Rosenheim – Einmal im Leben Prinzessin sein, das ist der Traum vieler Frauen. Für die 27-jährige Julia Unsicker ging dieser Wunsch nun in Erfüllung. Zusammen mit ihrem Ehemann Tobias (30) regiert sie heuer die Rosenheimer Faschingswelt.
„Ich habe schon als kleines Mädchen immer die Prinzessinnen der Faschingsgilde bewundert“, erzählt die 27-Jährige. Jetzt trägt sie selbst die Krone: „Das ist ein Traum, der in Erfüllung geht, und natürlich eine große Ehre. Auch Tobias weiß, dass Prinz zu sein etwas Besonderes ist: „Das ist nicht selbstverständlich und dann auch noch für Rosenheim. Das ist eine Erfahrung, die man sein Leben lang hat.“
Prinzessin Julia II., liebliche Wächterin über Feuer und Licht trägt ein smaragdgrünes Kleid mit Spitzenoberteil, das mit vielen kleinen Strasssteinen besteckt ist. Ehemann und Prinz Tobias I., kreativer Herrscher aus dem tanzenden Inntal, strahlt im perfekt sitzenden Anzug mit seiner Prinzessin um die Wette.
„Ich habe die Farbe ausgesucht“, berichtet der 30-Jährige stolz. Übrigens: Die 3000 bis 4000 Glitzersteine, die auf dem Kleid zu sehen sind, haben beide selbst aufgeklebt. „Zwischen zwölf und 15 Stunden hat das gedauert“, erinnert sich die Prinzessin zurück.
Im wirklichen Leben sind die beiden Augenoptikermeister im selben Betrieb. Während also wochentags dem Berufsalltag nachgegangen wird, verfolgen die Rosenheimer Regenten am Wochenende ihre zweite Karriere. Freitagnachmittag beginnt für Julia II. der Prinzessinnenalltag. „Der Friseur nimmt meistens zwei Stunden in Anspruch.“ Das Schminken übernimmt die Prinzessin selber. Für Prinz Tobias ist es einfacher: „Ich mache alles selber und brauche fünf Minuten – höchstens.“
„Ich habe mich gefragt, ob ich das auch wirklich kann.“
Prinz Tobias I.
Seit elf Jahren sind die beiden sympathischen Rosenheimer ein Paar und seit gut zwei Jahren glücklich verheiratet. Dass man als Ehepaar auch ab und zu ein wenig robuster miteinander umgeht, mussten vor allem die Tanzlehrer lernen: „Im Training ging es öfters ein bisschen schärfer zu“, lacht Julia II. Ob die beiden einen Vorteil gegenüber anderen Prinzenpaaren haben, da sie auch im wahren Leben zusammen sind? Kurz denkt Prinz Tobias nach: „Es kann schon sein, dass es für uns einfacher ist, weil wir schon miteinander getanzt haben. Allerdings haben wir noch nie Paartanz zusammen gemacht. Das war für uns neu und nicht ganz einfach.“. Seine Prinzessin fällt ihm ins Wort: „Man traut sich aber schon mehr.“
Doch wie wurden die beiden eigentlich Prinzenpaar? „Das war einfach schon immer etwas, das ich gern machen wollte“, erzählt Julia. „Im letzten Fasching hat Tobias dann auch gesagt, das wäre etwas für ihn.“ Schnell wurde eine Nachricht an Sandra von Gottesheim, die Vizepräsidentin der Faschingsgilde im Wirtschaftlichen Verband Rosenheim, geschickt, um das Interesse zu bekunden. „Wir wurden zum Essen eingeladen und dann hieß es, in den nächsten zwei Wochen bekommen wir Bescheid“, beschreibt Prinz Tobias den Vorgang. „Irgendwann waren wir dann in einer Whatsapp-Gruppe mit einem Krönchen“, lachen beide. Die Mission Prinzenpaar 2018 war geglückt.
Die Reaktion: „Bei mir war schon ein bisschen Schreck dabei. Auf der einen Seite war es natürlich schön, auf der anderen habe ich mir aber auch die Frage gestellt, ob ich das überhaupt kann“, so Tobias I. Ganz anders seine Frau: „Ich bin durchs Wohnzimmer gehüpft und habe mich gefreut.“
Doch mit der Regentschaft beginnt auch der Stress, besonders da heuer der Fasching verhältnismäßig kurz ist. „An einem Wochenende hatten wir beispielsweise 25 Auftritte“, berichtet Tobias.
Beide erinnern sich noch genau an ihre Inthronisation auf dem Rosenball. „Der Moment hinter der Bühne war schon unglaublich“, sind sich beide einig. „Ich kann das gar nicht in Worte fassen, es war einfach überwältigend“, so Julia. „Für mich war der schlimmste Moment das Reden. Aber als das geschafft war, lief es“, berichtet Prinz Tobias I. Kurz überlegen beide: „Ich glaube, dass wir mit der Aufgabe Prinzenpaar an Lebenserfahrung gewinnen. Man ist offener und geht leichter auf Leute zu“, ist sich der 30-Jährige sicher.
„Ich genieße das Prinzessinnen-Sein in vollen Zügen.“
Prinzessin Julia II.
Seit Mai trainieren die beiden jetzt schon fast täglich, um die 60 bis 70 anstehenden Auftritte mit Bravour zu meistern. In der Vorbereitungszeit mussten sie sich zwar mit einigen Verletzungen herumschlagen, während des Faschings blieben sie davon aber – zum Glück – verschont. Auch Erkältungen hatten die beiden bisher nicht: Zink und Vitamin C sind die Geheimrezepte der Prinzessin, um sich gegen die Grippewelle zu schützen. „Und natürlich wenig Alkohol trinken und immer warm anziehen“, fügt sie hinzu.
Und wenn die Erschöpfung doch zu groß ist? „Dann erinnere ich mich daran, dass ich das nur einmal machen darf und das Prinzessinnen-Sein in vollen Zügen genießen muss.“
Übrigens: Ihr Kleid darf Julia behalten. „Das werde ich dann daheim vor dem Spiegel noch mal anziehen“, sagt sie. „Oder zur goldenen Hochzeit“, wirft Tobias I. augenzwinkernd ein.