Nachruf

Umtriebig bis ins hohe Alter

von Redaktion

Ehemaliger Stadtrat Hans Bentzinger starb im 99. Lebensjahr

Rosenheim – In ein paar Monaten, am 8. Dezember, wäre er 99 geworden: Hans Bentzinger, ein unerschrockener Journalist, ein mutiger und umsichtiger Verleger und vor allem ein bürgernaher Rosenheimer, der mit seiner Meinung, wenn´s sein musste, nicht hinterm Berg hielt. Danach handelte er auch als Stadtrat, dem er für die Freien Wähler/UP 18 Jahre lang bis 1990 angehörte, davon sechs Jahre als Fraktionsvorsitzender. Jetzt ist Hans Bentzinger im Alter von 98 Jahren gestorben.

Der gebürtige Augsburger. der aus einer kinderreichen Familie stammte und sich in der Bekleidungsbranche ausbilden ließ, ist Träger der goldenen Bürgermedaille der Stadt Rosenheim und Ehrenmitglied der Freien Wähler/UP.

Der junge Hans Bentzinger blieb von den Kriegsjahren nicht verschont. Er wurde im Russlandfeldzug eingesetzt und geriet 1944 als Feldwebel nach Rosenheim. Die amerikanische Militärregierung erteilte ihm dann 1946 eine Lizenz für einen Zeitungsgroßhandel. Das war der Beginn einer besonderen Liebe zum Zeitungswesen.

Er gründete 1960 ein Anzeigenblatt mit größtenteils redaktionellen Beiträgen und war damit Vorreiter auf diesem Gebiet in Bayern. Mit dieser „Rosenheimer Rundschau“ war ein Forum für alle (politischen) Gruppierungen sowie Parteien geschaffen und damit für eine breite Meinungsvielfalt. Charakteristisch für das Blatt war die Kolummne „Meine Meinung“, in der sich Hans Bentzinger nicht scheute, brisante Themen anzupacken und auf diese Weise kreative Debatten anzustoßen. Und er war derjenige, der bereits vor über 50 Jahren eine Fußgängerzone forderte, den Bau einer Stadthalle, eines Hallenbades und Gewerbeansiedlung. Bürger mit Informationen zu versorgen, ihnen Ausblicke und Möglichkeiten zur eigenen Lebensgestaltung zu geben, das war Hans Bentzingers „Ding“. Auch die Vereine lagen ihm am Herzen, ihnen wollte er eine Stimme geben. So gründete er 1976 die „Rosenheimer Sportzeitung“, zusammen mit dem Vorsitzenden des Stadtverbandes für Leibesübungen. Auch das war ein Pilotprojekt – diesmal für die ganze Bundesrepublik.

Selbst anpacken zum Wohle anderer – auch das war für Hans Bentzinger eine Selbstverständlichkeit. Er arbeitete führend in etlichen Vereinen mit, etwa im Wirtschaftlichen Verband, in der Nachbarschaftshilfe sowie beim Gewerbeverband, den er 1971 wieder ins Leben rief und dessen Vorsitzender er eine Zeitlang war. Im Jahr 1982 wurde er Chefredakteur beim Anzeigenblatt „echo“, bei dem er gleichzeitig mit dem OVB als Gesellschafter eintrat. Zuvor hatte er die Bücher „Rosenheim – gestern und heute“ sowie „Sportstadt Rosenheim“ herausgebracht.

Der „Ruhestand“ war für ihn nur ein Wort, er blieb umtriebig. So war er bis zuletzt Verleger des monatlichen „Veranstaltungsspiegels“ der Stadt Rosenheim und veröffentlichte in seinem eigenen Hans Bentzinger- Verlag die Wanderreihe „Wo unsere Berge am schönsten sind“.

Die Beerdigung findet am Freitag, 24. August, um 10 Uhr im Städtischen Friedhof Rosenheim statt.ew

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