von Redaktion

Am Mittertor beginnen die Grabungen – Ergebnisse bis Ende des Jahres erwartet

Tonscherben haben die Archäologen bereits gefunden.

Bis zu einer Tiefe von 3,50 Metern wird jede der sechs Schürfen rund um das Mittertor ausgehoben. Die Gruben sind abgesichert.Fotos Heise

Auch hier wird gegraben: Der Hofeingang im Mittertor.

Den Fundamenten auf der Spur

Rosenheim – Stein für Stein arbeitet sich Maciej Bobrek voran: Er betrachtet sie genau und zeichnet die Umrisse dann in ein Raster, das in einem Feldbuchrahmen steckt. Mithilfe der Bleistiftzeichnung entsteht nach und nach die Abbildung einer Fundament-Schicht. Maciej Bobrek ist Mitarbeiter der Münchner Grabungsfirma „Nexct“. Und untersucht im Auftrag der Stadt Rosenheim das Fundament des Mittertors. Ein erster Schritt auf dem Weg zur Sanierung des Bauwerks, das von unzähligen Rissen durchsetzt ist.

Sechs sogenannte Schürfen haben die Archäologen von „Nexct“ ausgehoben. Bis in eine Tiefe von 3,50 Metern wird gegraben, um dann nach und nach eine zeichnerische Dokumentation des Fundament-Profils zu erstellen. Am Rand von Schürfe 3, in der Maciej Bobrek arbeitet, liegt ein Mäppchen mit bunten Stiften. Diese braucht Bobrek, um seine Zeichnungen später zu colorieren. Jeder Abschnitt, den er noch nicht dokumentiert hat, ist mit einer Noppenfolie abgehangen. Es ist eine Arbeit, die viel Sorgfalt benötigt und ein geschultes Auge.

Denn schon beim Ausheben der Schürfgruben haben die Mitarbeiter von „Nexct“ einige archäologische Funde zu Tage befördert: Abfallreste, Tierknochen und Tonscherben sind im Fundament über die Jahre konserviert worden. Jetzt tauchen sie wieder auf, werden geborgen und in einem kleinen Plastikkörbchen aufgehoben. Später müssen sie gereinigt werden, erst dann lässt sich mit Bestimmtheit sagen, aus welcher Zeit sie stammen. Grabungsleiter Thomas Neumann vermutet, dass die Funde dem 16. Jahrhundert zuzuordnen sind. Jedenfalls ähneln die Scherben unter anderem in ihrer Form und in der Art ihrer Verzierung anderen Fundstücken, die die Archäologen genau dieser Zeit zurechnen konnten. Der Turm des Mittertors wurde im Jahr 1240 erstmals urkundlich erwähnt.

Das Fundament dieses ersten Bauwerks liege deutlich tiefer als bisher gegraben ist, sagt Statiker Gunter Köster. Die Fundamente der Flügelbauten sind viel später gelegt worden – was in der Summe heute dazu führt, dass die Auffüllungen zwischen den verschiedenen Fundamenten unter dem Mittertor in Bewegung geraten sind, sich absenken. In der Folge haben sich im Bauwerk des Mittertors unzählige, schräg verlaufende Risse gebildet. Und auch wenn die Statik gewährleistet ist, wie Christian Schwalm von der Pressestelle der Stadt sagt: „Die Sanierung des Mittertors ist dringend erforderlich.“

Den entsprechenden Beschluss hatte der Rosenheimer Stadtrat gefasst, und für die statisch-konstruktive Voruntersuchung außerplanmäßig 120000 Euro bereitgestellt. 50000 Euro davon erhält die Stadt als Zuschuss aus der Städtebauförderung.

Maciej Bobrek und seine Kollegen von der Grabungsfirma „Nexct“ werden sich in den kommenden Wochen von Schürfe zu Schürfe arbeiten, Schicht für Schicht des Bodens betrachten und Stein für Stein zeichnerisch übertragen. Ende Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Im Anschluss werden die Untersuchungen ausge- und bewertet. Die Ergebnisse werden dann vermutlich zu Beginn des neuen Jahres im Stadtrat vorgestellt. Dort wird entschieden, wann die Sanierung beginnt.

Geschlossen

Aufgrund der Grabungsarbeiten rund um das Mittertor bleibt das Heimatmuseum am Dienstag, 16. Oktober, und am Mittwoch, 17. Oktober, geschlossen. In den darauffolgenden Tagen ist es dann wieder regulär geöffnet: wochentags von 10 bis 17 Uhr. An Sonntagen und Montagen ist das Museum geschlossen.