Rosenheim – „Was wir mit unserem Stadtspiel machen, ist gespielter Geschichtsunterricht“, beschreibt es Regisseur Horst Rankl: „80 bis 85 Prozent der Handlung beruhen auf historischen Tatsachen. Der erfundene Rest ist der Dramaturgie geschuldet“, so Rankl weiter. Er muss es wissen, hat er doch das Stadtspiel zusammen mit dem Erfolgsautor Carl Oskar Renner („Der Müllner-Peter von Sachrang“) verfasst.
Die Handlung setzt 1633 ein: Bayerische Soldaten besetzen Rosenheim, um die Innbrücke zu sichern. Doch die Schutztruppe plündert den Markt. Der Rosenheimer Arzt Dr. Tobias Geiger, vormals Leibarzt des bayerischen Herzogs, gerät in Verdacht, in einem anonymen Schreiben den Fürsten massiv kritisiert zu haben. Geiger leugnet, den Brief verfasst zu haben. Obwohl ihm die Autorenschaft nicht nachzuweisen ist, gerät er in Ungnade und landet sogar im Gefängnis.
Nach der Pause macht die Handlung einen Sprung zum Ende des Dreißigjährigen Krieges: Schwedische Soldaten bedrohen Rosenheim. Der bayerische Herzog flieht vor dem anrückenden Feind. Wieder protestiert Dr. Geiger gegen den Herzog, der seine Untertanen im Stich lässt. Geiger wird schließlich der Rebellion beschuldigt. Dann bricht das Unglück des Krieges über den Markt herein: Die Schweden plündern Rosenheim – die Schwedenplag ist da. Rund um die historische Handlung sind etliche Anekdoten und eine Liebesgeschichte eingewoben.
Die Vorbereitungen der Theaterleute für das Stadtspiel laufen bereits seit Monaten, um den Besuchern ein Spektakel mit bewegten Massenszenen, farbenprächtigen Kostümen, dröhnenden Kanonen und echten Pferden zu bieten. Jetzt beginnt langsam die heiße Phase: Die ersten Proben stehen an.
„Die Hauptrollen sind alle besetzt und wir können loslegen“, so Rankl. Allerdings werden noch Mitspieler gesucht, um das Rosenheimer Volk und die verschiedenen Soldatengruppen darzustellen. Jeder, der möchte, kann mitmachen, von Kindern und Jugendlichen bis hin zu Senioren. „Bei uns ist für alle Platz, denn bei uns spielen Bürger für Bürger Theater“, versichert Rankl. Interessenten können sich unter Telefon 0171/2788226 melden.
Ende März beginnen dann die Einkleidungen: Rund 140 Mitwirkende müssen ausgestattet werden – von der Socke bis zur Hutfeder, wie Rankl berichtet: „Allein bei einem Soldaten kommen da schnell zwölf bis 15 Teile zusammen – Schuhe, Kleidung, Waffen, Gürtel, Hut.“ Es ist ein immenser Aufwand, bis jeder die ihm passenden Dinge gefunden hat. „Wir haben deshalb insgesamt 20000 Stücke im Fundus“, so Rankl.
Eines hat er in all den Jahren gelernt, was die Requisiten anbelangt: Nerven bewahren. „Irgendeiner ist immer dabei, der das letzte Trumm fünf Minuten vor der Aufführung bekommt. Doch wenn es dann losgeht, stehen alle bereit.“
Gespielt wird wieder auf dem Ludwigsplatz: „Für uns ist das die ideale Größe, wir haben das historische Ambiente und eine hervorragende Infrastruktur“, so der Regisseur.
Um für interessierte Besucher die historischen Hintergründe noch zu vertiefen, bietet die Rosenheimer Stadtführerzunft vor jeder Aufführung eine rund einstündige Führung auf den Spuren der „Schwedenplag“ und von Dr. Tobias Geiger an. Treffpunkt ist an den Aufführungstagen jeweils um 18.45 Uhr am Nepomukbrunnen auf dem Max-Josefs-Platz.