Rosenheim – „Die Umstände haben es einfach nicht zugelassen, den Betrieb weiterzuführen“, bedauert Geschäftsführer Jürgen Staniszewski mit Blick auf die gestiegenen Kosten. Es seien rein wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend für die Schließung, denn den Fachkräftemangel, unter dem die Gaststättenbranche stark leidet, konnte die Weinlände GmbH erfolgreich auffangen.
Das Restaurant über drei Stockwerke besteht unter diesem Namen seit 1979. Als Anbieter einer gehobenen alpenländischen Küche mit regionalen Produkten war es in all den Jahren konstant in vielen renommierten Restaurantführern erwähnt. Die Immobilie gehört der Familie Kathrein. Der Vater des heutigen Unternehmensleiters hatte sie 1979 erworben. „Zur künftigen Nutzung des Gebäudes ist noch keine Entscheidung gefallen“, teilt Kathrein-Pressesprecher Anton Maier gestern auf OVB-Anfrage mit.
Die Geschichte des Anwesens reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Über die Anfänge ist nach Recherchen von Stadtheimatpfleger Karl Mair wenig bekannt, denn 1641 fielen viele schriftliche Unterlagen dem großen Marktbrand zum Opfer. 1622 taucht zum ersten Mal der Name eines Besitzers auf: Wilhelm Greil, ein Handelsmann. Sohn Paul wollte hier eine Gasthausbrauerei errichten, was der Rat des Marktes jedoch ablehnte – mit der Begründung, die Bürgerschaft sei schon durch die 14 vorhandenen Braustätten ausreichend mit Bier versorgt, so Maier. Bis heute ist die Altstadt-Ost diesem Bild treu geblieben: Nirgendwo sonst findet sich eine solche Dichte an Gaststätten, Restaurants, Kneipen und Bars.
Nachdem eine Brauerei geschlossen worden war, durfte Greil hier doch eine Braustätte eröffnen. 1675 übernahm der Brauer Wilhelm Mayr das Anwesen. Er soll eine markante Persönlichkeit gewesen sein – laut Gerichtsunterlagen aus jener Zeit war er, so der Stadtheimatpfleger, mehrfach in Raufereien verwickelt. Mayr gab dem Haus jedoch auch seinen Namen, später wurde aus „Mayr“ dann „Mail“. Die heutige Weinstraße wurde bis 1881 offiziell „Mayerlgasse“ genannt.
In den folgenden Jahren wechselte das Anwesen mehrfach durch Verkauf, Einheirat und Erbschaften den Besitzer – stets waren es Brauer, die es kauften. 1741 erwarb nach Recherchen von Mair der damalige Eigentümer Josef Maurer das angrenzende Eckhaus hinzu. Im Gebäude Weinstraße 2 war das Gasthaus, in der Weinstraße 4 das Brauhaus untergebracht.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Anwesen weitgehend neu gebaut. Es entstand der zweigeschossige Spätbarockbau mit dem hohen Walmdach von heute. Als architektonische Besonderheit nennt Mair die Halbgaube an der Ostseite des Gebäudes, genannt „Münchner Ohrwaschl“.
1787 wurde Josef Plest neuer Besitzer, er gründete später den Sommerschankbetrieb „Mail-Keller“, bis heute als Gaststätte erhalten. 1823 war nach Informationen des Stadtheimatpflegers Josef Plest junior der letzte Brauer im Anwesen. Nach seinem Tod kam es zur Zwangsversteigerung. 1858 ging das Anwesen in den Besitz von sieben Rosenheimer Brauern über – in der Absicht, dort keinen Braubetrieb mehr aufkommen zu lassen, so Mair. Das Haus wurde 1863 an das Ehepaar Römersperger verkauft, das hier unter dem Namen „Zum Mail“ eine Gaststätte betrieb. Um 1900 ging das Anwesen an den Gastwirt Jakob Eder über.
Name erinnert an Rosenheimer Innhafen
Seit den 50er-Jahren machte das Gebäude durch seine besonderen kulinarischen Angebote auf sich aufmerksam: Hier eröffnete 1952 das erste vegetarische Restaurant von Rosenheim, 1957 die Weinstube Bössl. Gastronomisch entwickelte sich das Restaurant zu einer der ersten Adressen in der Stadt. Seit 1979 trug es den Namen „Historische Weinlände“. Er erinnert nach Angaben von Mair an den einstigen Rosenheimer Innhafen. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.