Interview mit dem Leiter der privaten Wirtschaftsschule Dr. Kalscheuer, Wolfgang Seidel

„Konsequenter Schritt in Richtung Durchlässigkeit“

von Redaktion

Rosenheim – Ab dem nächsten Schuljahr startet die private Wirtschaftsschule Dr. Kalscheuer mit einer sechsten Klasse. Thomas Seidel, seit 30 Jahren Schulleiter, erklärt die Gründe für diese Neuerung.

Herr Seidel, auf großen Plakaten in Rosenheim war zu sehen, dass die Rosenheimer Wirtschaftsschule im nächsten Schuljahr mit einer neuen sechsten Klasse startet. Bisher konnte man erst ab der siebten Klasse in die Wirtschaftsschule übertreten. Gibt es jetzt einen neuen Weg in der Schullaufbahn?

Ja! Wir werden, so wie andere private Wirtschaftsschulen in Bayern auch, viele Schülern aus den fünften Klassen der Mittelschulen, der Realschulen und der Gymnasien die Chance auf einen alternativen Weg zur mittleren Reife geben können. Wir sind sehr froh darüber, dass das bayerische Kultusministerium uns diesen Weg ermöglicht hat.

Viele Eltern beklagen, dass man sich schon sehrfrüh für die Schullaufbahn der Kinder entscheiden muss und dadurch enormer Druck aufgebaut wird. Wird dieser Druck nun auch durch das Vorziehen des Einstiegs in dieWirtschaftsschule erhöht?

Nein, im Gegenteil. Es ist nun ein konsequenter Schritt in Richtung Durchlässigkeit der Schularten getätigt worden. Stellt sich heraus, dass Schüler in der fünften Klasse Gymnasium oder Realschule in Schwierigkeiten kommen, kann die Wirtschaftsschule eine gute Alternative zu einem Wechsel zurück zur Mittelschule sein. Schüler der fünften Klasse der Mittelschule haben ein Jahr mehr Zeit, den Wechsel an die Wirtschaftsschule ins Auge zu fassen.

Was unterscheidet diese sechste Klasse von denen der anderen Schularten?

Die sechste Klasse der Wirtschaftsschule bereitet schwerpunktmäßig auf die vierstufige Wirtschaftsschule vor, die den Schülern einen praxisorientierten Weg zur Mittleren Reife anbietet. Die jungen Leute werden vor allem in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik fit gemacht. Es geht darum, „Basics“ zu erwerben, die man auf dem Weg zum mittleren Bildungsabschluss braucht. Darauf ist ganz eindeutig der Fokus gerichtet.

Wie kann denn in die sechste Klasse der Wirtschaftsschule gewechselt werden?

In erster Linie können Schüler aus den fünften Klassen der anderen Schularten wechseln. Diese Klassen haben schon einen Gelenk-Charakter, der Schullaufbahn-Entscheidungen nachjustieren kann. Aber auch Schüler, die die sechste Klasse wiederholen müssen, können dies an der Wirtschaftsschule tun.

Die Kalscheuer Schulen sind vielen Rosenheimern ein Begriff; Sie sind schon seit 30 Jahren Schulleiter. Wie sieht es mit der schulischen Zukunft aus?

Ich glaube, dass wir sehr gut für die kommenden Jahre aufgestellt sind. Mittlerweile ist der Enkel des Firmengründers, Dr. Martin Kalscheuer, Geschäftsführer der Schulfamilie. Mit viel Energie wird in Unterricht und Ausstattung investiert. Für uns ist es auch bedeutend, den Jugendlichen individuelle Orientierungshilfen für die Bewältigung des schulischen Alltags anzubieten. Die Wirtschaftsschulen in Bayern sind zwar eine kleine Schulart, können sich aber gerade deshalb den beruflichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gut anpassen.

Interview: Georg Füchtner

Keine Anmeldefrist

Für die Private Wirtschaftsschule Dr. Kalscheuer gibt es im Gegensatz zu den staatlichen Schulen keine Anmeldefrist. „Wir haben kein Zeitlimit dafür“, so Schulleiter Wolfgang Seidel. Heißt: Bis kurz vor Schulbeginn 2018/2019 (Ferienende ist der 10. September) können sich Schüler für die 6. und 7. Klassen sowie für die 8. bis 10. Klassen noch anmelden. Denn: „Es gibt auch im August noch Umsteiger, die sich anders orientieren wollen“, so Seidel.

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