von Redaktion

Die Rosenheim-Cops werden volljährig: Heute, Dienstag, startet um 19.25 Uhr im ZDF die 18. Staffel. Produzent Alexander Ollig verrät im OVB-Gespräch natürlich nicht, wer als Mörder entlarvt wird, doch er gibt einen Einblick in die Dreharbeiten.

Alexander Ollig ist als Produzent seit der 180. Folge für die künstlerische und wirtschaftliche Produktion der ZDF-Serie verantwortlich. Foto Bavaria / Kay Blaschke

„Es gabat wieder a Leich!“

Rosenheim – „Es gabat a Leich!“ Weit über 400-mal ist dieser Satz inzwischen gefallen, denn es gibt keine Folge ohne Mord, der außerdem immer relativ unblutig ausfällt. Nur kurz richtet sich die Kamera auf den oder die Ermordeten, denn die Cops müssen sofort mit den Ermittlungen beginnen.

Selbstverständlich ist die Ermittlungsarbeit der Kommissare immer erfolgreich, denn das gehört laut Ollig ebenso zu den Gesetzen der beliebtesten Vorabendserie im ZDF wie die Tatsache, dass in Rosenheim immer die Sonne scheint. Dass die Jahreszeiten bei den Cops quasi abgeschafft wurden, hat nach Angaben des Produzenten einen pragmatischen Grund: Im Winter sind die Drehtage mit Tageslicht zu kurz. 35 Mitarbeiter plus Schauspieler umfasst das Drehteam, das regelmäßig von den Bavaria Studios in München nach Rosenheim anreist. Gedreht werden fünf Folgen parallel, aber nicht chronologisch Folge für Folge. Entsprechend muss das Wetter mitspielen, damit der Tote nicht am sommerlichen Badesee liegt und die Kommissare dann bei Regen ermitteln. Deshalb ermitteln die Kommissare fast immer unter weiß-blauem Himmel. Wenn schon Winter, wie bei einem Serienspecial im Jahr 2017, dann ein malerischer mit viel Schnee. Solche Traumwinter gibt es heute nicht mehr so verlässlich wie noch vor 20 Jahren, bedauert Ollig. 43 Minuten lang dauert das Rätselraten um den Mörder oder die Mörderin, die ihre Tat stets aus drei Gründen verübt haben: Neid, Habgier, Eifersucht.

Doch es menschelt nicht nur rund um die Tat: Auch im Kommissariat, in Wirklichkeit bekanntlich das Rosenheimer Rathaus, erzählen viele kleine Nebenhandlungen aus dem Alltag der Protagonisten – immer mit einem Augenzwinkern: etwa wenn Sekretärin Miriam Stockl die Gerüchteküche anheizt oder Polizeihauptmeister Michi Mohr seine Lokalkenntnisse als Feuerwehrler bei den Ermittlungen geschickt einsetzt. „Das sind Geschichten, die das Leben schreibt“, ist Ollig überzeugt. In der Tat finden sich viele Zuschauer in den Büroszenen aus der Mordkommission wieder. Sie ähneln dem Alltag am eigenen Arbeitsplatz.

„Einen Krimi-Strang zu schreiben ist nicht so schwer, doch einen Humorstrang dazu zu erfinden, der kleine Alltagsproblemchen zum Thema hat, das ist eine Kunst“, sagt der Produzent. Schließlich dürfen sich diese kleinen Geschichten in der großen rund um die Aufklärung des Mordes nicht wiederholen. Sieben Autorinnen und Autoren bemühen sich für die ZDF-Vorabendserie, die in der 17. Staffel zwischen 4,5 und fünf Millionen Zuschauer pro Sendung hatte, um „Futter“ für die Folgen. Die Drehbuchentwicklung ist laut Ollig die wichtigste Aufgabenstellung: 60 bis 70 Prozent der Arbeitsenergie fließt in die Drehbücher. Stimmig müssen sie sein, plausibel, dürfen keine Brüche haben. Noch während des Drehs der aktuellen Staffel wird deshalb bereits an den Büchern der nächsten gefeilt. Als Produzent liest Ollig jedes Drehbuch, tüftelt gemeinsam mit den Autoren so lange, bis die fünfte oder sechste Fassung die Qualität liefert, für die „Die Rosenheim-Cops“ stehen: in sich stimmige Geschichten, gewürzt mit „charmantem Humor“, wie es Ollig beschreibt.

Stimmig, das heißt auch, dass Polizeichef Gert Achtziger in zwei aufeinanderfolgenden Szenen vor dem Kommissariat und dann in der Information dasselbe Sakko trägt. In der Produktion ist für diese Feinabstimmung ein eigenes Team zuständig. Es gibt sogar Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass auf dem Bauernhof der Schwester von Kriminalkommissar Korbinian Hofer (Joseph Hannesschläger) die Gänse stets malerisch auf der Wiese herumwatscheln. Dass sie das tun, hat einen Grund: Sie werden von einem Mitarbeiter der Filmcrew angelockt und dann, damit sie nicht aus dem Bild laufen, mit Wasser besprüht. Das mag das Federvieh – und bleibt genüsslich sitzen.

So entsteht eine Idylle, die das Herz wärmt – nicht nur weil immer Haus und Hof, Stadt und Land im goldenen Sonnenlicht erstrahlen, sondern auch, weil sich stets die kleinen Alltagssorgen auflösen und die großen Mordstaten aufgeklärt werden. „Wir erzählen ein Märchen“, sagt Ollig. Mit Ausnahme vom Mord, der meist nicht gezeigt wird, haben Krankheiten, Unfälle, Blut und Gewalt keinen Platz in der Serie. Auch Sexualdelikte finden bei den Rosenheim-Cops nicht statt. Kinder sind keine Opfer. 43 Minuten lang sollen die Zuschauer alle Sorgen vergessen – verbunden mit dem Versprechen, dass der Böse bestraft wird.

25 weitere Folgen

der Kult-Serie

So läuft es oft im Vorabendprogramm. Doch die Rosenheim-Cops heben sich aus der Masse der Produktionen hervor. Sie sind die erfolgreichste Vorabendserie im ZDF, einfach Kult. Warum das so ist? Ollig ist überzeugt: „Das liegt an unserem unablässigen Bemühen um Qualität – von den Drehbüchern bis zur Besetzung der Schauspieler.“ In der neuen Staffel mit 25 Folgen sind wieder viele spannende Fälle dabei: unter anderem rund um einen Yogalehrer, der erschlagen aufgefunden wird, und einen Obst- und Gemüsehändler, der familiären Streitigkeiten erliegt. Gedreht wurde auch im Kuko und in Rosenheimer Geschäften. Olligs Lieblingsfolge erscheint vermutlich Ende März: „Abgerechnet wird zum Schluss.“ Wie und warum, wird noch nicht verraten.

Artikel 6 von 11