In alten Zeitungsbänden geblättert

Stadt hat kein Geld für Ozonmeßgerät

von Redaktion

Ein Blick zurück in die Vergangenheit sagt viel über die Entwicklung einer Stadt und die Sichtweise früherer Generationen. Vieles wiederholt sich in verblüffender Weise. Wir haben deshalb in alten Zeitungsbänden geblättert und präsentieren in unregelmäßigen Abständen die interessantesten Dinge aus bestimmten Jahren. Heute geht es um die Zeit vom 23. April bis 6. Mai.

Rosenheim – „Abgenommene Lebensmittel. Einer Stationsdienerfrau von Brannenburg wurden 9 1/2 Pfund Wurstwaren, einem Schlosser von München 25 Kg. Weizenmehl, einem Metzger von hier 3 ½ Kg. Rindfleisch und einem Viehtreiber von hier 19 Pf. Pferdefleisch abgenommen. Es wurde versucht, diese Waren unbefugt auszuführen.“

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„Zur Einrichtung der elektrischen Beleuchtung im Einnehmerraum der Pflasterzollstation Kufsteinerstraße wird ein Zuschuß von 90 Mark aus städtischen Mitteln gewährt.“

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„Veteranen- und Kriegerverein Rosenheim. Die am Sonntag, 21. April, im Flötzingerbräu stattgefundene 67. Ordentl. General-Versammlung, die 4. im Weltkriege, stand unter der Leitung des Ersten Vorsitzenden, Herrn Kaufmann und Magistratsrat Groß, welcher unter patriotischen Worten einen Rückblick über das gewaltige 4 jähr. Ringen sowie über das abgelaufene Vereinsjahr gab. Er gedachte der großen ernsten Zeit und wies auf die tapferen Kameraden hin, die augenblicklich bei der großen Entscheidungsschlacht todesmutig ausgehalten, den Feind vernichtend schlagen und uns zum siegreichen Ende verhelfen.“

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„Krautfabrikant Huber erwarb den Stumbeckkeller (Mailkeller) des Bierbrauereibesitzers Krichbaumer um den Preis von 54000 Mark. Der Mailkeller, in dem die Volksküche untergebracht ist, soll künftighin der Krautfabrikation dienstbar gemacht werden.“

„Der Sommer findet heuer schon im April statt. 28 Grad Celsius Lufttemperatur hat Rosenheims Bademeister Josef Staudhammer im Städtischen Schwimmbad vorgestern gemessen. Im Hofstätter See wird bei 20 Grad Wassertemperatur, im Simssee bei 17 bis 18 Grad schon gebadet. Ist es Unbeweglichkeit der Verwaltung, daß bei diesem ,Wetterüberfall, der jeglicher Logik und Erfahrung widerspricht‘, das städtische Schwimmbad nicht öffnet? ,Das ist seit 15 Jahren das erste Frühjahr mit so hohen Temperaturen“, versichert Staudhammer. Wir öffnen seit langem durchschnittlich Mitte Mai, einmal haben wir es mit den Münchener Bädern am 1. Mai versucht. Es war ein finanzieller Reinfall, weil es ständig regnete.“

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„Aus Vier mach eins. Zusammenschluß von vier Lebensmittel-Großhandlungen in Rosenheim. , Wenn wir … am Schlusse so manchen Monats unsere Rechnungen abschließen, wenn der Familienvater mit bekümmertem Herzen die Herde seine Kinder überzählt und die Ehe- und Hausfrau bittere Tränen sich aus den Augen wischt, dann empfinden und wissen wir schon, was eine neue Gewerbeverleihung unter den ohnehin schon bis auf äußerste gebrachten Verhältnissen zu bedeuten hat.‘ So beklagten sich im Jahre 1852 Rosenheimer Kaufleute beim Magistrat, als Serafin Hoegner das Sortiment seiner ,Fragnerei‘‚ (kleiner Laden, Anmerkung der Redaktion) erweiterte. Mit diesem damaligen Schritt Hoegners verglich der Chefredakteur der ,Lebensmittelzeitung‘, Theo Werdin, die Gründung eines Rosenheimer Lebenmittel-Großbetriebs, bei der die Firma Hoegner & Comp. federführend beteiligt ist. Neben Hoegner haben sich drei weitere Großhändler, die Rosenheimer Firma Krug, Josef Kuglmeier aus Altötting und Erwin Raab, der Münchener Zweigbetrieb einer schwäbischen Firma, zur „Union Handelshof‘ zusammengeschlossen, um zum größten freiwirtschaftlichen Großhandelsbetrieb in Südost-Bayern zu werden.“

„Möglicherweise wird das renommierte Bekleidungshaus Peek & Cloppenburg am Max-Josefs-Platz für frischen Wind sorgen. Die Firma verhandelt seit längerem mit der Erbengemeinschaft Stumbeck über die Nutzung des Stumbeck-Hauses. Die Ernsthaftigkeit des Vorhabens wird unterstrichen durch die Tatsache, daß Peek & Cloppenburg bereits das Nachbarhaus Ecke Hafnerstraße erworben und einen Architekten beauftragt hat, Pläne auszuarbeiten.

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„Eine Entscheidung in Richtung Kauf des Hofbräusaales und damit des gesamten Saalgebäudes wurde am Dienstag in nichtöffentlicher Sitzung vom Hauptausschuß gefällt. Nun muß der Stadtrat in der nächsten Woche den endgültigen Beschluß fassen. Die Entscheidung des Hauptausschusses kann als Signal gewertet werden, daß sich jetzt in Sachen Hofbräu etwas bewegt. Von der Sanierung erwartet sich die Stadt positive Impulse für die gesamte Altstadt Ost.“

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„Wohnbau mit hoher Lebensqualität will die Firma Riebel & Greuzinger in ihrem neuesten Vorhaben bieten. Wie sie dies ausgerechnet direkt an der Panorama-Kreuzung erreichen möchte, schilderte der Geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Greuzinger im Bauausschuß. Die Münchener Wohnbaufirma ist daran interessiert, das Grundstück der BayWa an der Ecke Bundesstraße 15/Miesbacher Straße zu erwerben und zu verwerten. Etwa 250 bis 300 Wohnungen, einige Gewerbebetriebe und ein Hotel schlägt die Firma vor. ,Zu massiv‘, signalisierte der Ausschuß.“

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„Die Stadt hat kein Geld, um ein Ozonmeßgerät zu kaufen. Im Umweltausschuß wurde deutlich, daß zwar der Wunsch besteht, vor Ort die Schadstoffbelastung der Luft zu messen. Doch weil der städtische Haushalt nichts hergibt, will man sich ersatzweise an die Ozonmessungen in der näheren und weiteren Region ,dranhängen‘. Im letzten Jahr hatte es noch geheißen, Vergleichswerte aus Trostberg oder München seien nicht aussagekräftig. Ein eigenes Ozonmeßgerät für 90000 Mark kann sich die Stadt nicht leisten. Das Ausleihen einer Meßstation vom TÜV, wie im vergangenen Jahr, wurde als nicht effektiv angesehen.“re

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