In alten Zeitungsbänden geblättert

Amtsgerichtsgefängnis wird geschlossen

von Redaktion

Ein Blick zurück in die Vergangenheit sagt viel über die Entwicklung einer Stadt und die Sichtweise früherer Generationen. Vieles wiederholt sich in verblüffender Weise. Wir haben deshalb in alten Zeitungsbänden geblättert und präsentieren in unregelmäßigen Abständen die interessantesten Dinge aus bestimmten Jahren. Heute geht es um die Zeit vom 18. Juni bis 1. Juli.

Rosenheim – „Das Treiben schulpflichtiger Kinder, besonders in den Abendstunden, nimmt – notabene gerade in den inneren Straßen der Stadt, so auch am Max-Josefs-Platz, der immer wieder zum Tummelplatz verwahrloster Jugend wird – immer abstoßendere Formen an. Bis zum Einbruch der Nacht vollführen oft Rudel von Knaben einen ungeheueren Lärm (gestern wurden wieder nebenbei eiserne Reifen auf den Gehsteigen getrieben), von welchem die zahlreichen Umwohner erst kurz vor dem Schlafengehen erlöst werden. Solcher Unfug wird nicht in allen Städten geduldet und es müßte doch Mittel und Weg geben, sie auch in hiesiger Stadt zu steuern.“

„Die Einfahrt nach Rosenheim vom Norden her hat ein völlig neues Aussehen erhalten. Die Kreuzung Prinzregenten-Hubertus-Westerndorfer Straße wurde in großzügiger Weise ausgebaut.

Sie soll nach dem Willen der Rosenheimer Stadtratsmehrheit einen Teil der künftigen B15 darstellen. Gegenüber den unglücklichen früheren Verhältnissen ist nun eine moderne und auch für die Zukunft gültige Lösung gefunden worden, indem zwischen der Verbandsberufsschule und der Wohnsiedlung der Hermann-Löns-Straße eine Verlängerung der Westerndorfer Straße neu angelegt wurde.

Dadurch kam eine klare und übersichtliche Kreuzung zustande. Der Kraftfahrer, der vom Norden her, aus Richtung Wasserburg also, in die Stadt will oder sie in diese Gegend verläßt, ist nicht mehr auf den früheren Engpaß über die Leibl- und Lönsstraße angewiesen. Die neue Kreuzung ist mit Ampeln versehen. Angesichts des steigenden Verkehrs an diesem Brennpunkt ist das nur zu begrüßen.“

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„Am kommenden Sonntag, 30. Juni, wird das Rosenheimer Amtsgerichtsgefängnis für immer geschlossen. Der Abtransport der noch dort weilenden Insassen in die Gefängnisse von Traunstein und Mühldorf ist bis dahin beendet. Was mit dem alten Gebäude geschehen wird, steht noch nicht fest. Das Gefängnis entsprach nicht mehr den Mindestansprüchen, die heute gestellt werden. Nicht zuletzt waren die Toilettenanlagen (Kübelsystem) völlig unzureichend. Aber auch die ungünstige Lage inmitten der Stadt, an der Einmündung der Bahnhofstraße in die Münchener Straße, hat zu dem Auflösungsbeschluß beigetragen. Jedermann konnte mit ansehen, wer den ,Schubwägen‘, die wöchentlich zweimal ankamen, entstieg und ins Gefängnis eingeliefert wurde. Das Rosenheimer Gefängnis bot insgesamt 65 Insassen Platz. Im Jahresdurchschnitt war es mit 35 Insassen belegt. Hier wurden Strafgefangene untergebracht, die bis zu drei Monate abzusitzen hatten. 70 Jahre lang war das Amtsgerichtsgefängnis in Rosenheim die unfreiwillige Herberge für Häftlinge.“

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„In der ordentlichen Mitgliederversammlung des Hallenbadvereins im Kolpinghaus wurde beschlossen, Anfang September mit dem Bau des Hans-Klepper-Bads im ehemaligen Holzhofgelände zu beginnen. Oberbürgermeister Dr. Steinbeißer teilte mit, daß die unter der Federführung von Architekt Bernhard gefertigten Pläne bauaufsichtlich genehmigt wurden. Damit ist für den Bau grünes Licht gegeben. Das Gesamtvermögen des Hallenbadvereins betrug Ende 1967 721720 Mark. OB Dr. Steinbeißer wies darauf hin, daß zwei Millionen Mark ausreichen müßten, um das Bad herzustellen. Zu den eigenen Mitteln und dem Grundstück der Stadt werden Zuschüsse vom Land und Bund fließen.“

„Ich werde darum kämpfen, daß der Turm der Kunstmühle erhalten wird und eine schulische Nutzung kommt“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker gestern im Bauausschuß. Gleichwohl stimmte er mit der CSU, die zu den bestehenden Planungen eine Alternative untersucht haben will. Die könnte lauten: Turm abreißen und genauso oder ähnlich wieder aufbauen. Mit diesen Vorschlägen wurde das Bebauungsplanverfahren grundsätzlich in die Wege geleitet. Der Turm und andere Gebäudeteile stehen unter Denkmalschutz. Bereits 1984 hatte der Stadtrat zweimal die von den Kunstmühlen AG beantragte Abbruchgenehmigung verweigert.“

In der Jahreshauptverammlung des Stadtverbandes für Leibesübungen ging es unter anderem wieder einmal um das Thema „Umzug des TSV 1860“. Daraus werde wohl nichts, erklärte Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker. Wörtlich hieß es damals: „Hierzu gab er zum Leidwesen der Sechziger bekannt, daß die Schulsportanlage Jahnstraße bestehen bleiben müsse, denn das Bayerische Staatsministerium für Unterricht habe ihm mitgeteilt, daß die zeitliche Erreichbarkeit der Sportstätte höchstens fünf Minuten dauern dürfe. Somit ist die Finanzierung der Sportanlage Bauer in der Au, die wiederum Schulsportanlage werden sollte, sicher nicht durchführbar.“

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„Das Jugendfreizeitzentrum wird voraussichtlich im Frühsommer nächsten Jahres fertig‘, sagte Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker gestern beim ersten Spatenstich am Floriansee. Zwei Millionen Mark koste dieses Bauvorhaben. Rund 530000 Mark zahlt der Freistaat.“ re

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