Sebastian Spanrad (16)
Julia Kühnhauser (15)
Rosenheim – Aus theologischer Sicht wird mit der Firmung die Taufe vollendet. Während bei der Taufe noch die Eltern stellvertretend für ihr Kind „Ja“ zum christlichen Glauben gesagt haben, ist bei der Firmung die eigene Entscheidung der jungen Menschen gefragt. Die Firmung symbolisiert somit auch den Übergang vom Kind zum Erwachsenen.
Zwischen zwölf und 14 Jahre sind die Firmlinge in der Regel alt. Die Diskussion darüber, ob sie damit tatsächlich schon reif genug für eine derart wichtige Entscheidung sind, ist für Pfarrer Andreas Maria Zach nicht neu. „Dazu gab es auch schon vor 30 Jahren unterschiedliche Meinungen“, weiß er.
„Der richtige Zeitpunkt“
Für ihn macht dieser Zeitpunkt aber aus mehreren Gründen durchaus Sinn. „Das ist die Zeit der Pubertät und gerade da brauchen jugendliche Menschen, die ihnen sagen, dass sie so, wie sie sind, gut und richtig sind und dass man sie braucht in dieser Welt“, meint er.
Außerdem würde man in diesem Alter die Jugendlichen noch über die Schule erreichen. Im Alter von 16 Jahren stünden schon viele im Berufsleben oder mitten in der Ausbildung und hätten kaum noch Zeit für die Firmvorbereitung.
Die 14-jährige Sophia findet den Zeitpunkt der Firmung „vollkommen in Ordnung“. Für sie war es tatsächlich eine bewusste Entscheidung: „Mein Glaube ist mir „wichtig und ich will durch die Firmung Gott noch ein Stück näher kommen.“
Der 13-jährige Matevs kann die Entscheidung des Passauer Bischofs ebenfalls nicht nachvollziehen. „Mit 16 Jahren hat man dafür gar nicht mehr so viel Zeit“, meint er. Auch ihm ist die Firmung wichtig, nicht zuletzt weil „ich später einmal kirchlich heiraten will“.
Vor gut einem halben Jahr hat die Firmvorbereitung in der Stadtteilkirche Rosenheim-Inn begonnen. Auf dem Programm standen bereits eine Nachtwallfahrt, ein sozialer Tag und das Firmwochenende. „Das war alles sehr interessant und hat auch viel Spaß gemacht“, erzählt die 14-jährige Julia. Nur vor der Beichte hatte das Mädchen ein etwas mulmiges Gefühl: „Ich weiß gar nicht, was ich da sagen soll“.
Doch auch die Beichte macht nach Ansicht von Pfarrer Andreas Maria Zach heutzutage noch Sinn. „Jeder Mensch hat Stärken, aber auch Schwächen. Es ist wichtig, auch darüber sprechen zu können“, meint er. Ihn als Seelsorger würden die Gespräche unter vier Augen auch die Möglichkeit geben, den einen oder anderen ins Gewissen zu reden: „Beispielsweise, wenn ich erfahre, dass ein Jugendlicher es als sportlich betrachtet, ständig seine Lehrer zu ärgern oder ein anderer sich überlegt, Drogen zu nehmen, weil es seine Freunde auch tun.“
Für den Glauben begeistern
Geleitet wird die Firmvorbereitung von dem Gemeindeassistenten Yunes Baccouche. Keine einfache Aufgabe, meint der 27-Jährige, gelte es doch die unterschiedlichsten Persönlichkeiten zu erreichen und für den Glauben zu begeistern: „Die einen sind bereits fest in der Kirche integriert, beispielsweise durch das Ministrieren. Dann gibt es aber auch diejenigen, die mit Kirche überhaupt nichts am Hut haben und die Vorbereitung nur über sich ergehen lassen, weil sie hoffen, dass sie am Schluss von der Oma 500 Euro bekommen.“ Zumindest den 33 Firmlingen der Stadtteilkirche Rosenheim-Inn sind Geschenke aber gar nicht so wichtig. Sie alle freuen sich in erster Linie über einen schönen Tag im Kreise ihrer Familie.