Rosenheim – Die Auftaktveranstaltung fand in der Stadtbibliothek statt. Daran nahmen zahlreiche Vertreter von Vereinen, Behörden, Organisationen und Helferkreisen teil. Sie alle kommen in ihrem Alltag immer wieder mit Menschen in Kontakt, die sich mit der deutschen Standardsprache besonders schwer tun: Flüchtlinge und Menschen mit Lern- und Sprachschwierigkeiten oder einer Behinderung.
Für diese Personengruppen gibt es schon seit längerer Zeit die „Einfache Sprache“. Sie vermeidet lange Sätze, unübersichtliche Satzstrukturen und Fremdwörter. Noch einen Schritt weiter geht die „Leichte Sprache“, die im Jahr 2006 vom Netzwerk „Leichte Sprache“ herausgegeben wurde. Dahinter steht ein breit gefächertes Regelwerk, berücksichtigt werden dabei unter anderem Textinhalt, Typografie und Rechtschreibung.
Lesen und Verstehen wird damit deutlich einfacher. Dafür kann das Verfassen eines derartigen Textes ganz schön schwer sein.
Das weiß auch Sprachwissenschaftler Dr. Jörg Roche von der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Die“ leichte Sprache gibt es seiner Meinung nach sowieso nicht. Man müsse in der Mehrzahl, also von „leichten Sprachen“ sprechen, angepasst an die jeweilige Zielgruppe. „Mit einem erwachsenen Patienten muss man anders sprechen, als mit einem Kind im Kindergarten“, sagte er bei der Auftaktveranstaltung.
„Das ist kein Babytalk.“
Dr. Jörg Roche, LMU
Speziell die „Leichte Sprache“ hat nicht nur Befürworter. Es gibt auch immer wieder kritische Stimmen, denen missfällt, dass damit auch immer wieder einmal die deutsche Grammatik umgangen wird. Auch da zieht Dr. Jörg Roche eine klare Linie: „Leichte Sprache ist nicht gleich Babytalk“. Der Sprachwissenschaftler sieht die „Leichte Sprache“ nicht als Ersatz für die Standardsprache, sondern vielmehr als Brücke dorthin.
In der Rosenheimer Stadtbibliothek gibt es bereits einen Ständer mit Büchern, die in leichter oder einfacher Sprache verfasst sind. In den kommenden Monaten soll das Angebot weiter ausgedehnt werden. Außerdem werden Bibliotheksführungen mit Elementen des Improvisationstheaters angeboten, bei denen die Schulklassen die Räumlichkeiten des Hauses als Lern-, Aktions- und Wohlfühlort erfahren können.
Klartext-Werkstatt
Begleitend dazu steht beim Bildungswerk ein Fachtag für Mitarbeiter von Behörden und sozialen Einrichtungen auf dem Programm, bei dem sie lernen sollen, wie man „Amtsdeutsch“ in die „Leichte Sprache“ übersetzt. Außerdem wird eine „Klartext-Werkstatt“ für Verwaltungsmitarbeiter angeboten, bei der es ebenfalls darum geht, Texte einfacher zu formulieren.
Finanziert wird das Projekt von der Erzdiözese München und Freising. Sie stellt dafür 10000 Euro zur Verfügung.
Für die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung gab es mittels Workshops und Improvisationstheater einen unterhaltsamen und informativen Einblick in dieses Thema. Informationen zu den Programmpunkten finden sich unter www.bildungswerk-rosenheim.de oder www.stadtbibliothek.de.