Kolbermoorer Kartiert Arten

Mit offenen Augen durch die Natur

von Redaktion

Geduld, Geduld und nochmal Geduld zeichnet Hans Unterbuchner (69) aus. Der Kolbermoorer kartiert seit sieben Jahren für das Bayerische Landesamt für Umwelt in Augsburg Tiere und Pflanzen. Im Landratsamt Rosenheim zeigt er jetzt seine Bilder. Ein Blick in die farbenreiche Schatzkammer.

Kolbermoor – Alles begann vor sieben Jahren mit dem Kauf einer Digitalkamera – und dann machte sich Unterbuchner auf in die Natur. Vor ihm breitete sich eine Welt aus voller Farbenpracht und Vielfalt. „Einfach faszinierend ist das“, gesteht der Kolbermoorer im Gespräch mit dem unserer Zeitung. Seine Begeisterung ist ansteckend und so lässt man sich gerne mitnehmen hinein in seine Bilderwelt.

Über 470 geschützte Tier- und Pflanzenarten kartiert

Bei seinen stundenlangen Aufenthalten in der Natur kommen ihm alle möglichen Tiere und Pflanzen vor die Linse. Und Unterbuchner drückt gekonnt ab. Nun, optimales technisches Equipment ist unbedingt erforderlich, um Bilder dieser Güte zu bekommen. Doch der Hobbyfotograf hat die Schmetterlinge, die Libellen, die Nachtfalter nicht nur digital festgehalten. Was er an Besonderheit in freier Natur antrifft, meldet er auch an das Bayerische Landesamt für Umwelt. Er leistet diese Kartierarbeit ohne Bezahlung aus reinem Idealismus und ohne dabei fanatisch zu sein. Mittlerweile hat er im Landkreis Rosenheim über 470 unterschiedliche geschützte Tier- und Pflanzenarten kartiert und fotografiert.

Eine Arbeit, die vom Landesamt für Umwelt besonders gewürdigt wird. Diese Datenmeldung ist ein „wichtiges Standbein der Artenschutzkartierung (ASK)“ Denn: „Ohne deren Unterstützung würden wertvolle Erkenntnisse über die Verbreitung und Vorkommen vieler spezieller Arten, aber auch vieler Arten der Standardgruppen wie den Säugetieren, Vögeln, Lurchen, Kriechtieren, Libellen, Heuschrecken, Tagfaltern fehlen“, heißt es aus dem Landesamt für Umwelt in Augsburg.

Lokale Experten ermöglichten häufig eine kontinuierliche Beobachtung von Lebensräumen und damit auch ein frühzeitiges Entdecken von Bestandsänderungen oder Beeinträchtigungen – im Unterschied zu Auftragskartierungen, die immer nur eine Momentaufnahme darstellen können.

Eine ganz zentrale Bedeutung erhalten die Daten der ehrenamtlichen Kartierer bei der Erstellung von Roten Listen gefährdeter Arten: Sie übernehmen die Bearbeitung von Gruppen, über die im behördlichen Naturschutz nahezu keine Informationen vorliegen, liefern Hinweise für die Bestandsentwicklung von Arten und bringen ihre Kenntnisse über die regionalen Verbreitungen ein.

Die Rote Liste gefährdeter Tierarten enthält mit 16000 bearbeiteten Tierarten nur etwa die Hälfte der bayerischen Fauna, über alle anderen Arten lägen nicht ausreichende oder keine Informationen vor, heißt es aus dem Landesamt.

Ein Fazit, dass Unterbuchner natürlich mehr als befeuert. Wie sieht seine Bilanz nach jahrelanger Naturbeobachtung aus? Natürlich würden die Lebensräume vieler Arten durch die verstärkte Nutzung durch den Menschen eingeschränkt. Besonders der Straßenverkehr dezimiere enorm. Unterbuchner spricht düster von „milliardenfacher Reduzierung“.

Doch diese dunklen Momente dauern nicht lange an, schnell kommt er wieder auf die unglaublichen Schätze unserer Heimat zu sprechen. Sein Appell: „Geht mit offenen Augen durch die Natur – und staunt!“ Die Ausstellung im Foyer des Landratsamtes Rosenheim läuft noch bis Freitag, 28. September, zu den Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8.15 bis 12 Uhr, zusätzlich donnerstags 14 bis 17 Uhr.

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