Rosenheim/Schleching – Ehe sie in den Ruhestand gingen, waren sie Bankfachleute, Ärzte, Förster, Regierungsdirektoren, Verwaltungsleiter und Unternehmer. Doch seit neun Jahren tun sich rüstige Rentner jeden Spätsommer für zwei bis drei Tage zusammen, um mit Säge, Motorsense und Baumschere ausgerüstet bei Schleching auf den Berg zu ziehen – im Kampf gegen die Verbuschung der Almen. Die rüstigen Senioren gehören der Altpfadfindergilde Rosenheim an.
Ihre Motivation für den freiwilligen Arbeitseinsatz sehen sie in der Verpflichtung, die es mit sich bringt, in einer der schönsten Landschaften Deutschlands leben zu dürfen. Denn sie wissen: Die Schönheit dieses Naturraumes ist nicht nur ein Geschenk des Himmels, sondern auch das Ergebnis jahrhundertelanger Kulturarbeit, vor allem der Landwirtschaft. „Statt mit E-Bike im Gebirge herumzuturnen, machen wir das Almschwenden zum Seniorensport“, dachten sich die Herren und eine Frau.
Kleine Bäume wurden ausgerissen, größere abgesägt, Brombeeren und Wildrosen zurückgeschnitten und vieles mehr. Früher, so wissen sie, war solche Arbeit des Almputzens häufig eine Aufgabe der bäuerlichen „Austragler“ und des Almpersonals. Heute lässt der Arbeitskräftemangel gerade in der Landwirtschaft kaum Zeit für derlei Pflege. Alle, die mithelfen, waren in ihrer Jugend bei den Pfadfindern, und so wollen sie mit der Schwend-Aktion zugleich Gutes tun. Denn die Arbeit wird vom Landschaftspflegeverband Traunstein honoriert. Das Geld geben die Helfer als Spende an ein Schul- und Gartenbauprojekt in Bangladesch weiter. Denn das Land wird von Hochwasser, steigendem Meeresspiegel und heftigen Stürmen heimgesucht. „Gerade in einer Zeit, da Fluchtbewegungen aus Kriegs-, Übervölkerungs- und Klimakatastrophen-Gebieten auch bei uns spürbar sind, ist es dringend erforderlich, der Natur hier und den bedrängten Völkerschaften dort mit Perspektiven auf die Beine zu helfen“, so die Ehrenamtlichen.
Noch einen Grund gibt es: „Es macht glücklich, die Welt ein wenig besser zu verlassen, als man sie vorgefunden hat“, zitieren sie Robert Baden-Powell, den Gründer der Pfadfinderbewegung. re