Auftritte in Aising-Pang

Der Zirkus ist wieder in der Stadt

Rosenheim/Bad Aibling – Sein „Circus Feraro“, Deutschlands größtes derartiges Familienunternehmen mit insgesamt 25 Angehörigen, schlägt ab Freitag, 19. Oktober, für eine Woche seine Zelte in Rosenheim auf. Nach dem Gastspiel in Bad Aibling heißt die aktuelle Spielstätte: Brannenburger Straße (Zimmerei Baumann) in Aising-Pang.

Bereitwillig öffnet Schmidt, selbst geboren in einem Zirkus, seinen gemütlichen Wohnwagen für einen Plausch über die Welt der Artisten und Akrobaten. Dabei liefert er einen informativen Blick hinter die Kulissen der Schausteller-Welt, die er seit 30 Jahren leitet.

Familie ist ein

eingespieltes Team

Sechs Generationen der Familie Schmidt haben diesen Zirkus bereits durch die Jahrzehnte getragen, angefangen hatte alles mit Großvater Schmidt. „Am Anfang gab es gar keine Pferde, sondern Haus-Stiere. Die waren zwar etwas sturer, aber mit Geduld und Geschick kann man auch ein Rindvieh dressieren“, erklärt der Direktor.

Ein Besuch auf der Festwiese dokumentiert die Großfamilie Schmidt nachweisbar und eindrücklich als eingespieltes Team: Ehefrau und Geschwister bauen Zelte auf und schließen Leitungen an, Söhne und Töchter rangieren Lastwagen und versorgen Lamas und Ziegen. Plötzlich Alarm hinterm Küchenwagen: ein „Belgischer Riese“, der sich selbstständig gemacht hat, muss eingefangen werden. Nach 15 Minuten „Treib-Einfang-Jagd“ landet der Hase wieder im Freigehege.

Apropos Tierwohl: „Unseren Tieren geht es gut bei uns.“ Der Tierarzt untersuche alle Vierbeiner regelmäßig. „Nehmen wir die Tauben als Beispiel. Die Federn werden nicht gestutzt, sie machen alle Kunststücke freiwillig. Der Trick sind Anistropfen auf dem Handrücken. Da fliegen die Tauben drauf. Für Lakritz-Geschmack tun die alles“, verrät der Zirkusdirektor.

Die Zirkus-Welt ist eine besondere. „Nehmen wir nur die Kinder von Schausteller-Familien, die alle zwei Wochen in eine andere Schule gehen müssen.“ Schmidt hat als Vater von zehn Kindern zwischen 33 (Ramon) und elf (Angelina) Jahren intensive Erziehungs- und Lebenserfahrung. „Einer meiner Söhne beispielsweise hat an die Aiblinger Schule nur gute Erinnerungen. Dort verstand er ein mathematisches Problem, das im wochenlang zuvor Kummer bereitet hatte“, so Schmidt. Aber: Es ist auch nicht immer leicht, in eine neue Klasse auf Stippvisite zu kommen.

Die einmalige Atmosphäre von Sägemehl und Popcorn-Duft, die Kinder wie Senioren gleichermaßen verzaubert, lässt ihn und seine Familie unermüdlich weitermachen, allen Schwierigkeiten zum Trotz.

„Es ist nicht immer leicht. Die Kosten für Platzmiete und Strom, für Versicherungen und Futter werden nicht geringer“, schildert Schmidt. „Natürlich bin ich gerne Zirkusdirektor. Ich muss aber auch Ahnung von Fahrzeugwartung, Tierhaltung und Finanzmanagement haben. Wir bekommen übrigens keinerlei Zuschüsse.“ Erleichtert ist der Feraro-Chef, wenn ihm Gemeinden wohlgesonnen sind und keine unnötigen bürokratischen Hürden aufgebaut werden, wie eben jetzt in Aising-Pang.

Viele Kommunen lehnen Zirkus ab

In anderen Kommunen wird – aufgrund eines „schwarzen Schafes“ – pauschal mittlerweile ein Zirkus abgelehnt. „Das ist schade. Denn wir kommen seit 30 Jahren in die Region und sorgen nicht nur wegen der finanziellen Bürgschaft dafür, dass wir alles ordentlich hinterlassen“, so Schmidt. Zudem: Der Zirkus hat auch mit Vandalismus zu kämpfen. Wagen werden angesprüht oder sogar Reifen aufgeschlitzt. „Das ist extrem gefährlich und finanziell auch schlimm für uns.“

Die Rosenheimer können sich auf sieben Vorstellungen freuen. Start ist am Freitag, 19. Oktober, um 16 Uhr. Die Kasse ist ab 10 Uhr geöffnet, genauso wie die tägliche Tierschau von 10 bis 13 Uhr. Am Freitag ist Familientag. Eltern sowie Kinder zahlen zehn Euro. Montags zahlen Eltern Kinderpreise. Informationen unter www. circus-feraro.de. bux