Gespräch mit Dekanatskantor Johannes Eppelein über die Kirchenmusik

Gotteslob in höchsten Tönen

von Redaktion

Gotteslob in höchsten Tönen: Musik spielt in jeder Religion eine wichtige Rolle. In der evangelischen Kirche ist die Vielfalt groß. Um die Menschen auch noch in der heutigen Zeit für Kirchenmusik zu begeistern, braucht es manchmal auch neue Wege, wie das Gespräch mit Dekanatskantor Johannes Eppelein zeigt.

Rosenheim – Martin Luther wusste: Durch die Musik prägen sich die Menschen das Wort Gottes gut ein. Außerdem können sich die Gläubigen durch das Singen aktiv an den Gottesdiensten beteiligen. Martin Luther selbst soll leidenschaftlich gern und gut gesungen haben.

Dekanatskantor Johannes Eppelein sieht einen Unterschied zwischen katholischer und evangelischer Kirchenmusik: „Der Hauptauftrag der evangelischen Kirchenmusik ist ein inhaltlicher: Die Musik ist eine eigenständige Säule zur Verkündigung des Wortes in unseren Gottesdiensten. Dahingegen hat die katholische Kirchenmusik vor allem die Aufgabe, die Messfeier in ihrer Pracht, Würde und Feierlichkeit zu entfalten und auch über das Ohr erfahrbar zu machen.“

Zwei Onkel von Eppelein sind hauptberufliche Kantoren und seine Eltern ambitionierte Hobbymusiker – da lag es für den musikalischen Pfarrerssohn aus der Oberpfalz nahe, beruflich Musik und Kirche zu vereinen. Im vergangenen September hat Johannes Eppelein die Stelle als Dekanatskantor im Dekanat Rosenheim in Elternzeit-Vertretung übernommen und damit nach Studium und kirchenmusikalischem Praxisjahr seine erste Stelle angetreten.

Vorgefunden hat er in den drei evangelischen Kirchen der Stadt mit Kinderchören, Jugendchor, Erwachsenenchor, Gospelchor, Blockflötenconsort und Posaunenchor eine große Bandbreite an musikalischen Aktivitäten. Johannes Eppelein sieht in deren Leitung neben der musikalischen Arbeit vor allem eine „große pädagogische Herausforderung“.

Choraufbau funktioniert

heute vor allem projektbezogen

Schließlich sind die Mitglieder des Ensembles ausschließlich musikalische Laien, die ehrenamtlich zur Probe kommen. Menschen für eine ehrenamtliche Tätigkeit zu begeistern, werde aber auch in den Reihen der evangelischen Kirche immer schwerer. „Beruflich und schulisch sind Erwachsene wie Kinder heutzutage so eingespannt, dass Freizeit ein knappes Gut ist“, weiß er. Eine langfristige Bindung an einen Chor oder Ähnliches gehe darum kaum noch jemand gerne ein.

Choraufbau funktioniere deshalb fast nur noch projektbezogen: „Früher haben sich Hobbymusiker oder Hobbysänger für einen bestimmten Chor oder ein bestimmtes Orchester interessiert, weil sie sich mit dem Ensemble identifizieren konnten. Heute wählen sie ihren Chor mitunter nach dem jeweiligen musikalischen Werk aus, das gerade erarbeitet wird und bleiben nur solange, bis dieses aufgeführt wird.“

Durch diesen ständigen Wechsel wird die Arbeit der musikalischen Leiter erschwert. Sie müssen ihre Ensembles immer wieder neu zusammenstellen und zu einer Einheit formen, berichtet der Dekanatskantor. „In unseren Chören haben wir zum Glück einen gewissen Stamm, der bereits seit 20 und mehr Jahren mitsingt. Auf Basis dieser Leute kann man aufbauen“, freut sich Johannes Eppelein. Er hofft, dass es ihm gelingt, diesen festen Stamm in Zukunft noch weiter auszubauen. Dies gilt auch für seine Kinder- und Jugendchöre, denn: „Kinder- und Jugendchöre sind die Zukunft unserer Kirchenmusik!“

Auch musikalisch-stilistisch entwickelt sich die Kirchenmusik weiter. Gospel und moderne Klänge haben schon längst Einzug gehalten. Anders als viele andere Kirchenmusiker hält Johannes Eppelein aber den Einsatz der Orgel weiterhin für unverzichtbar. „Wenn unsere Gottesdienste in der bisherigen Form bleiben, ist unstrittig, dass die Orgel das geeignetste Begleitinstrument dafür ist“, steht für ihn fest.

Außerdem ist ihm trotz Offenheit für Neues wichtig, dass auch die klassische Kirchenmusik Zukunft hat: „Unsere Kirchenmusik hat eine derart lange Geschichte und Tradition, sodass gerade wir Kirchenmusiker zu einem verantwortungsvollen Umgang mit ihr verpflichtet sind. Auch die klassische Kirchenmusik muss in unseren Gottesdiensten und Konzerten erlebbar bleiben“, ist Johannes Eppelein überzeugt.

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