Was mich freut, was mich ärgert

Künstlerfreiheit oder Horror für Kinder?

von Redaktion

Beim „Panic Room“ auf der Wiesn werben Bilder aus Horrorfilmen für einen Besuch. Susanne Miersch aus Rosenheim ärgert sich nicht über diese Art der Werbung, sondern darüber, dass sie in Augenhöhe von Kindern angebracht worden ist.

Rosenheim – Lange Schlangen am Eingang des „Panic Rooms“ beweisen: Viele Wiesnbesucher gruseln sich gerne. Sie erwartet im Innern ein Spektakel der besonderen Art: Verkleidete Darsteller stellen Szenen aus bekannten Horrorfilmen nach.

Susanne Miersch legt Wert auf die Feststellung, dass sie nicht grundsätzlich gegen Geisterbahnen ist. Doch sie findet: „Diese schrecklichen Abbildungen am Eingang auf der Höhe von Kinderaugen gehören dort wirklich nicht hin. Zum Werbeauftritt der familienfreundlichen Wiesn passt dies meines Erachtens gar nicht.“

Der Blick der Erwachsenen fällt nach ihrer Erfahrung beim Vorbeigehen eher auf die Mitarbeiter des Horrorkabinetts, die vor dem Eingang als lebendige Figuren aus Filmen herumspringen und beliebte Fotomotive auf der Wiesn sind. Kinder an der Hand der Eltern oder im Buggy hätten dagegen vor allem die auf halber Höhe am Geländer vor dem „Panic Room“ angebrachten Horrorbilder im Blick, warnte Susanne Miersch. Unter anderem sind an der Bande die Fratze der Mörderpuppe „Chucky“ und das Gesicht von „Hannibal Lecter“ abgebildet.

Susanne Miersch hat selber erwachsene Kinder, die die Mama darauf hingewiesen haben, dass es heute auf den gängigen Internetportalen viel schlimmere Bilder gebe. Trotzdem findet die Rosenheimerin, dass Chucky und Co. kleine Kinder verstören könnten. „Das Kind ist mit dem gruseligen Anblick der Bilder allein“, warnt die OVB-Leserin. Nicht immer würden Mädchen und Buben ihre Ängste sofort den Eltern mitteilen, so die Erfahrung der Mutter. Die Reaktionen kämen oft erst später. „Dann wundert man sich, woher die Ängste kommen.“

Klaus Hertreiter, Projektleiter des Herbstfestes, räumt grundsätzlich ein, dass die Anbringung der Bilder „nicht ganz glücklich ist“. Doch er verweist nicht nur darauf, dass auf jede Wiesn traditionell eine Geisterbahn gehört, sondern stellt auch fest: „Da hatten wir schon viel gruseligere Fahrgeschäfte.“

Das aktuelle ist in ganz Europa erfolgreich mit diesem Aufbau unterwegs – seit 15 Jahren. Die Idee stammt aus den USA. Millionen haben ihr Showgeschäft bereits besucht, berichtet Schaustellerin Petra Lemoine. Zum ersten Mal habe sie jetzt vernommen, dass es eine Beschwerde über die Außenwerbung gebe.

Auch in Rosenheim sei die Resonanz sehr gut: Sogar viele Familien würden die Show besuchen. Auch Hortgruppen hätten sich angemeldet, für solche geschlossene Gruppen gebe es dann etwas abgemilderte Vorführungen. Petra Lemoine geht angesichts der Begeisterung für die Show nicht davon aus, dass sich kleine Kinder von den Bildern am Geländer vor der Kasse verschrecken lassen. „Man kann es nicht jedem Recht machen“, bedauert die Vertreterin der Schaustellerfamilie.

Die künstlerische Freiheit zu beschneiden und auf ein Abkleben der Bilder zu bestehen, berge die Gefahr von Präzedenzfällen, warnt außerdem Hertreiter. Was jemand als grenzwertig betrachte, liege schließlich im subjektiven Empfinden des Einzelnen. Bisher sei beim Wirtschaftlichen Verband als Veranstalter nur eine schriftliche Beschwerde eingegangen – bei Tausenden Besuchern, stellt der Projektleiter fest. Hertreiter ist selber Vater und kennt viele Familien. Auch hier seien die Reaktionen auf die Gruselelemente unterschiedlich: Was das eine Kind mit neugierigem Interesse begutachte, jage dem anderen Angst ein. „Die Kinder befassen sich damit“, so seine Erfahrung. Er verweist auf die Möglichkeit, dass Eltern mit kleinen Kindern die Geisterbahnen umgehen. In der Menschenmasse sei der freie Blick auf die unten angebrachten Bilder oft gar nicht möglich, findet er. Grundsätzlich hält der Projektleiter fest: „Der Umgang mit Geisterbahnen ist ein schwieriges Thema. Wir müssen uns dem stellen und als Veranstalter eventuelle Diskussionen dazu aushalten.“

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