In alten Zeitungsbänden geblättert

Wohl bald Abschied von Stadtpolizei

von Redaktion

Ein Blick zurück in die Vergangenheit sagt viel über die Entwicklung einer Stadt und die Sichtweise früherer Generationen. Vieles wiederholt sich auch in verblüffender Weise. Wir haben deshalb in alten Zeitungsbänden geblättert und präsentieren in unregelmäßigen Abständen die interessantesten Dinge aus bestimmten Jahren. Heute geht es um die Zeit vom 13. bis 26. August.

Rosenheim – „Liefert Kaninchenfelle ab! Das in Friedenszeiten oft wenig beachtete Kaninchenfell hat im Kriege für unser Heer die größte Bedeutung erlangt. Deshalb erfolgte die Beschlagnahme der Felle.“

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„Wegen Tabakmangel und Warenknappheit schränken einige hiesige Zigarrenhändler ihre Verkaufszeit ein. Dienstag und Freitag werden die Verkaufsräume ganz geschlossen gehalten.“

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„Ein Tabakbauverein soll dem Vernehmen nach demnächst in Rosenheim gegründet werden. Tatsächlich hat der Tabakmangel in unserer Gegend zu einem starken Anbau von Tabakpflanzen geführt. Der neue Verein will sich die Anpflanzung, Behandlung und Verwertung von ,Haustabak‘ zur Aufgabe machen.“

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„Der ,Münchener Post‘ zufolge hat der hiesige sozialdemokratische Parteiausschuß in seiner letzten Sitzung folgende Forderungen aufgestellt: Herausgabe der sehnlichst erwarteten Zichorie, da die Zeit zur Abgabe bereits verstrichen ist; sofortiger Ersatz der fehlenden Kartoffeln durch andere Nahrungsmittel; Vorsorge für Holz und Kohlen und schärfere Kontrolle, damit es den Arbeitern und Kleinhandwerkern im kommenden Winter erspart bleibt, anzustehen, um schließlich doch mit leerem Sack wieder abzuziehen: Abgabe der von der Altbekleidungsstelle für die Arbeiterkinder bestimmten Anzüge, da der Mangel an Stoffen und die hohen Preise gerade diesen Familien die Anschaffung unmöglich macht; tunlichste Berücksichtigung auch der außenstehenden beruflichen Arbeiter und Kleingeschäftsleute bei der Verteilung von Anzügen für die Munitionsarbeiter; endlich Zuweisung des versprochenen Fadens an die Berufshandwerker und an die Familienhaushalte.“

„Bayerns Finanzminister Dr. Pöhner hat gestern Oberbürgermeister Dr. Steinbeißer in einem Brief mitgeteilt, daß das Karolinengymnasium spätestens 1970 verstaatlicht wird. Seit zwei Jahrzehnten wurde die Verstaatlichung angestrebt. Im Rosenheimer Haushaltsplan entsteht eine Entlastung von 400000 bis 500000 Mark pro Jahr. Dieses Geld ist sowohl nach dem Schreiben des Finanzministeriums als auch nach den Vorstellungen des Stadtrats gebunden für schulische Zwecke.“

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„750000 Mark muß Rosenheim alljährlich für seine Stadtpolizei aufbringen. Jetzt bestünde die Möglichkeit zur Verstaatlichung der Gemeindepolizei. Dadurch könnte eine runde halbe Million eingespart werden. Macht Rosenheim davon Gebrauch? Mit dieser Frage wird sich der Stadtrat im Herbst anläßlich der Etatberatungen auseinandersetzen.“

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„Kilometerweit stauten sich an den Einfallstraßen die Kraftfahrzeuge. Wohl 60000 Menschen standen gestern auf den Straßen und Plätzen Rosenheims, um den Festzug zu erwarten. Man erinnert sich nicht, jemals mehr Menschen in Rosenheim gesehen zu haben als an diesem Sonntag. Des Festvereins (vom Wetteramt war um 13.45 Uhr eine Sturmwarnung ergangen) und ganz Rosenheims Ruf stand auf dem Spiele, als in letzter Minute der unterbrochene Aufmarsch wieder in Bewegung kam. Das Fest war damit gerettet. Das Gewölk brach auf und ein weiß-blauer Himmel strahlte über Rosenheim. Die Regenschirme wurden zugeklappt, die Herzen öffneten sich wie von selbst, denn was nun in exakter Reihenfolge abrollte, war eine Trachtenschau, wie sie schöner, vielgestaltiger und farbenfroher nicht sein konnte. Über zwei Stunden dauerte der Festzug.“ (Anmerkung der Redaktion: Es handelte sich um das 75. Gründungsfest des Trachtenvereins „Alt Rosenheim“. Es kamen 150 Vereine aus nah und fern, davon 15 ausländische Gruppen. Mit diesem Fest festigten die „Alt Rosenheimer“ mit ihrem legendären 1. Vorstand Vinzenz Holder und seinem Stellvertreter Martin Voggenauer ihren Ruf als Veranstalter internationaler Trachtenfeste. Es folgten weitere Feste jeweils mit internationaler Beteiligung, beispielsweise das 100. Gründungsfest im Jahr 1993. Diese Veranstaltungen hatten aber nie das Ausmaß des 1968erFestes. Ein ähnlich großes Trachtenfest fand zuletzt 2015 in Rosenheim anlässlich des 125. Gaufestes des Gauverbandes I statt. Hierzu konnte der GTEV Stamm I Rosenheim als Ausrichter 9000 Teilnehmer aus 140 Vereinen, wegen der großen Hitze aber nur rund 15000 Zuschauer in der Stadt begrüßen).

„Eine knappe Woche ist vergangen, seitdem Shakin Stevens im Schwimmbad an der Chiemseestraße die Knie schüttelte und die Equals ihr ,Come back‘ in die Mikrofone hämmerten. Begeisterte Zuschauer, verärgerte Nachbarn, Polizei, die für das Ende der Veranstaltung sorgte, so schaut bisher das Fazit aus. Ludwig Neser, bei den Stadtwerken zuständig für das Freibad, sah sich bei allen Beschwerden erst einmal ,im Regen stehen‘. Doch trotz allem schaut er optimistisch ins nächste Jahr: ,Wie wär’s mit Gianna Nannini?‘“

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„Postlose Zeiten für die Panger: weil Personalmangel herrscht, macht die Post ab heute (14. August, Anmerkung der Redaktion) bis zum 29. August dicht. Der Posthalter geht in seinen wohlverdienten Urlaub. Ersatz wurde nicht gefunden. Damit die Panger nicht ganz abgenabelt sind, wird die Aisinger Poststelle in dieser Zeit länger als sonst üblich geöffnet.“ Vier Tage später: „In Pang geht wieder die Post ab und das früher als geplant. ,Durch eine Arbeitsplatzumstellung und Umschichtung, die nicht vorhersehbar war, haben wir jetzt eine Urlaubsvertretung für die Panger bekommen‘, sagte uns Postdienst-Sprecher Klaus-Dieter Nawrath.“

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„Bei dieser Wiesn werden sie nicht fehlen: die Hendl zum Mitnehmen. Die Diskussionen über die Einführung von Mehrweggeschirr führten bei Bierbichler im letzten Jahr zum Entschluß, keine Hendl mehr zu verkaufen. In diesem Jahr setzt der Unternehmer wieder auf die knusprigen Gockerl – zum Leidwesen der Festwirte und der anderen Besitzer kulinarischer Wiesnstanderl. Grünes Licht bekam er dabei im Umweltamt Rosenheim. Albert Detsch: ,Wenn Sie sich im Straßenverkauf eine Brezn kaufen, dann ist die ja auch in einer Papiertüte.‘“ re

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