Rosenheim – Problem Nummer eins: das Mittertor. Die Renovierungsbedürftigkeit des Wahrzeichens der Stadt ist mit bloßem Auge zu erkennen. Klaffende Risse durchziehen das Mauerwerk. Im Sprachgebrauch vieler Bürger wird das Denkmal schon als „schiefer Turm von Rosenheim“ bezeichnet, weil das Fundament abzusinken droht.
Sicherung und Rettung haben oberste Priorität, so Bauer im Stadtratsausschuss für Schule, Kultur und Sport. Im Haushalt sind vorerst 120000 Euro für Gutachten eingestellt worden. In den nächsten Wochen beginnen die Voruntersuchungen für die Analyse der Gebäudestatik, aus der Stabilisierungsmaßnahmen für die Grundmauern abgeleitet werden, kündigte die Verwaltung an.
Problem Nummer zwei: das Stadtarchiv. Es ist verteilt auf zwei Standorte – an der Reichenbachstraße 1a und 8. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude aus dem Jahr 1937 leidet unter mehreren Schwachstellen: undichte Keller, die bei Starkregen immer wieder unter Wasser stehen, Fenster aus den 30er- Jahren mit hohen Wärmeverlusten.
Problem Nummer drei: die Städtische Galerie. Sie stammt ebenfalls aus dem Baujahr 1937 und steht auch unter Denkmalschutz. „Grenzwertig“: So charakterisierte der Vertreter des städtischen Gebäudemanagements die bauliche Situation. Auch hier wird der Keller bei Starkregen überflutet. 2001 kam es deshalb zu Pilzbefall, die umfangreiche Kellersanierung mit Tieferlegung brachte jedoch nicht den gewünschten Erfolg.
Den Sanierungsbedarf bei Archiv und Galerie bezifferte das Gebäudemanagement auf drei Millionen Euro.
Ein weiteres Problem gilt für alle drei Einrichtungen: Platzmangel. Jährlich wächst das Archivgut um durchschnittlich 65 laufende Meter. An beiden Standorten sind die Lagerflächen jedoch voll. In der Städtischen Galerie ist der Depotraum für die Einlagerung des Kulturgutes ebenfalls nicht mehr ausreichend. 200 bis 300 Quadratmeter zusätzlich werden benötigt. Völlig ausgeschöpft sind auch die Lagerkapazitäten des Städtischen Museums. Auch die Außendepots sind absolut ausgelastet.
Neubau für ein
Depot notwendig
Weniger sammeln oder lagern? Das ist keine Lösung. Das Bayerische Archivgesetz verpflichtet die Kommune, Archivgut dauerhaft zu erhalten. Die Städtische Galerie ist nicht nur ein bekanntes Ausstellungshaus, sondern erhält auch viele wertvolle Schenkungen aus Nachlässen und von Künstlern. Werke werden angekauft, um sie zu erhalten. Bei der Übernahme sichert die Galerie den Schenkern und Sammlern zu, die Bestände konservatorisch korrekt aufzubewahren.
Es besteht also Handlungsbedarf. Ideallösung ist ein neues Depot für die drei Kultureinrichtungen, berichtete Walter Leicht, Leiter des Städtischen Museums. 1500 Quadratmeter Fläche sollte es umfassen, gab er auf Anfrage von Andreas März (CSU) an. Es wird jedoch dauern, bis die Finanzierung des Neubaus steht oder ein Grundstück gefunden ist. Die Keller von Archiv und Galerie müssen trotzdem saniert werden, wollen wichtige Unterlagen und Kunstwerke nicht Schaden nehmen, warnte Karl-Heinz Brauner von den Grünen. Außerdem gibt es noch Pläne für einen Ausbau der Städtischen Galerie, die Defizite in der Barrierefreiheit hat, und für eine Kulturmeile an der Rathausstraße, erinnerte Ulrike Plankl (CSU) den Ausschuss an weitere Vorhaben.