Richterin Andrea Titz begleitete Prozess gegen Uli Hoeness als Pressesprecherin:

Das Gesicht des Rechts

von Redaktion

Elegant gekleidet, in hochhackigen Schuhen stellt sich eine attraktive Frau selbstbewusst und hoch konzentriert dem Blitzlichtgewitter der Medien. Entstanden ist dieses Bild im Münchener Justizpalast beim Prozess gegen Uli Hoeneß. Es machte die Rosenheimerin Andrea Titz zu einer der bekanntesten Richterinnen Deutschlands.

Rosenheim – Aufgewachsen ist Andrea Titz in der Oberpfalz. Über viele Generationen hinweg finden sich in ihrer Familie fast nur Lehrer. Sie entschied sich nach ihrem Abitur aber für ein Jura-Studium in Passau. „Das hat sich einfach so ergeben“, erzählt sie. Jura gilt als die trockenste aller Wissenschaften. Andrea Titz sieht das anders: „Man lernt dabei, Paragrafen richtig zu verstehen und diese dann auf die verschiedensten Sachverhalte anzuwenden.“

Ihren Mann Anselm lernte Andrea Titz während des Studiums kennen und lieben. Er wurde Anwalt in München, sie Richterin in Traunstein. Die Suche nach einem Lebensmittelpunkt im wahrsten Sinne des Wortes führte sie nach Rosenheim. „Wir wollten keine Wochenend-Ehe führen. Von Rosenheim aus hatte jeder von uns gleich weit zu seiner Arbeitsstelle“, erklärt Andrea Titz. Aus der geografisch günstig gelegenen Übernachtungsmöglichkeit wurde schnell eine echte Heimat, in der sich beide sehr wohl fühlen.

Beruflich ging es für Andrea Titz 2002 weiter nach Mühldorf am Inn und Altötting und danach zum Landgericht Traunstein. 2009 wurde sie Oberstaatsanwältin in München. 2013 wechselte sie zur Pressestelle des Oberlandesgerichts München und der Landgerichte München I und München II in Strafsachen.

Während dieser Zeit entstand das berühmte Foto von ihr im Münchener Justizpalast. Doch nicht nur beim Steuerprozess gegen den ehemaligen Manager vom FC-Bayern München oblag es ihr, komplizierte, rechtliche Sachverhalte in einfacher Sprache der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch beim Bestechungsprozess gegen Bernie Ecclestone und beim NSU-Verfahren trat sie immer wieder als Sprachrohr der Strafjustiz vor die Medien. „Es war eine zufällige Häufung von großen Fällen“, sagt sie zurückblickend. Was die Öffentlichkeit bewegte, waren für sie selbst aber Fälle wie alle anderen auch: „Ich habe weder Häme noch Schadenfreude empfunden.“

„Hinter jedem Fall steht ein menschliches Schicksal.“

Ihre Zeit im Rampenlicht empfand die 48-Jährige als „spannend“. Vor knapp einem Jahr wurde sie zur Direktorin des Amtsgerichts Wolfratshausen berufen und zog sich damit wieder aus dem Fokus der Öffentlichkeit zurück: „Meine Zeit als Pressesprecherin war schön und ich war damit sehr zufrieden, aber jetzt bin ich auch sehr zufrieden mit dem, was ich jetzt tue“. Als schade empfindet sie lediglich, dass sie den NSU-Prozess nicht bis zum Ende als Pressesprecherin begleiten konnte.

In Tausenden von Fällen hat Andrea Titz bereits ein Urteil gesprochen. Wichtig sei in ihrem Beruf, dass sich auch nach zehn, 15 und 20 Berufsjahren keine Routine einstelle: „Hinter jedem Fall steht ein menschliches Schicksal“. Manche ihrer Fälle nimmt sie gedanklich mit nach Hause. „Natürlich denkt man auch Zuhause über gerechte Lösungen nach. Um professionell zu bleiben, darf man sich aber niemals mitreißen lassen“, so ihre Erfahrung.

Am Amt der Richterin gefällt Andrea Titz, „dass man relativ schnell zu einem Ergebnis kommen muss“ und „das letzte Wort zu haben.“ Das färbe auch auf ihr Privatleben ab, verrät sie schmunzelnd.

Eine Redensart sagt: „Recht und Gerechtigkeit sind zwei Paar Schuhe“. Richterin Andrea Titz sieht das anders. Das deutsche Rechtssystem sei eines der besten der Welt und die beste Möglichkeit, Gerechtigkeit zu bekommen: „Wer Gerechtigkeit will, braucht Recht“, ist sie überzeugt..

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