Rosenheim – In der österreichischen Bundeshauptstadt sind sie medial stets allgegenwärtig: die 23 Wiener Stadtbezirke, an deren Spitze jeweils ein Bezirksvorsteher steht. In München gibt es ebenfalls diese Einteilung, vom ersten Bezirk, der unter anderem die Altstadt und das Lehel umfasst, über den zwölften Bezirk (Schwabing und Freimann) bis hin zum 25. Bezirk in Laim. Berlin ist seit einer Verwaltungsreform im Januar 2001 in zwölf Bezirke eingeteilt, die jeweils von einem Bezirksbürgermeister regiert werden. „Charlottenburg“, „Spandau“ und „Marzahn“ sind Namen, die auch Nicht-Berlinern bekannt sind.
Weniger bekannt ist dagegen, dass auch Rosenheim in Stadtbezirke, sogenannte Distrikte, eingeteilt war. Achtet man genau auf die Straßenbeschilderung, kann man an Exemplaren, die schon besonders lange an ihrem Platz montiert sind, Spuren finden, die darauf hinweisen: eine römische Ziffer vor dem Namen des heutigen Straßennamens. Je niedriger die Zahl des Bezirks, desto näher befand sich das Viertel am Stadtzentrum. Der Max-Josefs-Platz samt Umgebung (unser Bild zeigt die Hofmannstraße im Färberviertel) bildete Distrikt I, Küpferling beispielsweise Distrikt III. Unsere Bilder zeigen die Tillystraße, eine Seitenstraße der Küpferlingstraße, sowie die Ebersberger Straße im vierten Bezirk.
Vierteilung galt bis
ins Jahr 1882
Bis 1882 waren alle Häuser in Rosenheim – innerhalb der Vierteilung in eben diese Distrikte – durchlaufend nummeriert. Mit steigender Häuserzahl mussten häufig Bruchnummern vergeben werden, sodass schließlich eine neue Nummerierung und Umstrukturierung samt zusätzlicher Straßennamen notwendig wurde.
Fürstätt, das schon im zehnten Jahrhundert als „Veresteti“ auftauchte, wurde samt Oberen und Unteren Gries im Jahr 1913 als fünfter Bezirk eingemeindet, ebenso wie Teile der damaligen Gemeinde Westerndorf St. Peter. 1967 folgten dann Happing (50 Jahre Eingemeindung im vergangenen Jahr; wir berichteten), 1978 Aising, Pang und Westerndorf St. Peter. Explosionsartig schoss damit die Einwohnerzahl von 38000 auf 50000. Lediglich Schloßberg hatte sich heftig gegen die geplante Eingemeindung gewehrt und blieb bei der Landgemeinde Stephanskirchen.
Heute sind in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek in München 30 Rosenheimer Stadtteile vermerkt. Darunter sind beispielsweise recht urbane Viertel und Siedlungen wie Erlenau, Fürstätt, Kaltwies, Kaltmühl, Oberwöhr, Wehrfleck oder Mitterfeld ebenso aufgelistet wie die ehemaligen Kirch- und Pfarrdörfer Happing, Aising, Pang, Westerndorf am Wasen, Westerndorf St. Peter oder Wernhardsberg sowie kleine Siedlungen und Weiler (Happinger Au, Stocka, Ober- und Unterkaltbrunn, Pösling).