Katrin Hennig erhält Sozialpreis der SPD-Fraktion im bezirkstag

Für ein Leben auf Augenhöhe

von Redaktion

Zum vierten Mal wurde der Sozialpreis der SPD-Fraktion im Bezirkstag von Oberbayern verliehen. Preisträgerin ist Katrin Hennig. Sie gründete 2014 die Selbsthilfegruppe Autismus. Vor zwei Jahren war sie Mitbegründerin des Vereins „Autismus Rosenheim“.

Rosenheim – Als Katrin Hennig, Mutter eines autistischen Sohns, vor vier Jahren die Selbsthilfegruppe „Autismus Rosenheim“ gründete, wurde sie förmlich überrannt. „Damals gab es in unserer Region überhaupt kein Angebot für Betroffene und deren Angehörige“, erzählt die gebürtige Bad Aiblingerin. Über 400 Betroffene, deren Angehörige, aber auch Lehrer und Behörden aus ganz Südostbayern traten bereits mit der Selbsthilfegruppe in Kontakt. 60 bis 90 Besucher kommen im Schnitt zu den einmal im Monat stattfindenden Treffen. Dieser enorme Zuspruch bringt auch ein Problem mit sich. „Für den Einzelnen bleibt nicht viel Zeit, seine Probleme zu schildern“, so Katrin Hennig. Darum entschloss sie sich vor zwei Jahren zusammen mit Nadine Norèn, ebenfalls Mutter eines autistischen Kindes, zusätzlich den Verein „Autismus Rosenheim“ ins Leben zu rufen. Angeboten werden Beratung, Vorträge und Seminare. Wichtig ist den beiden aber auch die Aufklärungsarbeit. Denn nach wie vor ist Autismus mit vielen Klischees und Vorurteilen behaftet. „Fakt ist aber, den Autisten gibt es nicht. Autismus ist enorm facettenreich“, erklärt Katrin Hennig. Sie will den Betroffenen Gehör verschaffen und ihnen ein Leben auf Augenhöhe ermöglichen.

Für dieses Engagement wurde sie jetzt mit dem Sozialpreis der SPD-Fraktion im Bezirkstag von Oberbayern ausgezeichnet. Der Festakt fand im Hans-Fischer-Saal der Musikschule Rosenheim statt. Umrahmt wurde die Veranstaltung von dem „Irish Folk Ensemble“ der Musikschule unter der Leitung von Gottfried Hartl. Unter den Gästen waren zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Soziales.

Die Laudatio hielt SPD-Landesvorsitzende Natascha Kohnen. Bekannt sei Deutschland vor allem für seine wirtschaftlichen Innovationen. Die sozialen Innovationen seien aber ebenso wichtig. Deren Wert ließe sich nicht beziffern.

Jeder könne irgendwann in seinem Leben auf eine Barriere treffen. Derzeit würde es in Deutschland über 17 Millionen Menschen mit einer chronischen gesundheitlichen Beeinträchtigung geben, nur vier Prozent dieser Beeinträchtigungen seien angeboren. Alle Betroffenen hätten ein Anrecht auf selbstbestimmte Teilhabe am Leben: „Für alle Menschen gelten nicht nur die gleichen Rechte. Sie müssen auch alle die gleichen Chancen haben“.

Beharrliches Engagement lasse sich nicht per Gesetz verordnen. Katrin Hennig sei ein Vorbild für Inklusion: „Sie bringt unsere Gesellschaft voran.“

Lob und Anerkennung kam auch von der Bundestagsabgeordneten Bärbel Kofler, Menschenrechts-Beauftragte der Bundesregierung. Mit Preisen ausgezeichnet würde man vor allem für sportliche oder kulturelle Erfolge. Soziales Engagement stehe viel zu selten im Mittelpunkt. Katrin Hennig sei im Sinne der Menschenrechte aktiv. „Sie hat aus dem Nichts heraus ein Netzwerk aufgebaut mit einem Thema, das vermeintlich nicht im Mittelpunkt der Gesellschaft steht“, sagte Kofler.

Helga Hügenell, Vorsitzende der Bezirkstags-SPD, und ihr Stellvertreter Mike Malm hoben in ihren Reden die Wichtigkeit ehrenamtlichen Engagements hervor. Mit dem Sozialpreis, der 2011 erstmals vergeben wurde und mit 1000 Euro dotiert ist, wolle man den Fokus auf die Leute lenken, die im Hintergrund arbeiten. „Sie machen eine tolle Arbeit. Wir sagen Danke dafür“, so Malm.

Die örtliche SPD-Bezirksrätin Elisabeth Jordan ist sich sicher: „Barrieren gibt es nur in den Köpfen“. Darum sei es wichtig, Vorurteile und Hemmnisse abzubauen. Ziel müsse es sein, allen Menschen die selbstverständliche Teilhabe in der Gesellschaft zu ermöglichen.

Katrin Hennig will sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass Menschen mit Autismus ein Leben auf Augenhöhe führen können. Bereits in Planung ist darum die Gründung eines Autismus-Kompetenzzentrums.

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