Wer folgt Gabriele Bauer?

Kandidaten in der Deckung

von Redaktion

Rathausputzfrau Franz Knarr hat es beim politischen Aschermittwoch der CSU ins Drehen gebracht: das CSU-Kandidatenkarussell für die OB-Nachfolge. Beim Auerbräu-Starkbieranstich am Freitag wird es sicherlich auch ein Thema sein. Doch bleiben die Kandidaten noch in Deckung.

Rosenheim – „Wir haben volles Verständnis dafür, dass sich die Kabarettisten für das Thema OB-Nachfolge interessieren“, sagt der CSU-Kreisvorsitzende von Rosenheim-Stadt, Herbert Borrmann. Doch die CSU habe sich in der vergangenen Woche darauf geeinigt, das Thema Anfang 2019 in den Gremien zu beraten und danach schnell in die Aufstellung zu gehen. Diese Vorgehensweise sei im Einvernehmen mit Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer vereinbart worden, so Borrmann.

Bisher hatte die CSU nur einmal in einer Pressekonferenz Anfang 2016 ein paar Hinweise gegeben: Vier bis fünf Leute gebe es, „die es können“, hatte Borrmann damals verraten und mitgeteilt, der Kandidat sei auf jeden Fall ein gebürtiger Rosenheimer. Allgemein wird seitdem angenommen, dass sich ein Mann als CSU-Kandidat herauskristallisieren wird. Sich selbst hatte Borrmann als Vorsitzender des Kreisverbandes Rosenheim-Stadt – „auch aus Altersgründen“ – ausgenommen.

Die Bürger müssen sich also noch ein wenig gedulden, bis der CSU-Kandidat feststeht – was angesichts der Tatsache, dass heuer im Herbst erst einmal die Landtagswahl auf dem Programm der Partei steht, nicht wundert. Trotzdem: Die OVB-Stadtredaktion wagt eine Analyse, denn diese Namen pfeifen die Spatzen von den Dächern – obwohl keiner der Genannten offiziell Stellung nimmt.

Andreas März (45), Geschäftsführer der Bizz`up GmbH mit Sitz in Rosenheim, stammt aus der bekannten Rosenheimer Unternehmerfamilie März. Der Familienvater wurde 2014 trotz eines hinteren Listenplatzes in den Stadtrat gewählt und 2015 Nachfolger von Adolf Dinglreiter als Vorsitzender der Bezirksgruppe Rosenheim des Wirtschaftsbeirates Bayern. Der Diplom-Ingenieur für Brauwesen und Getränketechnologie ist stellvertretender Kreisvorsitzender. März gilt als überregional eng vernetzt in Wirtschaftskreisen. Er tritt sachlich auf und ist auch sozial engagiert: als Vorsitzender des Vinzentius-Vereins, der unter anderem eine Armenspeisung betreibt.

Günther Wunsam (geboren 1964) hat sich als Stadtrat (seit 2008) und Bezirksrat (seit 2013) profiliert. Der Vater zweier erwachsener Kinder ist in einem heimischen Unternehmen für kaufmännische Belange zuständig, also erfahren in Führungsaufgaben. Wunsam ist außerdem im Vereinsleben von Rosenheim sehr aktiv: Er spielt Theater in der Kastenau, ist Mitglied des Trachtenvereins „D`Innviertler“. Wunsam ist ebenfalls stellvertretender Kreisvorsitzender der CSU Rosenheim-Stadt.

Zwei Namen werden außerdem immer wieder genannt, obwohl sie eigentlich nicht infrage kommen sollten, weil ihr Schwerpunkt auf der Landes- und der Bundespolitik liegt.

Daniel Artmann kandidiert auf der Liste für den Landtag und hofft als Spitzenkandidat der JU Oberbayern auf eine gute Platzierung und den Einzug in das Plenum. Artmann ist der junge Hoffnungsträger der CSU: smart, modern, mit nicht einmal 30 Jahren bereits politisch erfahren, denn er ist seit 2002 aktiv in der Jungen Union, schon seit 2014 Stadtrat, seit heuer Bezirksvorsitzender der Jungen Union. Der Familienvater, Leiter der CSU-Geschäftsstelle Rosenheim, hat einen guten Draht zur jüngeren Generation, traut sich auch einmal, schärfer zu attackieren. Dennoch: Seine Jugend wäre für eine Kandidatur ein Manko.

CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig ist für viele die geheime Wunschkandidatin. Sie wäre ein großer Gewinn als Oberbürgermeisterin, sagen nicht nur ihre Fans. Denn Ludwig hat viele gute Kontakte zu Entscheidungsträgern – bis in die Bundesministerien hinauf. Sie gilt als durchsetzungsstark – und als Mutter von Zwillingen auch nah am Alltagsleben. Ludwig (42) saß jedoch mit am Verhandlungstisch für die GroKo. Es wird erwartet, dass sie in der neuen Koalition auf der Karriereleiter weiter hinaufklettert. Ihr wird auf Bundesebene noch viel zugetraut.

Abwarten heißt es auch bei den anderen Parteien. „Sicher werden wir einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken“, sagt SPD-Unterbezirksvorsitzende Elisabeth Jordan – „zu 100 Prozent.“ Heuer wird die Partei jedoch die Katze nicht mehr aus dem Sack lassen, der Fokus liegt 2018 auf der Landtagswahl. Kenner der Rosenheimer Politszene gehen davon aus, dass der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfaktion, Robert Metzger (54), es ein zweites Mal versuchen könnte. Metzger ist seit 2001 auch als stellvertretender Geschäftsführer der Gewerkschaft Verdi im Bezirks Rosenheim bekannt geworden. Er gilt als kritischer Begleiter der Rosenheimer Stadtpolitik, der trotz seines freundlichen Auftretens keine politische Auseinandersetzung scheut.

„Wir wissen noch nicht, ob wir jemanden ins Rennen schicken – und wenn ja wen“, sagt Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP. Bis zum Herbst will sich seine Wählergemeinschaft Zeit lassen. Bei der letzten Kommunalwahl hatten die Freien Wähler keinen eigenen Kandidaten benannt und die Oberbürgermeisterin unterstützt.“

„Ziemlich wahrscheinlich“ sei es, dass auch die Rosenheimer Grünen einen Kandidaten oder eine Kandidatin aufstellen, teilt Vorstandssprecher Martin Knobel auf Anfrage mit. „Die Absicht steht im Raum.“ Doch zuerst sei die Landtagswahl an der Reihe, danach werde entschieden, wer als OB-Kandidat ins Rennen gehe.

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