Rosenheim – „Das K. Staatsministerium des Innern hat mit Entschließung vom 2. Februar 1917 allen Verwaltungsstellen zur Pflicht gemacht, alles aufzubieten, um eine ungehinderte Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung zu erzielen. Seit Jahren bemühen sich die Gemeinden des Inntales von Kiefersfelden bis Rosenheim darum, die durch die Innkorrektion geschaffenen Innverlandungen samt Schutzstreifen zur Gras- und Streunutzung für die Bedürfnisse ihrer Viehhaltungen gegen geringes Entgelt überlassen zu bekommen. Die Forstverwaltung will diese Grundstücke zur Aufforstung verwenden, wodurch diese erstmalig in einem Menschenalter eine Nutznießung ergeben.“
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Ausführlich schildert die Redaktion die Nöte von Familien mit Kindern, in Rosenheim eine Wohnung zu bekommen und stellt fest: „Kinderreichen Familien das Obdach zu verweigern oder zu entziehen ist ein Vergehen gegen das Vaterland!“
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Größtenteils bestehen die Lokalnachrichten in dieser Zeit aus Meldungen wie „Für das Vaterland gefallen“, „Den Heldentod gestorben“, „Auf dem Felde der Ehre gefallen“, beispielsweise am 11. Juni: „Der dritte Sohn gefallen. Bankbeamter Fritz Thoma, ein Sohn der Frau Forstmeister Thoma, ist am 28. Mai den Heldentod für das Vaterland gestorben. Die tieftrauernde Mutter hat damit den dritten hoffnungsvollen Sohn dem Vaterland zum Opfer bringen müssen. Tiefe und allgemeine Teilnahme wird der Heldenmutter, die der Krieg so hart angefaßt, in weiten Kreisen entgegengebracht. Der Held ruhe in Frieden!“
„Deutliche konjunkturelle Impulse trugen zu der Belebung der wirtschaftlichen Aktivität bei. Besonders Betriebe der produzierenden Wirtschaft waren bestrebt, ihre in der Rezession entstandenen Personallücken aufzufüllen. Vor allem das Fehlen von guten Fachkräften und geeigneten Schichtarbeitern führte zu einem wachsenden Interesse der Betriebe an ausländischen Arbeitnehmern.“
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„Seit kurzem sind alle fünf Rosenheimer Volksschulen und die Sonderschule in Fürstätt Besitzer von Fernsehapparaten. Der Bayerische Rundfunk stiftet regelmäßig aus den Geldern, die der Werbefunk einbringt, Fernsehgeräte für Unterrichtszwecke. Die Schulen haben für jedes Gerät nur 250 Mark zu bezahlen. Die Stadt Rosenheim, die als Schulhausträger auch die Mittel für den Sachbedarf zur Verfügung stellt, war vom Bayerischen Rundfunk schon früher auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht worden, hatte aber das Angebot zunächst abgelehnt, da zu den 250 Mark pro Empfänger noch die Kosten für die Antennenanlagen gekommen wären. Erst als sich die Firma Kathrein auf private Anfrage hin bereit erklärte, die Antennen zu stiften, machte die Stadt Etatmittel locker.“
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„Freunde der Beatmusik sollen am Sonntag, 9. Juni, im großen Kolpingsaal in Rosenheim auf ihre Rechnung kommen: acht Beatkapellen – darunter eine Gruppe, die Spirituals und Gospels vorträgt – treten zum Wettstreit an. Folgende Bands haben sich angemeldet: The Roosters, Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band, Psychedelic Mashed Potatoes, Pineapple Truck, The Semous, The New Age, Final Invaders of Virtuous Emotions, The Confusion. Dieser Wettbewerb, der vom Club 66 veranstaltet wird, steht unter der Leitung von Jugendpfleger Spitzer (den Wettbewerb gewannen die Psychedelic Mashed Potatoes. Anmerkung der Redaktion).“
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„Die Studenten der Staatlichen Ingenieurschule für Holztechnik in Rosenheim haben gestern einen unbefristeten Vorlesungsstreik und Prüfungsboykott ausgerufen. Anlaß dazu waren die Beschlüsse der 123. Konferenz der bundesdeutschen Kultusminister in Hannover, die, wie es in einer Erklärung des Allgemeinen Studentenausschusses hieß, den Weg zu einer fortschrittlichen Akademiegesetzgebung versperren. Den Studenten geht es vor allem um die Anerkennung des deutschen Studenten im ganzen EWG-Raum, um die Einführung einer zwölfjährigen Vorbildung für Ingenieur-Schulen und bessere Studienbedingungen.“
Das Thema Eisstadion müsse man rund zwei Jahre nach der heftigen Diskussion um einen Neubau aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Diese Ansicht vertrat CSU-Stadtrat Martin Frick vor der CSU-Runde des Ortsverbands Rosenheim-Stadt. „Ein Neubau wäre heute nicht mehr machbar“, sagte Frick, der im Nachhinein auch Projekte wie Rathausumbau, Krankenhausbau und Jugendfreizeitgelände als möglicherweise nicht in die Zeit passend bezeichnete. In Zeiten der sich rapide verschlechternden Finanzlage sieht die CSU nur noch eine richtige Reaktion: „Bei allem, was mit Geldausgeben zu tun hat, auf die Bremse treten.“
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„Mit einem legalen Trick wollen die SPD-Unterbezirke Rosenheim Stadt und Land bei der Landtagswahl 1994 dafür sorgen, daß die Sozialdemokraten wieder mit einem Abgeordneten aus der Region im Landesparlament vertreten sind. Um besser an die Zweitstimmen heranzukommen, tauschen Andreas Lakowski aus der Stadt und Martin Anker aus dem Landkreis die Wahlkreise. Damit, so argumentierte gestern Dr. Fritz Ihler, werde automatisch der Bekanntheitsgrad für jeden der beiden erhöht.“re