City-Management vor neuen Herausforderungen

„Der Einzelhandel hat gelitten“

von Redaktion

Vom Winde verweht waren 2017 die „rosigen Zeiten“, eine der beliebtesten Großveranstaltungen des City-Managements. Doch es scheint, als stünden auch dem Rosenheimer Einzelhandel stürmische Zeiten bevor: Die Auswirkungen der OnlineKonkurrenz machen sich bemerkbar, zeigte sich bei der Jahreshauptversammlung des Vereins im Kuko.

Rosenheim – Zuerst die guten Nachrichten, hatte der wiedergewählte Vorsitzende des City-Managements, Paul Adlmaier, anscheinend beim Aufbau seiner Rede zu Beginn der Versammlung gedacht: Der Verein wächst (derzeit 260 Mitglieder, ein Plus von 16), die Stadt entwickelt sich intensiv weiter (unter anderem am Bahnhof), Aktionen wie der kostenlose Adventsbus waren 2017 ein großer Erfolg.

„Das Stadtmarketing nicht auf Eis legen.“

Paul Adlmaier

Doch dann kam es knüppeldick: „In den Monaten Oktober bis Dezember hatten wir einen deutlichen Frequenzrückgang in der Innenstadt“, bedauerte Adlmaier. Auch die Zentralität von Rosenheim – ein Index dafür, wie viele Menschen von außerhalb zum Einkaufen in die Stadt kommen – nehme ab. „Der Einzelhandel hat gelitten“, brachte es City-Managerin Sabrina Obermoser auf den Punkt. Von einer „Bedrohungslage neuen Ausmaßes“, sprach Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer.

In diesen schwierigen Zeiten sei auch noch das Stadtmarketing auf Eis gelegt worden, ärgerte sich Adlmaier. Tatsache ist: Der dafür zuständige Christian Ehinger wechselt nach Traunreut. Am Donnerstagabend wurde Ehinger, der auch im Vorstand des City-Managements saß, aus diesem Amt verabschiedet. Seine Aufgabenstellung, organisatorisch zuletzt in der städtischen Veranstaltungs- und Kongress GmbH (VKR) untergebracht, steht vor einer Neuorganisation. Im Wirtschaftsausschuss des Stadtrates am Dienstag, 6. März, wird ein Konzept vorgestellt.

Adlmaier warnte davor, das Stadtmarketing aufzugeben. Es dürfe nicht aus Kostengründen eingestellt werden, die Handlungsfähigkeit sei durch Budgetkürzungen schon zum Erliegen gekommen, ärgerte sich der Vorsitzende. Rosenheim benötige dringend eine funktionierende Außenwerbung und auch überregionale Präsentation als Einkaufsstadt mit Erlebnischarakter. Andere Kommunen würden im Bereich Marketing aufrüsten, Rosenheim dürfe hier nicht nachlassen.

„Da kommt Arbeit

auf uns zu.“

Sabrina Obermoser

Nicht nur der boomende Online-Handel, der allen Einkaufsstädten zu schaffen macht, wächst zur starken Konkurrenz heran. Die Lockerung der Rahmenbedingungen für die Landesentwicklung sorgt nach Überzeugung von Adlmaier dafür, dass benachbarte Mittel- und Unterzentren mit Neuansiedlungen aufrüsten können.

Rosenheim hat nach Meinung von Adlmaier im vergangenen Jahr außerdem sehr unter den großen Straßenbaumaßnahmen gelitten. Zur besseren Baustellenkoordination gibt es jetzt einen runden Tisch aller Akteure. „Die Erreichbarkeit der Handelsstadt Rosenheim ist ein wesentlicher Wachstumsfaktor“, appellierte Adlmaier.

Große Hoffnung setzt das City-Management auf das neue Einzelhandelsgutachten, dass am Mittwoch, 28. Februar, im Stadtrat öffentlich vorgestellt wird. Der Vorsitzende forderte die konsequente Umsetzung der hier unterbreiteten Handlungsvorschläge. Diesem Appell schloss sich auch City-Managerin Obermoser an. „Da kommt Arbeit auf uns zu“, lautet ihre Einschätzung zu den Ergebnissen. Bei der Umsetzung des Gutachtens hofft sie auf finanzielle und personelle Unterstützung der Stadt.

Diese erhielt bei der Erstellung des Einzelhandelsentwicklungskonzeptes der Beratungsgesellschaft Cima allerdings nur wenig Unterstützung durch die Geschäftsleute. Obwohl das City-Management noch einmal nachgefasst hatte, haben sich nur 50 von 550 Geschäften an einer Umfrage der Cima beteiligt, bedauerte die Oberbürgermeisterin. Einen derart schlechten Rücklauf habe diese in den 30 Jahren ihres Bestehens noch nie verzeichnet, teilte sie mit.

„Wir brauchen den engen Schulterschluss“

Hand in Hand wollen Stadt und City-Management sowie Partner den Handelsstandort Rosenheim stärken. Die Entsendung von Robin Nolasco, Leiter des Stadtplanungsamtes, in den Vorstand des City-Managements symbolisiert die Bereitschaft der Kommune, im Verein aktiv zu bleiben. Bauer sicherte die weitere finanzielle Unterstützung zu. „Ein enger Schulterschluss ist dringender als je zuvor“, ist sie überzeugt.

„Wir brauchen den engenSchulterschluss.“

Gabriele Bauer

Als positives Signal bewerteten die 73 versammelten Mitglieder des Vereins die Tatsache, dass City-Managerin Obermoser nach drei Jahren Tätigkeit als einzige Frau in den Vorstand des Vereins gewählt wurde (Berichterstattung folgt). Sie hat mit ihrem Team der Geschäftsstelle einen Wettbewerb gewonnen, der als Preis „Store-Checks“ auslobte. 15 Händler ließen ihre Geschäfte auf Verbesserungsmöglichkeiten überprüfen.

Obermoser kündigte eine Offensive in der Online-Vermarktung und Aktionen zur Verbesserung der Kundenfrequenz an. 2018 wird es außerdem wieder Großveranstaltungen wie „Rosenheim in Bewegung“ und den Street-Food-Markt geben – und die „rosigen Zeiten“, hoffentlich ohne Sturmböen.

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