Mit Bobo Diallo erstmals Flüchtling ausgebildet

Glücklich über die Chance beim THW

von Redaktion

Er nennt sich Bobo, weil’s einfacher für deutsche Zungen ist: Mamadoubobo Diallo ist der erste – anerkannte – Flüchtling, den das THW Rosenheim zum Helfer ausbildete. Der inzwischen 20-Jährige will „dem Land etwas zurückgeben. Deutschland hat mich gut aufgenommen.“

Rosenheim – Einer, der Hilfe braucht(e), hilft nun selbst im Falle von schweren Verkehrsunfällen, Katastrophen und Ähnlichem – eine Belastung? Nein, sagt Bobo, er sei in seinem Heimatland Guinea und auch als 17-Jähriger auf der Flucht durch vier weitere afrikanische Länder (Elfenbeinküste, Burkina Faso, Niger, Libyen) immer wieder mit Gewalt, Unruhen, Unglücksfällen, mit Verletzten und Toten konfrontiert worden. Bei der Mittelmeer-Überquerung via Italien seien von den 150 Bootsflüchtlingen drei an Bord aufgrund von Erschöpfung gestorben.

Außer einer Schwester, die in Luanda (Hauptstadt von Angola) lebt, und einer Großmutter in Guinea steht er allein. In dem westafrikanischen Land gehörte seine Familie einem Volksstamm an, der laut Bobo verfolgt ist. Hier, in Rosenheim, fühlt er sich aufgenommen. Er habe vor einiger Zeit einmal eine Ausstellung besucht, da sei er mit einer Französisch-Lehrerin vom Karolinen-Gymnasium ins Gespräch gekommen. Nun sei diese Lehrerin quasi seine „Patin“.

Sechs Monate Büffelei zahlen sich aus

Neben Französisch und seiner Muttersprache Fulla (eine von vielen Nationalsprachen) beherrscht Bobo mittlerweile gut Deutsch – sechs Monate lang Büffelei „in einer Schule“ zahlen sich aus, auch die nunmehr drei Jahre Aufenthalt in Deutschland, etliche Praktika, die er sich verschaffte, sowie eine angelaufene, insgesamt dreijährige Ausbildung in Kolbermoor als Textilreiniger tun ihr Übriges. Und schließlich die Trainings und Übungen beim Technischen Hilfswerk Rosenheim seit September 2017.

Eigentlich habe er eine Ausbildung bei der Feuerwehr machen wollen, räumt Bobo ein, jetzt sei er glücklich über die vielen Ausbildungsfelder hier beim THW Rosenheim. Holz-, Gesteins-, Metallverarbeitung, Arbeiten am Wasser, Einsatzregeln, Erste Hilfe, Ausleuchten der Unglücksstelle mit Stromerzeugung und vieles mehr gehörten zum Unterrichtsplan für den jungen Mann und seine fünf Mitstreiter in der Grundausbildung. Die Abschlussprüfung (fünf Stunden Theorie und Praxis) ist noch relativ frisch, sie wurde in Schongau abgenommen, gemeinsam mit Prüflingen anderer Ortsverbände. Schwer? „Das war ganz leicht“, freut sich Bobo, dessen Berufsziel einst Elektriker war.

Jetzt sind alle sechs Neuhelfer einsatzbereit im insgesamt neun Mann starken Bergungstrupp. Rosenheims THW-Sprecher Stefan Huber ist sichtlich stolz auf „seine“ Zugänge. Der junge Mann aus Guinea sei der erste und anerkannte Flüchtling in der Region – und das gelte bis Weilheim und Garmisch-Partenkirchen – , der von ihnen ausgebildet worden sei, hebt er hervor. Dies sei umso bemerkenswerter, als sich Mamadoubobo Diallo selbst um einen ehrenamtlichen Dienst bemüht habe. Huber sieht dieses Beispiel als ein gelungenes Projekt zur geglückten Integration an. Denn Bobo schätzt die THW-Kameraden und sie schätzen ihn.

Bereits vor drei Jahren hatten das deutsche Innen- und Außenministerium den Startschuss für ein gemeinsames Projekt des Technischen Hilfswerks zur Integration und Ausbildung von Flüchtlingen und Asylsuchenden für den Zivil- und Katastrophenschutz gegeben. Eine Überlegung war dabei unter anderem, die sprachlichen, handwerklichen und technischen Fähigkeiten zu fördern und des Weiteren eine Hilfestellung zu geben, um in der Gesellschaft Fuß zu fassen. „Dashabe ich“, sagt Bobo.

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