Kolbermoor – „Sauber laufen“ müsse die Goaßl. Schnalzer-Vorstand Andreas Redl ringt etwas nach Worten. Das Schnalzen beschreiben? Das könne man wohl leichter demonstrieren, meint der Kolbermoorer. In voller Montur steht er da und bewegt das empfindliche Gerät scheinbar mühelos durch die Luft.
Von wegen mühelos. Übung ist auch beim Schnalzen alles, gesteht der Trachtler. Kraft sei schon nötig, „aber nicht alles“, schmunzelt er. Im Kreise seiner Mitschnalzer ist da schnell die Rede von Taktgefühl, das unbedingt erforderlich sei. Schließlich werde nicht einfach nur geschnalzt, sondern die Musik im Takt begleitet. „Und da hört man jeden Ausrutscher“ – zum Leidwesen der Schnalzer, die sich inzwischen bei diversen Festen auch einer Bewertung durch eine Fachjury unterziehen.
Ein Schnalzer braucht also unbedingt Musikalität, um die mitunter komplizierte Schlagfolge konzentriert und sauber durchführen zu können. Man denke nur an das Triolenschnalzen. „Ganz schwierig“, betonen die Männer. Nicht einfach sei es zudem, die richtige Goaßl zu finden. Bei einschlägigen Reitshops, inzwischen aber auch bei Fachfirmen, sei das entsprechende Material zu finden.
Und da gilt es natürlich auch wieder vieles zu beachten, etwa wie den „Schmitz“ – das ist der Knoten ganz vorne der geknüpften Hanfschnur der Goaßl. Er ist in der Regel farbig gekennzeichnet und ein „wahres Verschleißteil“, so Redl, saust er doch oft, und oft in Hundertstelsekunden, durch die Luft. Was bei diesem wilden Luftritt entsteht, ist der Schnalzer, der laute Knall, das Markenzeichen.
Inzwischen hat auch die Moderne das Gerät geprägt. Waren die Goaßln der Fuhrleute früher aus Holz, so gibt es sie heute auch aus Fiberglas. Jede Goaßl ist anders. „Sie ist so persönlich wie der Goaßlschnalzer, der sie besitzt“, sagt Redl.
Seit 25 Jahren haben sich die Kolbermoorer diesem Brauchtum verschrieben. Beim Gaufest 1993 in Kolbermoor entstand auf Anregung von Wast Voit die Idee, eine Schnalzergruppe zu gründen.
Zur „ersten Prob‘“ kamen Franz Redl, Jürgen Halder, Franz Redl senior, Christian Rothmeier, Herbert Rothmeier, Hans Seidl junior, Christian Sumser, Hans Sumser und Andreas Redl. Bis hin zum richtigen Schnalzer brauchte es aber viele Übungsstunden. Die Kolbermoorer hatten aber wohl Talent, denn im April 1994 wurde beim Vereinsabend die erste Kostprobe des Erlernten unter großem Beifall gegeben.
Beim 100-jährigen Gründungsfest des Rauchklubs Kolbermoor waren die Schnalzer bereits mit beachtlichem Erfolg dabei – ein Erfolg, der in den Anfangsjahren vor allem den Ostermünchner Schnalzern zugeschrieben wurde, die bei den anfänglich gemeinsamen Proben mit ihrer Erfahrung und ihrem Können zur Seite standen. 1996 dann ein weiterer Höhepunkt in der Schnalzergeschichte: Beim Redl wurde eigens ein Haus für die Schnalzer gebaut, „denn Gemeinschaft ist für uns ganz wichtig“, so die Kolbermoorer. Und 1996 gab es auch das erste Stadlfest der Aktiven beim Redl.
Die Begeisterung fürs Schnalzen hat sich gehalten. Viele Geschichten von gelungenen Auftritten – darunter etwa das Kreisjugendtreffen in Litauen 2003, der Auftritt in Hauteluce 2008 in Frankreich oder in Fürth im Odenwald mit der Brauerei Maxlrain, Einlagen bei der Grünen Woche in Berlin – können die Schnalzer erzählen, die beim großen Schnalzertreffen beim Redl natürlich ausgiebig mit den geladenen Gruppen aus Berganger, Pang, Ostermünchen, Bad Feilnbach, Grainbach und Feldkirchen bei Rott ausgetauscht werden.ge