Eisstadion: Stadtrat stimmt der Sanierung im Bestand zu

Bauer: „Es geht halt nicht anders“

von Redaktion

„Mit diesem Beschluss hat der Eishockeysport wieder eine verlässliche Zukunft in der Stadt Rosenheim“, zeigte sich Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer angesichts der Entscheidung überzeugt, das Eisstadion für 7,9 Millionen Euro zu sanieren. Die entscheidende Stadtratssitzung zeigte außerdem deutlich: Es geht nicht anders.

Rosenheim – „Guten Herzens“ könne der Stadtrat zustimmen, hatte Bauer vor der Abstimmung betont. Nur Georg Kaffl (CSU) verweigerte dem Vorschlag der Verwaltung, im Bestand zu sanieren, das Ja.

Bauer zeigte in ihrer Rede, Teil einer gut einstündigen Debatte, dass es keine Alternative zur Sanierung gibt, will die Stadt nicht die Schließung der Halle aufgrund von Sicherheitsdefiziten riskieren. Die neue Vorstandschaft der Starbulls, „mit der wir eine gute Kooperation haben“, so Bauer, stehe hinter dem Beschluss, freute sie sich. Die Oberbürgermeisterin verwies jedoch auch darauf, dass es bei der Sanierung nicht um den Profisport geht. Die Starbulls würden die Halle nur zu neun Prozent nutzen. Das emilo-Stadion sei vor allem eine Stätte für den Breiten- und Schulsport.

Dass sich ein Neubau nicht realisieren lasse, sei bedauerlich, jedoch nicht zu ändern. Über Jahre hinweg habe die Stadt versucht, einen Platz zu finden. Zwischenzeitlich hätten zehn Standorte zur Diskussion gestanden, nicht einer habe eine Realisierungschance gehabt. Eine Standortverlegung auf die grüne Wiese am Stadtrand beispielsweise sei nicht möglich, „denn wir können die Schüler für den Schulsport nicht bis nach Schechen verfrachten“. „Wir haben uns immer bemüht und das Thema nicht weggewischt, es geht halt nicht anders“, warb Bauer für Verständnis.

CSU-Fraktionsvorsitzender Herbert Borrmann zeigte sich deutlich verärgert über die Diskussion zur Frage, warum im Bestand saniert und nicht neu gebaut werden kann. Angesichts des dringenden Handlungsbedarfs im alten Stadion hätte selbst ein Neubau erfordert, während der Bauzeit von fünf bis sieben Jahren das alte Gebäude zwischenzusanieren. Dann sei es vernünftiger, statt minimal gleich ordentlich zu renovieren. Außerdem seien die Kosten, welche die Vorberechnungen ergeben hätten, mit etwa acht Millionen Euro „erfreulich niedrig“. Dafür habe die Stadt für 20 bis 25 Jahre ihre Ruhe.

„Traditionsstandort mit Charme“

Oberbürgermeisterin Bauer

Die Oberbürgermeisterin verwies außerdem darauf, dass das emilo-Stadion mitten in der Stadt einen „Traditionsstandort mit Charme“ besitze. Hier wurden die Starbulls in den 80er-Jahren dreimal deutsche Meister. „Das Stadion ist ein Symbol für die erfolgreiche Eishockeystadt. Wegreißen geht nicht“, unterstrich auch Stadtrat Rudolf Hötzel (Rep.), glühender Eishockeyfan. „Es geht halt nicht anders“, ist auch er überzeugt.

„Rosenheim: Das ist nicht nur der Lokschuppen und die Rosenheim-Cops, Rosenheim ist auch ein Eishockeystandort“, betonte Christine Degenhart (Freie Wähler/UP). Der Projektbeschluss für die Sanierung sei gleichzeitig auch ein Standortbeschluss, ein Neubau damit vom Tisch.

Degenhart sieht die Notwendigkeit ein, im Bestand zu sanieren, kritisierte jedoch, dass der Stadt nichts anderes übrig bleibe als zu reagieren. Eine strategische Herangehensweise sehe anders aus. Fraktionsvorsitzender Robert Multrus zeigte sich jedoch erleichtert darüber, dass das Thema Eisstadion in der Kommunalwahl wohl keine Rolle mehr spielen dürfte.

„Der Haushalt gibt nichts anderes her“, betonte Robert Metzger, Fraktionsvorsitzender der SPD. „Ein Neubau ist natürlich immer toller“, doch die Kommune sei in der Pflicht, das Funktionsgebäude Eisstadion so zu ertüchtigen, dass es die Sicherheitsauflagen erfülle.

Auch die Grünen stimmten zu, allerdings gaben sie zu Protokoll, dass sie sich vorbehalten, notfalls die Reißleine zu ziehen, wenn beispielsweise die Kosten doch noch explodieren würden. Fraktionsvorsitzender Franz Lukas sieht noch viele Fragen rund um die Sanierung – etwa in Bezug zur Gaststätte – offen. Eine Stadt dürfe außerdem nicht indirekt den Profisport fördern – auch wenn die Starbulls die Einrichtung nur zu neun Prozent nutzen würden. Es gelte, den Verein an den Investitionen zu beteiligen.

„Können uns nicht auf Pflichtaufgaben zurückziehen“

Gabriele Leicht, SPD

„Woher nehmen wir auf einmal das Geld?“ fragte sich Josef Gasteiger (CSU). Früher hätten bis zu 8000 Besucher in das Stadion gepasst, heute kämen weitaus weniger. Die Halle darf etwa 4900 Plätze anbieten, für diese Kapazität wird sie auch renoviert, erläuterte Baudezernent Helmut Cybulska. Die Oberbürgermeisterin wies den Eindruck von Gasteiger, es könne sich um eine Luxusmaßnahme („wie bei einem Hochhaus, wo nur das Erdgeschoss bewohnt wird“), zurück. Die Sanierung umfasse nur die Vorhaben, die notwendig seien, um die Halle weiter betreiben zu dürfen. „Wir müssen handeln“, unterstrich Bauer den Zeitdruck.

Gasteiger gab sich mit den Antworten zufrieden, sein Fraktionskollege Kaffl nicht. Er ist der Meinung, dass sich die Stadt die Sanierung, die schließlich eine freiwillige Leistung darstelle, nicht leisten könne. „Es wird Zeit, dass wir das Gemeinwohl gegen ausufernde Gruppeninteressen verteidigen“, findet Kaffl.

Das brachte Gabriele Leicht (SPD) in Rage. Eine Stadt wie Rosenheim lebe von den freiwilligen Leistungen. Diese würden die Attraktivität ausmachen. „Wir können uns nicht nur auf unsere Pflichtaufgaben zurückziehen, sonst bestimmt bei uns das Grau das städtische Leben.“ Leicht würdigte die Leistungen der Sportvereine für die Jugendförderung. „Wir werben mit unserer zentralen Funktion als Stadt zwischen München und Salzburg. In dieser Rolle sollten wir uns ein Eisstadion leisten können.“

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