2017 entnehmen.

Rosenheim – Scheidung, Streit um das Erbe, Urlaubs-und Reisemangel, Verkehrsunfälle, Unzufriedenheit im Beruf oder Streit in der Nachbarschaft: Gründe für Konflikte gibt es viele.

„In Deutschland kann man heutzutage immer schneller in einen Streit verwickelt werden“, sagt auch Peter Stahl, Vorstandssprecher bei Advocard, dem Rechtsschutzverein der Generali in Deutschland. Belege hierfür gibt es im „Streitatlas 2017“, eine groß angelegte Studie, die erstmals im Jahr 2013 durchgeführt wurde. „Der Streitatlas untersucht das Streitverhalten für fast jeden Stadt- und Landkreis in Deutschland“, erklärt Streitlotse Moritz Schirmböck gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. Fazit der Studie: Es wird mehr gestritten.

„Ich denke, das ist kulturell bedingt. Der Deutsche besteht auf sein gefühltes Recht und verteidigt es beziehungsweise kämpft dafür, statt eine mit den Beteiligten gemeinsam befriedigende Lösung zu finden“, antwortet Mediatorin Maria-Theresia Schrelle auf die Frage, warum so viel gestritten wird.

In Zahlen sieht das so aus: Das Streitaufkommen ist bundesweit auf 25,1 Prozent gestiegen. Spitzenreiter ist Berlin mit 31,2 Streitfällen pro 100 Einwohner, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Hamburg. Die Bayern sind Schlusslicht. Aber auch hier hat die Anzahl der Streitereien um 2,5 Prozentpunkte zugenommen.

Im Landkreis Rosenheim liegt die Streitintensität „nur“ bei 20,1 Streitfällen je 100 Einwohner. Streitgründe sind meistens private Angelegenheiten, aber auch der Verkehr und die Arbeit sticheln immer wieder Konfliktsituationen an. Auch Schrelle stimmt diesen Aussagen zu: „Oft bedingen eine starke Alltagsbelastung und existenzielle Sorgen eine größere Konfliktbereitschaft“.

Statistik: Am meisten sind Männer von 46 bis 55 auf Krawall aus

Männer zwischen 46 und 55 sind statistisch gesehen am meisten auf Krawall aus. Kommt es zum Prozess, müssen sich Betroffene oft auf eine Dauer von zwölf bis 24 Monaten einstellen. Streitfälle schnell zu lösen ist auch im Landkreis eher selten.

Wer den Streit nicht vor Gericht austragen will, kann sich beispielsweise an die Rosenheimer Mediatoren wenden. „Bei uns kommt es auf das Verständnis und das Einfühlen der anderen Position an und daraus ein Erarbeiten einer gemeinsamen Lösung“, so Schrelle. Er betont: „Durch eine Mediation erarbeitet man gemeinsam Wege wie künftig damit umgegangen wird“.

Die kreisfreie Stadt Rosenheim ist mit 25 Streitfällen je 100 Einwohner eine der wenigen Kommunen in Deutschland, in denen die Streitintensität gegenüber der letzten Untersuchung abgenommen hat. Hierfür hat Schrelle denn auch eine Erklärung: „Ich sehe durch unsere Verbindung zur Natur weit weniger Stresspotenzial.“

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